Israel

Hamas-Massaker in Israel: Überlebende des Supernova-Rave verklagen Sicherheitsbehörden

Die Kläger werfen dem israelischen Sicherheitsapparat Fahrlässigkeit und grobe Versäumnisse vor. Ein Anruf der Armee hätte Leben retten können, argumentieren sie.

Israelische Soldaten versammelten sich am 17. Dezember 2023 auf dem verlassenen Gelände des Supernova-Musikfestivals, das am 7. Oktober von Hamas-Terroristen überfallen wurde.
Israelische Soldaten versammelten sich am 17. Dezember 2023 auf dem verlassenen Gelände des Supernova-Musikfestivals, das am 7. Oktober von Hamas-Terroristen überfallen wurde.Jack Guez/AFP

Eine Gruppe von Überlebenden des Angriffs der Hamas auf den Supernova-Rave am 7. Oktober hat die israelischen Sicherheitskräfte auf Schadenersatz wegen angeblicher Fahrlässigkeit verklagt. Das berichteten israelische Medien am Montag.

Die 42 Kläger erheben diesen Vorwurf gegen den Inlandsgeheimdienst Shin Bet, die Polizei, die Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) sowie das Verteidigungsministerium. „Ein einziger Anruf von IDF-Beamten an den für die Party verantwortlichen Kommandeur, die Party angesichts der zu erwartenden Gefahr sofort aufzulösen, hätte Leben gerettet und die körperlichen und seelischen Verletzungen von Hunderten von Partygästen, darunter auch von den Klägern, verhindert“, heißt es in der Klageschrift, aus der die Times of Israel in einem Bericht zitiert. Die „großen Versäumnisse“ beim israelischen Sicherheitsapparat bezeichnen die Kläger als „unfassbar“.

Das Festival in der Nähe des Kibbuz Re'im war einer von mehreren Orten, an denen Hamas-Terroristen am 7. Oktober ihren Großangriff auf Israel durchführten. Etwa 1200 Menschen, zumeist Zivilisten, wurden getötet und über 200 weitere Personen nach Gaza entführt.

In der Klageschrift wird laut der Times of Israel unter anderem darauf hingewiesen, dass hochrangige IDF-Offiziere der Gaza-Division und des Shin Bet Bedenken wegen der Party geäußert hätten. Ein Einsatzleiter der IDF habe sich sogar gegen die Durchführung der Party ausgesprochen.

Anwalt über Supernova-Rave: Feiernden waren leichtes Ziel für die Terroristen

Rechtsanwalt Shimon Buchbut, ein pensionierter Kommandeur der Luftwaffe, der in der Klage als Experte zitiert wird, sagte, dass die IDF bei der Genehmigung der Party fahrlässig gehandelt habe. Kein vernünftiger Beamte hätte sie genehmigt: „Die Veranstaltung fand in geringer Entfernung von der Grenze des Streifens statt. Der Lärm der Party wurde von den Bewohnern des Gazastreifens gehört und die Feiernden waren ein leichtes Ziel für den Terroranschlag“.

Die IDF sei nicht in der Lage gewesen, die Veranstaltung angemessen zu sichern, da viele Soldaten während des Simchat-Tora-Festes zu Hause gewesen seien. Nur 27 Polizeibeamte seien auf der Party stationiert gewesen, die meisten von ihnen nicht im Besitz von Langwaffen, wie sie in Grenznähe erforderlich sind, so die Kläger.

Laut israelischen Medien ist es die größte Schadensersatzklage, die jemals gegen den Staat Israel und seine Sicherheitsorgane wegen Versäumnissen eingereicht wurde. Die Kläger fordern einen Schadenersatz von 50 Millionen Euro. 

Es wurde mehrfach berichtet, dass die Warnungen vor einem möglichen Anschlag vor dem 7. Oktober ignoriert wurden. Daraufhin erklärte die IDF, dass die Armee „eine detaillierte und eingehende Untersuchung der Angelegenheit durchführen wird, sobald die operative Situation dies zulässt, und ihre Ergebnisse veröffentlichen wird“.