Nahostkonflikt

Angriff auf US-Militärbasen: Iran startet Operation „Verheißung des Sieges“

Als Vergeltung für die Bombardierung seiner Atomanlagen greift der Iran US-Stützpunkte in Katar und im Irak an. In Doha waren Explosionen zu hören – die Raketen wurden offenbar abgefangen.

US-Soldaten verteidigen den Luftwaffenstützpunkt Al Udeid in Katar.
US-Soldaten verteidigen den Luftwaffenstützpunkt Al Udeid in Katar.imago

Der Iran hat als Vergeltung für die Bombardierung seiner Atomanlagen US-Militärstützpunkte in Katar und dem Irak angegriffen. Die Operation mit dem Namen „Verheißung des Sieges“ habe begonnen, hieß es in einer Erklärung der staatlichen Nachrichtenagentur. US-Regierungsvertreter teilten mit, es habe keine Verletzten gegeben.

Der Angriff erfolgte kurz nachdem Katar aufgrund iranischer Drohungen seinen Luftraum gesperrt hatte. Ziel der Koordination sei es gewesen, die Zahl der Opfer zu minimieren und eine Ausfahrt freizuhalten.

Der Angriff in der katarischen Hauptstadt Doha galt nach Angaben des iranischen Staatfunks unter anderem dem US-Luftwaffenstützpunkt Al-Udeid. Die Ankündigung des Angriffs erfolgte im staatlichen Fernsehen mit Begleitung militärischer Musik. Ein Untertitel sprach von einer „mächtigen und erfolgreichen Reaktion der iranischen Streitkräfte auf die amerikanische Aggression“. Laut den USA hätte der Iran dabei Kurz- und Mittelstreckenraketen eingesetzt. Der Militärstützpunkt Al-Udeid war rechtzeitig evakuiert worden.

In Doha seien zwei Minuten lang Explosionen zu hören gewesen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Welche Ziele im Irak attackiert wurden, war zunächst unklar. Ein israelischer Repräsentant sagte mehreren Medien, der Iran habe insgesamt zehn Raketen auf US-Ziele in Katar abgefeuert. Andere Quellen berichteten von sechs Raketen.

Wittkoff weiter in Gesprächen mit iranischen Behörden

Der Nahost-Gesandte von US-Präsident Donald Trump, Steve Witkoff, steht dem CNN-Bericht zufolge seit den US-Angriffen auf iranische Atomanlagen am Wochenende weiterhin mit iranischen Behörden in Kontakt. Die Regierung bemühe sich weiterhin um eine diplomatische Lösung des Konflikts.

Seine Bemühungen werden jedoch von Seiten des iranischen Obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei erheblich in Frage gestellt. Dieser sei für iranische Beamte äußerst schwer zu erreichen, nachdem er sich angesichts der eskalierenden Spannungen an einen verborgenen Ort zurückgezogen habe.

Fluglinien stellen Flüge ein und leiten Maschinen um

Derweil haben zwei Fluglinien bereits auf die Angriffe reagiert. EgyptAir kündigte die Streichung aller Flüge von Kairo in die Golfstaaten an, „bis sich die Lage in der Region stabilisiert“. Auch Kuwait Airways  setzt unter Berufung auf regionale Entwicklungen ihre Flüge aus, hieß es.

Mindestens 26 kommerzielle Flüge nach Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) oder Doha (Katar) wurden am Montag aufgrund von Luftraumsperrungen im Nahen Osten umgeleitet.22 der Flüge zielten nach Doha, so das Luftfahrtanalyseunternehmen Cirium, der Rest nach Dubai. Einige Flüge wurden auf andere Flughäfen umgeleitet, andere kehrten zum Abflughafen zurück. Zwölf der umgeleiteten Flüge nach Doha wurden von Qatar Airways durchgeführt. Weitere 39 Flüge aus Nordamerika und 210 Flüge aus Europa sollen heute noch Richtung Naher Osten starten.

Der wichtigste verbleibende Stützpunkt im Nordosten Syriens, der US-Truppen beherbergt, ist in höchster Alarmbereitschaft und für mögliche Angriffe durch den Iran oder mit dem Iran verbündete Gruppen mobilisiert, teilte eine syrische Sicherheitsquelle Reuters mit.

Katar: Alle iranischen Raketen abgefangen

US-Medien berichten, dass es keine direkten Einschläge auf den US-Stützpunkte in Katar gegeben habe, da amerikanische Patriot-Raketenabwehrsysteme die iranischen Raketen abgefangen hätten. Verteidigungsminister Pete Hegseth und der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs Dan Caine beraten sich laut CNN derzeit im Lageraum des Weißen Hauses.

Katar verurteilte den iranischen Angriff scharf und bestärigte: Die Luftabwehrsysteme hätten den Angriff vereitelt. Es handle sich um eine „eklatante Verletzung“ der Souveränität und des Luftraums des Landes. „Katar behält sich das Recht vor, direkt und in einem dem Ausmaß dieser offensichtlichen Aggression angemessenen Rahmen sowie im Einklang mit dem Völkerrecht zu reagieren“, erklärte der Sprecher des Außenministeriums Madschid al-Ansari.

Welche Bedeutung hat der Luftwaffenstützpunkt Al-Udeid in Doha?

Der Luftwaffenstützpunkt Al-Udeid am Rande der katarischen Hauptstadt Doha ist einer der wichtigsten US-Stützpunkte im Nahen Osten. Dort sind Berichten zufolge normalerweise rund 10.000 Soldaten und ziviles Personal stationiert. Der Stützpunkt ist auch die Kommandozentrale des US-Militärs in der Region. US-Präsident Donald Trump besichtigte den Stützpunkt letzten Monat als erster Oberbefehlshaber seit 2003.

Das Hauptquartier des US-Regionalkommandos (Centcom) für den Nahen Osten liegt in Tampa im Bundesstaat Florida.

Übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge wurden wichtige Militärflugzeuge, die normalerweise in Katar stationiert sind, angesichts möglicher Angriffe auf andere Stützpunkte verteilt, vor allem in Europa. Weitere Stützpunkte des US-Militärs befinden sich unter anderem in Bahrain, Kuwait oder dem Irak. Insgesamt sind in der Region rund 40.000 US-Soldaten stationiert. (mit dpa)