Geopolitik

Kehrtwende? Iran will „vorläufiges“ Atomabkommen mit Trump – Bericht

Unter Hinweis auf Trumps Drohungen lehnt der Iran direkte Atomgespräche mit den USA ab. Nun gibt es Anzeichen für einen möglichen Durchbruch: Kommt es doch zu einem Deal?

Ein Demonstrant verbrennt eine US-Flagge. US-Präsident Donald Trump hatte dem Iran mit Angriffen gedroht, falls das Land nicht einem Atomabkommen zustimmt.
Ein Demonstrant verbrennt eine US-Flagge. US-Präsident Donald Trump hatte dem Iran mit Angriffen gedroht, falls das Land nicht einem Atomabkommen zustimmt.Morteza Nikoubazl/Imago

Der Iran erwägt, bei Gesprächen mit Vertretern der US-Regierung von Donald Trump am kommenden Wochenende ein vorläufiges Atomabkommen vorzuschlagen. Dies würde den Weg für Verhandlungen über ein umfassendes Abkommen über Teherans Atomprogramm ebnen. Das berichtet Axios unter Berufung auf einen europäischen Diplomaten und eine weitere mit der Angelegenheit vertraute Quelle.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP sagte ein hochrangiger Berater des obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei am Freitag, der Iran strebt eine „echte und faire“ Einigung mit Washington an. Damit soll der Boden für eine diplomatische Auseinandersetzung bereitet werden.

Zuvor hatte sich US-Außenminister Marco Rubio im Vorfeld der nach eigenen Angaben „direkten Gespräche“, die am Samstag im Oman stattfinden sollen, „hoffnungsvoll“ gezeigt. Die US-Regierung wird durch Trumps Nahost-Sondergesandten Steve Witkoff vertreten sein, der Iran durch einen „hochrangigen Anführer“, so Rubio. Berichten zufolge handelt es sich dabei um Irans Außenminister, Abbas Araghtschi. Trump hatte von direkten Gesprächen gesprochen, was Teheran wiederum umgehend dementierte. Offiziell hat der Iran direkte Verhandlungen mit den USA unter Hinweis auf die Drohungen des US-Präsidenten, das Land anzugreifen, abgelehnt.

„Weit davon entfernt, eine Show zu veranstalten und nur vor den Kameras zu reden, strebt Teheran ein echtes und faires Abkommen an, wichtige und umsetzbare Vorschläge liegen vor“, schrieb Khameneis Berater Ali Shamkhani auf X. Er bestätigte, dass Araghchi mit voller Autorität für indirekte Verhandlungen mit Amerika nach Oman reiste. Er fügte hinzu, dass der weitere Weg reibungslos verlaufen werde, wenn Washington seinen guten Willen zeige.

In einem Brief an den iranischen Obersten Führer, Ajatollah Ali Chamenei, hatte Trump kürzlich eine zweimonatige Frist für Verhandlungen über ein Atomabkommen gesetzt – und gleichzeitig die US-Militärkräfte im Nahen Osten aufgestockt. Laut den Axios-Quellen halten die Iraner eine Einigung über ein „komplexes und hochtechnisches Atomabkommen“ innerhalb dieses Zeitrahmens für unrealistisch. Sie wollen Zeit gewinnen, um eine Eskalation zu vermeiden, und gleichzeitig Vertrauen aufbauen.

Wie könnte ein Abkommen zwischen dem Iran und den USA aussehen?

Ein Interimsabkommen könnte dem Axios-Bericht zufolge die Aussetzung eines Teils der Urananreicherung, die Verringerung des Bestands an 60 Prozent angereichertem Uran und die Gewährung von mehr Zugang für Uno-Inspektoren zu den iranischen Atomanlagen beinhalten. Es könnte auch zu einer Verlängerung des Teils des Nuklearabkommens von 2015 führen, der Sanktionen gegen Iran auslöst, wenn das Land gegen die Bedingungen verstößt.

Trotz des zunehmenden Drucks aus Washington will Teheran den geplanten Atomgesprächen eine „echte Chance“ geben. „Wir geben der Diplomatie eine echte Chance, in gutem Glauben und voller Wachsamkeit“, erklärte der iranische Außenamtssprecher Esmaeil Baghaei am Freitag im Onlinedienst X. „Amerika sollte diese Entscheidung zu schätzen wissen, die trotz seiner feindseligen Rhetorik getroffen wurde.“