Der Abriss der Tribünen im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin-Prenzlauer Berg hat am Dienstag trotz Protesten begonnen. Wie Augenzeugen berichten, war am Morgen ein Bagger eingetroffen. Arbeiter fingen an, mit einem Bagger den vorderen Treppenaufgang zum Stadion zu entfernen. Einer der beiden Seitenaufgänge sowie der Übergang zum Haupttor wurden bereits abgerissen, Stahlstreben ragen aus den Bruchkanten, Betonschutt liegt am Boden. Die Arbeiten werden von einem weißen, halbdurchsichtigen Sichtschutz am Bauzaun gegen Neugierige und Fotografen abgeschirmt.
Am ersten Tag dauerten die Arbeiten bis 16.45 Uhr. Abgerissen wurde der Treppenaufgang mit dem darin liegenden Kassenhäuschen. Die Pressestelle der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung teilte mit: „Es gibt auch keinen kleinteiligen Zeitplan für den Abriss. Er sollte in der Kalenderwoche 41 beginnen und so ist es passiert. Gestern war die Begehung, heute geht es los“, hieß es dazu auf Anfrage. Nun werde der Abriss des alten Stadions Stück für Stück vorangetrieben.
Jahnsportpark: Bürgerinitiative will Abriss mit Eilantrag stoppen
Das alte Jahnstadion soll nach den Plänen des Senats durch einen Neubau ersetzt werden, gerahmt von einem erweiterten und umgebauten Sportpark. Der Senat will eine inklusive Vorzeige-Sportstätte bauen. Die Kosten belaufen sich auf circa 200 Millionen Euro.
Gegen die Abrisspläne gibt es Protest. Die Initiative Jahnsportpark kritisiert die geplanten Neubauten als zu massiv und hat eigene Visualisierungen von der geplanten Bebauung erstellt. Auf Anfrage der Berliner Zeitung teilte die Initiative mit, dass der von ihnen mit den NaturFreunden Berlin vorgefertigte Eilantrag zum Schutz der ansässigen Spatzen und Fledermäuse noch am Dienstag beim Berliner Verwaltungsgericht eingereicht werden soll. Das könnte für eine zeitnahe Unterbrechung der Abrisstätigkeiten sorgen.
Heute Morgen hat der Abriss des Friedrich-Ludwig-Jahnsportparks in #PrenzlauerBerg begonnen. Unser Reporter war vor Ort. pic.twitter.com/DUXgS5VfY8
— Berliner Zeitung (@berlinerzeitung) October 8, 2024
Anwohner Andree O. ist verärgert. Er wurde durch die Abrissarbeiten geweckt: „Ich bin mit dem Stadion groß geworden, ich wäre für Sanierung statt Abriss und Neubau „unter dem Deckmantel der Inklusion“
Heute morgen wurde ich von lautem Baulärm geweckt worden, das hat mich sehr gestört.“

Das nach dem Zweiten Weltkriegs aus Trümmern errichtete Stadion war ein Ort großer Sportmomente. Zehntausende bejubelten ein Dutzend Leichtathletik-Weltrekorde. Die DDR-Fußballnationalmannschaft blieb in zehn Spielen ungeschlagen. Nach dem Mauerfall trugen sowohl der 1. FC Union Berlin als auch der geschrumpfte Erzrivale BFC Dynamo ihre Heimspiele hin und wieder im Jahnstadion aus. Und Michael Jackson zeigte 1992 vor 40.000 Fans in diesem Stadion den Moonwalk.
Das drittgrößte Stadion der Stadt soll künftig nicht mehr Zuschauer fassen, aber der Neubau ist deutlich raumgreifender. Deshalb ist die Fällung von mehr als 50 ausladenden Bäumen geplant. Im Neubau sollen Leichtathletikwettbewerbe ausgetragen werden, für die das Olympiastadion zu groß wäre. Sicherlich wird auch an eine Heimspielstätte für einen dritten Fußballbundesligisten gedacht. Die Ränge sollen komplett überdacht werden, inklusive neuer Beleuchtung an der Dachkante. Und Rollstuhlfahrer sollen von jedem Stadionplatz aus rechtzeitig im Falle einer Evakuierung in Sicherheit gebracht werden können.
