Angesichts der jüngsten mutmaßlichen Sabotageakte an Unterseekabeln haben sich neun große Telekommunikationsunternehmen am Donnerstag in einem offenen Brief an die Nato, EU und Großbritannien gewandt. In dem Schreiben fordern die Unterzeichner, zu denen unter anderem Vodafone, Telefonica und Orange gehören, dringende Maßnahmen zur Sicherung der digitalen Infrastrukturen in Europa. In den vergangenen Monaten waren immer wieder Beschädigungen an Kommunikationskabeln und Stromleitungen in den Tiefen der Ostsee aufgetreten.
In dem offenen Brief warnen die Telekommunikationsunternehmen nun: „Die Auswirkungen von Schäden an Unterseekabeln gehen weit über Europa hinaus und können die globale Internet- und Energieinfrastruktur, die internationale Kommunikation, Finanztransaktionen und kritische Dienste weltweit beeinträchtigen.“
Weiter heißt es, das gesamte Unterwassernetzwerk an Telekommunikationskabeln müsse als kritische Infrastruktur anerkannt werden, um sicherzustellen, dass sie ein angemessenes Maß an Schutz und Sicherheitsinvestitionen erhalten. Außerdem fordern die Unterzeichner die EU, das Vereinigte Königreich und die Nato auf, beim Austausch von Informationen sowie bei gemeinsamen Kontroll- und Überwachungsinitiativen besser zusammenzuarbeiten, wie es in dem Brief weiter heißt. Genehmigungsverfahren und Verwaltungsstrukturen müssten zudem vereinfacht werden.
Unaufgeklärte Fälle: Zahlreiche Unterseekabel in letzten Monaten beschädigt
Die Warnung der Unternehmen folgt auf eine derzeitige Häufung von Zwischenfällen in der Nord- und vor allem Ostsee, bei denen mehrere Glasfaserkabel auf dem Meeresgrund, die riesige Mengen an Daten-, Sprach- und Internetverkehr zwischen Ländern übertragen, beschädigt wurden. Es steht der Verdacht im Raum, dass vorbeifahrende Schiffe sie – vorsätzlich oder unabsichtlich – mit ihren Ankern beschädigt haben könnten. Seit Oktober 2023 wurden nach Angaben des britischen Telegraph mindestens elf Unterseekabel in der Ostsee beschädigt, ähnliche Ausfälle wurden auch aus der Nordsee gemeldet.
Die Vorfälle haben die Angst vor Sabotageakten durch feindliche Akteure geschürt. Das Vereinigte Königreich überwacht seither das russische Spionageschiff Yantar, weil es befürchtet, dass es kritische Unterwasserinfrastrukturen kartiert. Beweise für ein russisches Verschulden an den Beschädigungen gibt es jedoch nicht. Moskau wies sämtliche Anschuldigungen bislang zurück. Auch eine Beteiligung Chinas an den mutmaßlichen Sabotageakten steht im Raum, eindeutige Beweise gibt es allerdings nicht.


