Kanadas neuer Premierminister Mark Carney hat den USA mit Gegenmaßnahmen gedroht, sollten ab dem 2. April geplante neue US-Zölle in Kraft treten. Er habe ein „sehr konstruktives“ Telefonat mit US-Präsident Donald Trump geführt, erklärte Carneys Büro am Freitag nach dem ersten Gespräch der beiden. Sie hätten vereinbart, bald „umfassende Verhandlungen über eine neue Wirtschafts- und Sicherheitsbeziehung“ zu beginnen.
Trump schlug in einem Beitrag auf seiner Onlineplattform Truth Social und auf einer anschließenden Pressekonferenz plötzlich einen deutlich sanfteren Ton an als in den letzten Monaten. Er bezeichnete Carney zurecht als Premierminister, nachdem er seinen Vorgänger Justin Trudeau wiederholt als „Gouverneur“ eines künftigen „51. Bundesstaats“ der USA verspottet hatte. Trump teilte mit, dass das Telefonat mit Carney trotz des von der US-Regierung angezettelten Handelskriegs „äußerst produktiv“ gewesen sei.
Trump erklärte zudem, er und Carney, der zuvor Gouverneur der Bank of Canada und der Bank of England war, seien sich „in vielen Punkten einig“ und würden sich „unmittelbar“ nach den kanadischen Bundeswahlen am 28. April treffen. Das vom Weißen Haus erbetene Telefonat am Freitagmorgen war das erste Gespräch der beiden Staatschefs seit Carneys Amtsantritt am 14. März.
( @realDonaldTrump - Truth Social Post )
— Donald J. Trump 🇺🇸 TRUTH POSTS (@TruthTrumpPosts) March 28, 2025
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Carney: „Die alte Beziehung mit der USA ist vorbei“
Carney hatte am Abend zuvor wegen der aggressiven Zollpolitik von Trump ein klares Statement in Richtung Washington gesendet. Vor Journalisten sagte er: „Die alte Beziehung, die wir zu den Vereinigten Staaten hatten und die auf einer vertiefenden Integration unserer Volkswirtschaften und einer engen sicherheitspolitischen und militärischen Zusammenarbeit beruhte, ist vorbei“. Trump habe mit seinem Verhalten die Beziehung zwischen den Nachbarstaaten nachhaltig verändert. „Es gibt kein Zurück“, sagte Carney, die USA seien „kein verlässlicher Partner mehr“.
Trump hat seit seinem Amtsantritt im Januar eine Reihe von Zöllen angekündigt oder in Kraft gesetzt. Der US-Präsident unterzeichnete Dekrete für weitreichende reziproke Zölle, die ab dem 2. April US-Gegner wie Verbündete treffen könnten. Die Idee ist, dass ein Produkt eines Landes bei Lieferung in die USA mit ebenso hohen Aufschlägen belastet wird, wie ein gleiches US-Produkt bei Lieferung in dieses Land. Allerdings wollen die USA dabei nicht nur die Zölle, sondern auch sogenannte nichttarifäre Handelshemmnisse wie etwa Subventionen oder Regularien in die Kalkulation mit einbeziehen. „Jahrelang wurden wir von praktisch jedem Land der Welt, ob Freund oder Feind, abgezockt. Aber diese Zeiten sind vorbei“, meinte Trump in dieser Woche.

