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Neue Regierung gebildet: Grönland stellt sich mit breiter Koalition Trump entgegen

Am Tag des Besuches von US-Vizepräsident J.D. Vance demonstriert die grönländische Politik Geschlossenheit. Vier der fünf Parlamentsparteien bilden eine Regierungskoalition.

Der neue Regierungschef Grönlands, Jens-Frederik Nielsen
Der neue Regierungschef Grönlands, Jens-Frederik NielsenRitzau Scanpix/imago

Grönland hat eine neue Regierung gebildet. Die Präsentation der Koalition fiel auf denselben Tag, an dem US-Vizepräsident J.D. Vance auf einem amerikanischen Militärstützpunkt im Norden Grönlands erwartet wurde. Damit werden vier der fünf Parteien im grönländischen Parlament Inatsisartut in der neuen Regierung vertreten sein, darunter auch die linke Inuit Ataqatigiit (IA) des bisherigen Regierungschefs Múte B. Egede. Nur die auf eine schnelle Unabhängigkeit vom Königreich Dänemark pochende Partei Naleraq steht außen vor – sie bildet nun alleine die Opposition.

Eine solch breite Regierungszusammenarbeit ist auf Grönland sehr ungewöhnlich, wird aber als Reaktion auf die wiederholten Aussagen von Donald Trump betrachtet. „Es ist eine Zeit, in der wir als Bevölkerung unter Druck stehen“, sagte Nielsen nach Angaben des grönländischen Rundfunksenders KNR bei der Präsentation der neuen Regierung. „Wir müssen zusammenhalten. Gemeinsam sind wir am stärksten.“

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen teilte in einem Statement auf dem Onlinedienst X mit: „Herzlichen Glückwunsch an den neuen Vorsitzenden des Naalakkersuisut Jens-Frederik Nielsen und die Parteien, die hinter der breiten Koalitionsvereinbarung in Grönland stehen. Ich freue mich sehr darauf, gemeinsam mit der neuen Naalakkersuisut die engen Beziehungen zwischen Grönland und Dänemark auszubauen.“ Naalakkersuisut ist die grönländische Bezeichnung für die Regierung Grönlands.

Grönland: Widerstand gegen Besuch von J.D. Vance und seiner Frau Usha

Auf der größten Insel der Welt leben rund 57.000 Menschen. Das geografisch zu Nordamerika zählende Grönland gehört politisch zu Dänemark. Die Insel war im 18. Jahrhundert von Dänemark kolonisiert worden. Seit dem Jahr 1979 hat das Gebiet einen Autonomiestatus, der 2009 ausgeweitet wurde. Über Außen- und Verteidigungspolitik entscheidet jedoch immer noch die ehemalige Kolonialmacht Dänemark.

US-Präsident Trump hatte in der Vergangenheit mehrmals betont, dass laut seinem Wunsch die USA Kontrolle über Grönland übernehmen sollten. Diese Äußerungen stoßen in Grönland jedoch auf Widerstand.

So wurde das Programm eines geplanten Besuchs einer Delegation um Vizepräsident J.D. Vance und seiner Frau Usha am Freitag mehrmals angepasst. Ein geplanter Besuch bei einem Hundeschlittenrennen wurde wegen lokaler Proteste abgesagt, so auch angekündigte Besichtigungen von historischen Stätten. Zudem hätten die Einwohner laut grönländischen Medienberichten auch kein Interesse daran gezeigt, mit der Second Lady der USA zu sprechen. Daraufhin sei auch dieser Programmpunkt gestrichen worden.

Die Reisepläne sorgten für Unmut bei der grönländischen Regierung. US-Präsident Donald Trump behauptete, Usha Vance sei eingeladen worden. Die grönländische Regierung wies dies zurück. (mit dpa)