Nahostkonflikt

Israel relativiert Kriegsziele: Weder Chamenei noch Regimesturz im Visier

Israel strebt laut Netanjahu keinen Regimewechsel im Iran an. Präsident Herzog betont: Auch Ayatollah Chamenei sei kein Ziel des Militärschlags.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu besucht den Krankenhauskomplex Soroka, nachdem dieser von einem Raketenbeschuss getroffen wurde.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu besucht den Krankenhauskomplex Soroka, nachdem dieser von einem Raketenbeschuss getroffen wurde.imago

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat betont, dass ein Sturz des iranischen Regimes kein offizielles Ziel Israels sei, aber möglicherweise eine Folge des aktuellen Krieges werden könne. „Der Regimewechsel ist in erster Linie eine Angelegenheit des iranischen Volkes“, sagte Netanjahu am Donnerstag dem öffentlich-rechtlichen Sender Kan. „Es könnte ein Ergebnis sein, aber es ist kein erklärtes Ziel.“

Gleichzeitig bekräftigte Netanjahu, dass Israel im aktuellen Krieg mit dem Iran einen globalen Wendepunkt erreicht habe. „Wir verändern das Gesicht des Nahen Ostens – und nun auch das Gesicht der Welt“, so der Premier. Nach israelischen Angaben wurden bereits mehr als die Hälfte der iranischen Raketenabschussanlagen zerstört.

Im Zentrum der israelischen Angriffe stehen insbesondere iranische Atomanlagen und militärische Einrichtungen. „Israel ist in der Lage, alle iranischen Atomanlagen anzugreifen“, sagte Netanjahu, verwies jedoch auf die Bedeutung internationaler Unterstützung: „Jede Hilfe ist willkommen.“ Mit Blick auf eine mögliche US-Beteiligung erklärte er, Präsident Donald Trump werde „tun, was gut für die Vereinigten Staaten ist – und ich werde tun, was gut für Israel ist“.

Israels Präsident Herzog: Tötung Chameneis ist kein Ziel

Auch Israels Präsident Isaac Herzog betonte, dass weder Ayatollah Ali Chamenei persönlich noch ein Regimewechsel das erklärte Ziel des israelischen Vorgehens seien. Gegenüber der Bild-Zeitung sagte Herzog: „Das ist keine Mission mit dem Ziel, Chamenei zu töten.“ Zugleich schloss er nicht aus, dass ein Zusammenbruch des iranischen Regimes „eine Nebenwirkung mit historischen Konsequenzen“ sein könne – zum Vorteil des iranischen Volkes.

Herzog verteidigte das israelische Vorgehen ausdrücklich. Das Land handle aus Notwendigkeit: „Der Iran war sehr nah an einer Atombombe. Uran wurde auf 60 Prozent angereichert – das hat keinen anderen Zweck als die Entwicklung von Waffen.“ Es sei notwendig, diese Bedrohung zu beseitigen, „bevor sie explodiert“.

„Drecksarbeit für den Westen“ – Herzog stimmt Merz zu

Zustimmung erhält Israel unter anderem aus Deutschland: Herzog lobte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) für dessen Aussage, Israel erledige „die Drecksarbeit“ für den Westen. „Er sagt die Wahrheit“, so Herzog. „Wir verteidigen Europa, wir verteidigen die Vereinigten Staaten.“

Seit dem israelischen Großangriff auf den Iran am vergangenen Freitag bombardiert die israelische Armee gezielt Atomanlagen und militärische Infrastruktur in Iran. Teheran reagiert mit massiven Raketen- und Drohnenangriffen auf israelisches Territorium. Israels erklärtes Ziel ist die Zerstörung des iranischen Atomprogramms.