Nahost

Israel: Oppositionspolitiker ruft für Sonntag zum Generalstreik auf

In Solidarität mit den israelischen Geiseln soll am Sonntag in Israel das öffentliche Leben stillstehen. Die Organisatoren wollen ein Ende des Gazakriegs.

Oppositionspolitiker Jair Lapid spricht in der Knesset zu den Journalisten.
Oppositionspolitiker Jair Lapid spricht in der Knesset zu den Journalisten.Ohad Zwigenberg/AP

In Israel hat der führende Oppositionspolitiker Jair Lapid für kommenden Sonntag zu einem Generalstreik in Solidarität mit den von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln aufgerufen. In einem am Dienstag im Onlinedienst X veröffentlichten Appell schrieb Lapid: „Streikt aus Solidarität. Streikt, weil die Familien darum gebeten haben, und das ist Grund genug. Streikt, weil niemand ein Monopol auf Emotionen, auf gegenseitige Verantwortung und auf jüdische Werte hat.“

Außerdem rief er diejenigen zum Streik auf, „die andere Ansichten zum Krieg, zu den Reserven und zum Wehrdienstverweigerungsgesetz“ haben. „Das macht euch nicht weniger rechts, sondern nur menschlicher“, resümiert Lapid.

Der für den 17. August geplante Streik wird vom Oktoberrat organisiert, einer Gruppe, die Familien vertritt, die von den Angriffen der Hamas betroffen sind. Der Oktoberrat protestiert gegen die Fortsetzung des Krieges und den Plan der Regierung, Gaza-Stadt militärisch zu übernehmen, was ihrer Meinung nach die noch in Gaza festgehaltenen Geiseln gefährden und zu weiteren Opfern unter den IDF-Soldaten führen könnte.

Der Sonntag ist in Israel der erste Arbeitstag der Woche. Zuerst hatten am vergangenen Sonntag 20 Elternteile von noch im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln zu dem Streik aufgerufen. Am Montag unterstützte auch das Forum der Geiselfamilien, die größte Vereinigung von Angehörigen, den Aufruf. Die Gruppe forderte auch den Vorstand des einflussreichsten israelischen Gewerkschaftsverbands Histadrut auf, sich dem Streikaufruf anzuschließen. Histadrut verzichtete darauf bislang, gab aber seine Unterstützung für „Solidaritätsbekundungen seitens der Arbeiter“ bekannt.

Israel kündigte Ausweitung des Einsatzes im Gazastreifen an

Der Streikaufruf erfolgt vor dem Hintergrund der Entscheidung des israelischen Sicherheitskabinetts, den Militäreinsatz im Gazastreifen auszuweiten. Die Angehörigen fürchten, dass die 22 laut israelischem Militär noch lebenden Geiseln im Gazastreifen infolge der geplanten Offensive in der Stadt Gaza sterben könnten. Anfang August hatten die Palästinenserorganisationen Hamas und Islamischer Dschihad Videos von zwei sichtlich ausgehungerten Geiseln veröffentlicht.

Der Krieg im Gazastreifen war durch den Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Fast zwei Jahre danach halten die Islamisten im Gazastreifen noch immer 49 Geiseln in ihrer Gewalt. 27 davon sind nach Einschätzung der israelischen Armee tot. Die humanitäre Situation in dem Palästinensergebiet ist inzwischen katastrophal, Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln blieben in den vergangenen Monaten erfolglos.