Mehr als drei Wochen nach dem mutmaßlich koordinierten Anschlag auf Tausende Hisbollah-Mitglieder im Libanon hat der Iran Pager und Walkie-Talkies auf allen Flügen verboten. „Das Mitführen jeglicher elektronischer Kommunikationsgeräte, mit Ausnahme von Mobiltelefonen, in der Flugkabine oder (...) in unbegleiteter Fracht wurde verboten“, berichtete die Nachrichtenagentur ISNA unter Berufung auf den Sprecher der iranischen Zivilluftfahrtbehörde Jafar Yazerlo, wie die Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP) meldet.
Anfang dieses Monats hatte bereits die in Dubai ansässige Fluggesellschaft Emirates Pager und Walkie-Talkies an Bord ihrer Flugzeuge verboten.
Einem Bericht der Washington Post zufolge soll der israelische Geheimdienst Mossad hinter der Sabotageaktion stecken. Bei der verdeckten Operation, die am 17. September 2024 stattfand, wurden laut libanesischen Angaben mindestens 39 Menschen getötet und fast 3000 weitere verletzt. Offiziell hat Israel die Verantwortung für die tödlichen Explosionen nicht übernommen, jedoch haben mehrere Regierungs- und Verteidigungsbeamte gegenüber verschiedenen Medien bestätigt, dass das Land dahinterstecke.
Israels Geheimdienst Mossad gründete Strohfirma in Ungarn
Die Mission hatte laut dem Medienbericht im Jahr 2022 begonnen. Israelische Agenten hätten demnach einen Plan ausgearbeitet, um den Bedarf der Hisbollah für sichere Kommunikationsgeräte auszunutzen. Es seien daraufhin eine Reihe scheinbar hackfester Pager unter dem Deckmantel einer taiwanesischen Marke in Israel hergestellt worden.
Unter Berufung auf drei Geheimdienstmitarbeiter berichtete die New York Times, dass B.A.C. Consulting, das in Ungarn ansässige Unternehmen, das im Auftrag des taiwanesischen Unternehmens Gold Apollo die Pager herstellte, Teil einer israelischen Strohfirma gewesen sei. Zwei weitere Scheinfirmen wurden demnach gegründet, um die wahre Identität der Mossad-Mitarbeiter zu verschleiern, die die Pager herstellten.
Tastenkombination löste offenbar Pager-Explosionen aus
In die Geräte, die als Modell Apollo AR924 vermarktet wurden, sei jeweils ein übergroßer Akkupack mit einem kleinen Sprengsatz eingebaut worden. Über ahnungslose Vermittler sei im Februar 2023 der Verkauf von 5000 Pagern an die Hisbollah abgewickelt worden. Um die Explosionen auszulösen, sei eine verschlüsselte Nachricht in Arabisch an alle Geräte gesendet worden. Um diese anzeigen zu können, mussten zwei Tasten gedrückt werden, heißt es in dem Bericht. Die Entwickler hofften offenbar, dass die Hisbollah-Mitglieder dafür beide Hände benötigten, was deutlich schwerere Verletzungen zur Folge haben sollte.
Die pro-iranische Hisbollah drohte im Anschluss Israel mit einer „neuen Phase der Abrechnung“. Die radikalislamische Organisation hatte laut eigenen Angaben am 7. Oktober einen Stützpunkt des israelischen Militärgeheimdienstes in der Nähe Tel Aviv angegriffen. Die vom Iran unterstützte Miliz erklärte, sie habe eine Raketensalve auf den Stützpunkt „Glilot“ in einem Vorort der Mittelmeermetropole abgefeuert. Dieser Stützpunkt des militärischen Geheimdienstes soll israelischen Medien zufolge auch das Hauptquartier des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad beherbergen.
Seit dem Ausbruch des Gaza-Kriegs im Oktober letzten Jahres haben die regionalen Spannungen stark zugenommen, wobei auch mit dem Iran verbündete Gruppen aus dem Libanon, dem Irak, Syrien und dem Jemen beteiligt sind.


