Uno-Generalversammlung

„Neue Ära“: Erdogan und Assad offen für Treffen in New York

Die Präsidenten der Türkei und Syriens haben sich beide offen für ein Treffen in der kommenden Woche erklärt, was das Ende einer 13 Jahre andauernden Eiszeit bedeuten könnte.

Der türkische Präsident hatte Baschar al-Assad 2010 in Damaskus besucht. Ein Jahr später brach die Türkei die Beziehungen zu Syrien ab.
Der türkische Präsident hatte Baschar al-Assad 2010 in Damaskus besucht. Ein Jahr später brach die Türkei die Beziehungen zu Syrien ab.Bassim/Imago

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat angekündigt, dass er um ein Treffen mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad gebeten hat, das am Rande der UN-Generalversammlung in der kommenden Woche stattfinden könnte. „Wir warten nun auf eine Antwort der anderen Seite. Wir sind dazu bereit“, sagte er am Samstag vor seiner Abreise in die USA gegenüber Journalisten.

Am heutigen Sonntag reagierte der syrische Präsident auf Erdogans Annäherungsversuch und die von Ankara geäußerten Zweifel, ob ein Treffen derzeit realistisch ist. Die Behauptungen einiger türkischer Regierungsvertreter, „dass wir uns nicht mit den Türken treffen werden, wenn es keinen Rückzug gibt, sind weit von der Realität entfernt“, sagte Bashar al-Assad im Parlament in Damaskus. Grundsätzlich sei er zu einem Treffen mit Erdogan bereit, dies hänge jedoch vom „Inhalt“ ab. Die türkische Militärpräsenz in Syrien nannte er als einen wesentlichen Knackpunkt.

Sollte das Treffen stattfinden, wären mögliche Gesprächsthemen der fast ein Jahr andauernde Krieg im Gazastreifen, der durch die Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober ausgelöst wurde, und die jüngste militärische Eskalation zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah. Der türkische Präsident würde höchstwahrscheinlich auch das Thema Migration ansprechen: In der Türkei leben über drei Millionen Syrer, die nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs geflohen sind und laut Erdogan „auf ihre Rückkehr in ihr Heimatland warten“.

Erdogan hofft auf eine „neue Ära“ in den Beziehungen zwischen der Türkei und Syrien

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich schon Anfang Juli offen für eine Wiederannäherung an Assad gezeigt und eine Einladung in die Türkei ins Spiel gebracht. „Ich glaube, dass durch ein solches Treffen hoffentlich eine neue Ära in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern beginnt“, sagte er am Samstag.

Die Türkei hatte ihre Beziehung zum Nachbarland Syrien nach Beginn des dortigen Bürgerkriegs im Jahr 2011 unterbrochen. Der Krieg brach aus, nachdem Assad Proteste niederschlagen ließ. In dem Konflikt wurden bislang mehr als 500.000 Menschen getötet und Millionen Syrer vertrieben.

In der Türkei leben über drei Millionen Flüchtlinge aus Syrien.
In der Türkei leben über drei Millionen Flüchtlinge aus Syrien.Murat Kocabas/Imago

Erdogan hatte zu Beginn des Krieges Rebellen unterstützt, die Assad stürzen wollten. In den vergangenen Jahren änderte er seinen Kurs jedoch und der Fokus Ankaras verschob sich darauf, ein ausgedehntes kurdisches Autonomiegebiet im an die Türkei angrenzenden Norden Syriens zu verhindern. Seit 2016 hat die Türkei mehrere Bodenoffensiven gegen kurdische Milizen im Norden Syriens gestartet. Die türkische Armee kontrolliert mit der Unterstützung syrischer Hilfstruppen zwei großflächige Gebiete im Grenzgebiet.

Saudi-Arabien eröffnete seine Botschaft in Syrien wieder

Die Türkei war nicht das einzige Land, das nach Ausbruch des Bürgerkriegs seine Beziehungen zu Syrien abbrach. Im November 2011 wurde Syrien aus der Arabischen Liga ausgeschlossen. Saudi-Arabien brach 2012 die Beziehungen zur Regierung von Präsident Baschar al Assad ab und Riad hatte sich lange Zeit für dessen Sturz eingesetzt.

Im Mai letzten Jahres hatte Riad erklärt, es wolle gemeinsam mit Damaskus einen „gemeinsamen arabischen Ansatz“ entwickeln. Im Januar entsandten auch die Vereinigten Arabischen Emirate ihren ersten Botschafter nach Syrien, fast 13 Jahre nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Letzte Woche eröffnete Saudi-Arabien seine Botschaft in Damaskus wieder. (mit AFP)