Die USA reagieren auf die zunehmende Gewalt zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon. Wie die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) meldet, entsenden die Vereinigten Staaten zusätzliche Truppen in den Nahen Osten, da mittlerweile das Risiko eines größeren regionalen Krieges bestehe, so das Pentagon am Montag.
Der Pressesprecher des Pentagons, Generalmajor Pat Ryder, wollte keine Einzelheiten über die Anzahl der zusätzlichen Truppen oder deren Aufgaben bekannt geben. Die USA haben derzeit etwa 40.000 Soldaten in der Region.
Am Montag sind der Flugzeugträger USS Harry S. Truman, zwei Zerstörer und ein Kreuzer von Norfolk (Virginia) aus zu einem regulären Einsatz im Mittelmeer aufgebrochen. Damit besteht die Möglichkeit, dass die USA sowohl die Truman als auch den Flugzeugträger USS Abraham Lincoln, der sich im Golf von Oman befindet, in der Nähe behalten, falls weitere Gewalt ausbricht.
„Angesichts der zunehmenden Spannungen im Nahen Osten und aus Gründen der Vorsicht schicken wir eine kleine Anzahl zusätzlicher US-Militärs nach vorne, um unsere bereits in der Region befindlichen Streitkräfte zu verstärken. Aber aus Gründen der operativen Sicherheit werde ich mich nicht dazu äußern oder Einzelheiten nennen“, sagte Ryder.
Gewalt zwischen Israel und Hisbollah eskaliert
Die neuen Einsatzbefehle der US-Streitkräfte erfolgen nach einer Angriffswelle der israelischen Armee im Süden des Libanon und in der Bekaa-Ebene. Dabei seien nach israelischen Angaben mehr als 1300 Ziele angegriffen worden, um die militärische Infrastruktur der proiranischen Schiitenmiliz Hisbollah zu zerstören. Diese feuerte ihrerseits erneut Geschosse Richtung Israel ab. Die Hisbollah meldete, dass sie einen Militärstützpunkt im Norden Israels mit Dutzenden Raketen beschossen hätte. Zeitgleich ertönten in den nordisraelischen Städten Haifa und Akko Sirenen.
Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden seit Montagfrüh fast 500 Menschen getötet, darunter 35 Kinder. Bis zum Abend seien zudem 1645 Verletzte registriert worden. Offizielle Opferzahlen aus Israel gab es zunächst nicht.
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sprach davon, dass das Kräfteverhältnis im Norden verändert werden soll. „Und genau das tun wir auch.“ Man schalte „Führungsmitglieder und Terroristen“ aus und zerstöre Raketen. Netanjahu rief die libanesische Bevölkerung dazu auf, ihre Häuser zu verlassen, bevor die israelische Armee die Luftangriffe ausweitet. Kurze Zeit später griff Israel Beirut gezielt aus der Luft an. Einem Bericht der Times of Israel zufolge galt der Angriff dem Hisbollah-Anführer Ali Aaraki. Er gilt als Nummer drei Schiitenmiliz. Ob er dabei getötet wurde, war zunächst unklar.
US-Botschaft rät allen Amerikanern, den Libanon zu verlassen
Das US-Außenministerium riet allen Amerikanern, den Libanon zu verlassen, da die Gefahr eines regionalen Krieges zunimmt. „Aufgrund des unvorhersehbaren Charakters des anhaltenden Konflikts zwischen der Hisbollah und Israel und der jüngsten Explosionen im gesamten Libanon, einschließlich Beirut, rät die US-Botschaft US-Bürgern dringend, den Libanon zu verlassen, solange noch kommerzielle Optionen verfügbar sind“, teilte das US-Außenministerium am Wochenende mit. Pentagon-Sprecher Ryder wollte auf Anfrage von Journalisten nicht sagen, ob diese zusätzlichen Kräfte auch bei dringenden Evakuierungen die Bevölkerung unterstützen werden.
Ägypten fordert „sofortiges Eingreifen“ des UN-Sicherheitsrats
Ägyptens Außenministerium forderte ein „sofortiges Eingreifen“ der „internationalen Mächte und des UN-Sicherheitsrats“. Die „gefährliche Eskalation“ durch Israel müsse gestoppt werden. Die Türkei warf Israel vor, „die ganze Region ins Chaos stürzen“ zu wollen.


