Bei dem sozialen Netzwerk X (ehemals Twitter) ist es am Montagvormittag zu einer weltweiten Störung gekommen. Internationalen Medienberichten zufolge konnten Nutzer auf der ganzen Welt nicht auf den Onlinedienst zugreifen. Am frühen Abend deutscher Zeit meldete sich X-Chef Elon Musk zu Wort: „Es gab (und gibt immer noch) einen massiven Cyberangriff auf 𝕏. Wir werden jeden Tag angegriffen, aber dies geschah mit vielen Ressourcen. Entweder ist eine große, koordinierte Gruppe und/oder ein Land beteiligt. Rückverfolgung“, schrieb der Techmilliardär auf der Plattform.
In einem Interview mit Larry Kudlow von Fox Business deutete Musk später an, dass die Täter aus der Ukraine stammen könnten: „Nun, wir sind uns nicht sicher, was genau passiert ist. Aber es gab einen massiven Cyberangriff, um zu versuchen, das X-System zum Absturz zu bringen - mit IP-Adressen, die aus der Ukraine Region stammen“. Der Techmilliardär lieferte zunächst keine weiteren Beweise dafür, wer dafür verantwortlich sein könnte. Es ist bekannt, dass Cyberkriminelle falsche IP-Adressen erstellen, um sich als Computersysteme aus verschiedenen Teilen der Welt auszugeben - eine Praxis, die als „Spoofing“ bekannt ist.
So hatte bereits einige Stunden vor Musks Interview mit Fox die pro-palästinensische Hackergruppe Dark Storm Team laut einem öffentlichen Telegram-Post die Verantwortung für einen DDoS-Angriff auf die Plattform übernommen. Die Gruppe ist dafür bekannt, dass sie vor allem Länder und Organisationen ins Visier nimmt, die Israels Angriff auf den Gazastreifen unterstützen.
X-Nutzer melden bei „Down Detector“ Probleme
Nicht nur in Deutschland hatte die Seite den ganzen Tag über immer wieder Probleme. Bereits am Vormittag hatte es Ausfälle gegeben, die nach Berichten von Nutzern unterschiedlich stark ausgefallen sind. In den USA, Großbritannien, Frankreich und Indien dauerten die Ausfälle mehrere Minuten und die Seite konnte zeitweise nicht geladen werden. Zehntausende Nutzer in den USA meldeten in kürzester Zeit der Überwachungswebsite „Down Detector“ Probleme.
Nutzer meldeten Probleme sowohl über die Website als auch über die App. Das Abrufen sowie Veröffentlichen von Beiträgen sowie die generelle Nutzung von X seien derzeit nicht möglich. Zu den Hintergründen ist noch nichts bekannt.
Experten äußern sich zum wohl bisher längsten Ausfall bei X/Twitter
Obwohl Musk keine Beweise für einen Cyberangriff veröffentlichte, sagten Experten gegenüber NBC News, dass der Ausfall mit einem Distributed Denial of Service (DDoS)-Angriff übereinstimmte - einer rudimentären, aber manchmal effektiven Hackertaktik, um eine Website mit Datenverkehr zu überlasten.
Isik Mater, Forschungsleiterin bei NetBlocks, einem Unternehmen, das die globale Internetkonnektivität verfolgt, sagte demnach, dass Musks Behauptung plausibel sei. „Es ist schwierig, sicher zu sein, aber angesichts des Musters von drei beobachteten Ausfällen kann ein Denial-Service-Angriff auf die Infrastruktur von X nicht ausgeschlossen werden“, sagte sie. „Es ist sicherlich einer der längsten X/Twitter-Ausfälle in unseren Aufzeichnungen.“
Steckt ein Staat hinter der Cyberattacke auf X?
Ein anderer Experte, der mit der Nachrichtenagentur AP sprach, sieht das anders. Es ist nicht möglich, Musks Behauptungen definitiv zu verifizieren, ohne technische Daten von X zu sehen, sagte Nicholas Reese, Dozent am Center for Global Affairs der School of Professional Studies der New York University und Experte für Cyberoperationen. Reese sagte, die Wahrscheinlichkeit, dass ein staatlicher Akteur hinter den Ausfällen steckt, „ergibt angesichts ihrer kurzen Dauer nicht viel Sinn“ – es sei denn, es handelte sich um eine Warnung vor etwas Größerem.
„Es gibt zwei Arten von Cyberangriffen – solche, die sehr laut sind, und solche, die sehr leise sind“, sagte er. „Und die, die normalerweise am wertvollsten sind, sind die, die sehr leise sind. So etwas wurde so konzipiert, dass es entdeckt wird. Für mich schließt das staatliche Akteure mit ziemlicher Sicherheit aus. Und der Wert, den sie daraus gewonnen hätten, ist ziemlich gering.“ Reese fügte hinzu, dass es möglich sei, dass eine Gruppe mit der Verursachung von X-Ausfällen ein Zeichen setzen wollte, fügte jedoch hinzu, dass solch ein vorübergehender Ausfall „für mich kein großes Zeichen ist“.

