Prenzlauer Berg

Jahn-Sportpark in Berlin: Tribünen-Abriss gestartet – Bagger am Stadion

Trotz Protesten werden am Dienstag die Tribünen im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg abgerissen. Unser Reporter ist vor Ort.

Der Abriss des Jahnsportparks hat am Dienstag begonnen.
Der Abriss des Jahnsportparks hat am Dienstag begonnen.Andreas Stolte

Der Abriss der Tribünen im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin-Prenzlauer Berg hat am Dienstag trotz Protesten begonnen. Wie Augenzeugen berichten, war am Morgen ein Bagger eingetroffen. Arbeiter fingen an, mit einem Bagger den vorderen Treppenaufgang zum Stadion zu entfernen. Einer der beiden Seitenaufgänge sowie der Übergang zum Haupttor wurden bereits abgerissen, Stahlstreben ragen aus den Bruchkanten, Betonschutt liegt am Boden. Die Arbeiten werden von einem weißen, halbdurchsichtigen Sichtschutz am Bauzaun gegen Neugierige und Fotografen abgeschirmt.

Am ersten Tag dauerten die Arbeiten bis 16.45 Uhr. Abgerissen wurde der Treppenaufgang mit dem darin liegenden Kassenhäuschen. Die Pressestelle der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung teilte mit: „Es gibt auch keinen kleinteiligen Zeitplan für den Abriss. Er sollte in der Kalenderwoche 41 beginnen und so ist es passiert. Gestern war die Begehung, heute geht es los“, hieß es dazu auf Anfrage. Nun werde der Abriss des alten Stadions Stück für Stück vorangetrieben.

Jahnsportpark: Bürgerinitiative will Abriss mit Eilantrag stoppen

Das alte Jahnstadion soll nach den Plänen des Senats durch einen Neubau ersetzt werden, gerahmt von einem erweiterten und umgebauten Sportpark. Der Senat will eine inklusive Vorzeige-Sportstätte bauen. Die Kosten belaufen sich auf circa 200 Millionen Euro.

Gegen die Abrisspläne gibt es Protest. Die Initiative Jahnsportpark kritisiert die geplanten Neubauten als zu massiv und hat eigene Visualisierungen von der geplanten Bebauung erstellt. Auf Anfrage der Berliner Zeitung teilte die Initiative mit, dass der von ihnen mit den NaturFreunden Berlin vorgefertigte Eilantrag zum Schutz der ansässigen Spatzen und Fledermäuse noch am Dienstag beim Berliner Verwaltungsgericht eingereicht werden soll. Das könnte für eine zeitnahe Unterbrechung der Abrisstätigkeiten sorgen.

Anwohner Andree O. ist verärgert. Er wurde durch die Abrissarbeiten geweckt: „Ich bin mit dem Stadion groß geworden, ich wäre für Sanierung statt Abriss und Neubau „unter dem Deckmantel der Inklusion“
Heute morgen wurde ich von lautem Baulärm geweckt worden, das hat mich sehr gestört.“

Ein Bagger während der Abrissarbeiten vor dem Jahnsportpark
Ein Bagger während der Abrissarbeiten vor dem JahnsportparkJannik Läkamp

Das nach dem Zweiten Weltkriegs aus Trümmern errichtete Stadion war ein Ort großer Sportmomente. Zehntausende bejubelten ein Dutzend Leichtathletik-Weltrekorde. Die DDR-Fußballnationalmannschaft blieb in zehn Spielen ungeschlagen. Nach dem Mauerfall trugen sowohl der 1. FC Union Berlin als auch der geschrumpfte Erzrivale BFC Dynamo ihre Heimspiele hin und wieder im Jahnstadion aus. Und Michael Jackson zeigte 1992 vor 40.000 Fans in diesem Stadion den Moonwalk.

Das drittgrößte Stadion der Stadt soll künftig nicht mehr Zuschauer fassen, aber der Neubau ist deutlich raumgreifender. Deshalb ist die Fällung von mehr als 50 ausladenden Bäumen geplant. Im Neubau sollen Leichtathletikwettbewerbe ausgetragen werden, für die das Olympiastadion zu groß wäre. Sicherlich wird auch an eine Heimspielstätte für einen dritten Fußballbundesligisten gedacht. Die Ränge sollen komplett überdacht werden, inklusive neuer Beleuchtung an der Dachkante. Und Rollstuhlfahrer sollen von jedem Stadionplatz aus rechtzeitig im Falle einer Evakuierung in Sicherheit gebracht werden können.

Abriss des Jahnstadions: Das sind die Befürworter

Der Landessportbund unterstützt die Umbaupläne. Unter dem Motto: „Ein Sportpark für die Anwohnenden, für Kinder und Schulen aus dem Kiez, für Vereinssport, für Leistungssport – und für noch mehr Inklusion“ ruft der Bund am Freitag, dem 11. Oktober, zu einer Demo auf. Los geht es um 17 Uhr am Stadion.

Ein weiterer Befürworter ist der inklusive Verein Pfeffersport in Prenzlauer Berg. Geschäftsführer Jörg Zwirn war beim Abriss dabei. Er sagte der Berliner Zeitung: „Der Sportplatz muss endlich effektiver nutzbar sein. So ein Stadion mitten in der Stadt muss bestmöglich genutzt werden. Gerade für unsere Kinder wird Bewegung immer wichtiger, dafür muss es einen Ort geben. Insbesondere für die Kinder, die sonst eher rausfallen, daher ist Inklusion besonders wichtig.“

Der Bürgerinitiative steht Zwirn kritisch gegenüber. „Hat ihr Antrag Erfolg, wird der Abriss und dann der Neubau blockiert. Dann zieht sich der Prozess und im schlimmsten Fall geht am Ende das Geld aus. Dann liegt hier alles brach und niemand kann das Stadion benutzen.“