Die israelische Armee hat am frühen Montagabend Beirut gezielt aus der Luft angegriffen. Einem Bericht der Times of Israel zufolge galt der Angriff dem Hisbollah-Anführer Ali Karaki. Die Nummer drei in der Militärführung der Schiitenmiliz sei aber wohlauf und „an einem sicheren Ort“, teilte die Organisation später mit.
Bei einer israelischen Angriffswelle im Süden des Libanon und in der Bekaa-Ebene war es bereits zuvor zu zahlreichen Explosionen im Land gekommen. Die israelische Armee griff nach eigenen Angaben mehr als 1300 Ziele an, um militärische Infrastruktur der Hisbollah zu zerstören. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums wurden seit Montagfrüh 492 Menschen getötet und mehr als 1645 weitere verletzt. Bei den Angriffen im Süden sowie im Osten des Landes seien auch 35 Kinder getötet worden. Die Zahlen wurden innerhalb eines Tages bereits mehrmals nach oben korrigiert.
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sagte laut der Zeitung Haaretz am Montag im Hauptquartier des Verteidigungsministeriums in Tel Aviv bei einer Lagebesprechung: „Wir stehen vor schwierigen Tagen. Ich habe versprochen, dass wir das Kräfteverhältnis im Norden verändern werden – und genau das tun wir auch.“ Man schalte „Führungsmitglieder und Terroristen“ aus und zerstöre Raketen. Israel werde dies fortsetzen. Netanjahu rief die Bevölkerung dazu auf, den Anweisungen der Armee Folge zu leisten sowie Verantwortung und Geduld zu zeigen.
Am späten Nachmittag teilte die Hisbollah mit, sie habe einen Militärstützpunkt im Norden Israels mit Dutzenden von Raketen beschossen, während in den nordisraelischen Städten Haifa und Akko Sirenen ertönten.
🚨 The target: Senior Hezbollah terrorists Ali Aaraki, No. 3, the commander of the southern Command https://t.co/wIk2PP2OTT pic.twitter.com/xyZG1N3XbK
— Amichai Stein (@AmichaiStein1) September 23, 2024
Zuvor hatte die israelische Armee mitgeteilt, dass allein heute bereits mehr als 300 Ziele der libanesischen Hisbollah-Miliz im Nachbarland angegriffen wurden. Die israelische Armee kündigte weitere Luftangriffe auf Stätten der schiitischen Hisbollah-Miliz im Osten des Libanon an. „Wir bereiten uns auf einen großangelegten und gezielten Angriff in der Bekaa-Ebene vor“, sagte Israels Armeesprecher Daniel Hagari vor Journalisten. Er forderte die Bevölkerung des Südlibanons erstmals dazu auf, Gebiete zu verlassen, in denen die Hisbollah möglicherweise Raketen gelagert hat oder von denen aus sie Angriffe durchführt.
In einem auf X veröffentlichten Video mit arabischen Untertiteln betonte er, dass die israelischen Angriffe darauf abzielen, die Infrastruktur der Hisbollah zu zerstören und die Miliz von der Nordgrenze zu vertreiben.
כל מי שנמצא ליד או בתוך בתים בהם חיזבאללה מסתיר אמצעי לחימה מתבקש להתרחק מהם מיד pic.twitter.com/znVr6ZIBDc
— דובר צה״ל דניאל הגרי - Daniel Hagari (@IDFSpokesperson) September 23, 2024
Israel droht der Hisbollah mit weiteren Angriffen
Israel werde es den Bewohnern seiner grenznahen Gebiete im Norden des Landes ermöglichen, in ihre Wohnorte zurückzukehren. „Und wenn die Hisbollah dies nicht verstanden hat, dann wird sie einen weiteren Schlag und einen weiteren Schlag abbekommen – bis die Organisation es versteht“, sagte Israels Armeechef Herzi Halevi. Israel verfüge über weitere Fähigkeiten, die es bisher nicht eingesetzt habe.
Israel plant nach den Worten von Generalstabschef Halevi auch in den kommenden Tagen weitere Schritte gegen die Hisbollah. Israel werde es den Bewohnern seiner grenznahen Gebiete im Norden des Landes ermöglichen, in ihre Wohnorte zurückzukehren. „Und wenn die Hisbollah dies nicht verstanden hat, dann wird sie einen weiteren Schlag und einen weiteren Schlag abbekommen – bis die Organisation es versteht“, sagte der Armeechef. Israel verfüge über weitere Fähigkeiten, die es bisher nicht eingesetzt habe.
Angesichts der verstärkten israelischen Angriffe auf die Hisbollah-Miliz hatte das libanesische Gesundheitsministerium die Krankenhäuser im Süden und Osten des Landes angewiesen, alle nicht dringenden Operationen abzusagen. Die Anordnung sei nötig, „um Platz zu schaffen, um die der sich ausweitenden israelischen Aggression gegen den Libanon geschuldeten Verletzten zu behandeln“, erklärte das Gesundheitsministerium in Beirut.
Libanesen berichten von Anrufen, in denen sie zur Evakuierung aufgefordert werden
Laut der libanesischen Nachrichtenagentur National News Agency (NNA) erhielten Menschen in der Hauptstadt Beirut und anderen Gebieten des Libanons Nachrichten auf ihre Festnetztelefone, in denen Israel sie aufrief, sich in Sicherheit zu bringen. In dem NNA-Bericht wurden die Warnnachrichten als „Teil der psychologischen Kriegsführung“ bezeichnet. Auch der Informationsminister Siad al-Makari hat eine Aufforderung zur Evakuierung erhalten. Der Minister, der derzeit geschäftsführend im Amt ist, habe eine entsprechende Nachricht bekommen, teilte sein Büro NNA zufolge mit.
Ägyptens Außenminister warnt vor „Eskalation“ und sieht Verantwortung bei Israel
Vor dem Beginn der UN-Generaldebatte hat Ägyptens Außenminister Badr Abdelatty angesichts der anhaltenden gegenseitigen Angriffe zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz vor einer „Eskalation“ und einem „umfassenden Krieg“ im Nahen Osten gewarnt. „Es herrscht große Besorgnis (...) über die Möglichkeit einer Eskalation in der Region, die zu einem umfassenden Krieg führt“, sagte Abdelatty am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP am Sitz der Vereinten Nationen in New York.


