Die langjährigen Linken-Politiker Gregor Gysi, Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow bewerben sich bei der Bundestagswahl im Februar um Direktmandate in Berlin, Rostock und Erfurt, um ihrer Partei den Einzug ins Parlament zu sichern. Die drei Politiker präsentierten die von Gysi angeregte „Mission Silberlocke“ am Mittwoch in Berlin.
„Sollte die Linke ausscheiden aus dem Bundestag bedeutete das, dass es im Bundestag keine linken Argumente mehr gibt“, sagte Gysi. Das wäre angesichts eines Rechtsrucks in Deutschland eine „ziemliche Katastrophe“. Deshalb hätten er und seine Kollegen sich trotz ihres Lebensalters zur Kandidatur entschlossen.
Gregor Gysi: „Es gibt Leute, die man nie loswird, zum Beispiel mich“
„Ein Leben ist zu wenig“, heißt die Autobiografie des 76-jährigen Gregor Gysi, und in der Tat hätten die Volten seines Lebenslaufs auch für mehr als eine Person gereicht. Der in Berlin geborene Jurist mit Rinderzucht-Ausbildung war unter anderem SED-Chef in der untergehenden DDR, Vorsitzender der PDS, Präsident der Europäischen Linken, Oppositionsführer im Bundestag und Wirtschaftssenator in Berlin.
Obwohl er heute in der Linken kein Amt mehr bekleidet, ist der zweifach geschiedene Vater von drei Kindern einer der bekanntesten Köpfe der Partei. Neben seinem Bundestagsmandat hat der rhetorisch brillante Gysi auch im Rentenalter gut zu tun: Er führt erfolgreiche Gesprächsreihen in Berliner Theatern, als Anwalt vertritt er beispielsweise Klimaaktivisten der Letzten Generation.
Doch von der Politik konnte Gysi trotz privater Turbulenzen und gesundheitlicher Probleme – er überstand unter anderem drei Herzinfarkte – nie lassen. Am Sonntag schrieb er auf X: „Es gibt Leute, die man nie loswird, zum Beispiel mich.“
Dietmar Bartsch: Wechselvolle Politikkarriere
Auch der 66-jährige Dietmar Bartsch blickt auf eine wechselvolle Politikkarriere zurück. Sie begann für den in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsenen und in Moskau promovierten Ökonomen während der Wendezeit in der PDS. In der Linken war der verheiratete Vater von zwei Kindern unter anderem Bundesgeschäftsführer und führte über Jahre die Bundestagsfraktion.

Den Fraktionsvorsitz teilte sich Bartsch lange mit Sahra Wagenknecht. Obwohl den führenden Repräsentanten des Reformerflügels und die von Kernpositionen der Linken immer weiter abgerückte Wagenknecht politisch Vieles trennt, verteidigte Bartsch sie lange, auch als ihre Ambitionen Richtung Parteineugründung immer deutlicher wurden. Nach der Abspaltung des BSW trat er nicht mehr für den Vorsitz der nunmehr zur Gruppe geschrumpften Linken im Bundestag an.
Eine kurze Auszeit von der Politik von 2002 bis 2005 verbrachte Bartsch unter anderem als Unternehmensberater und Geschäftsführer der parteinahen Zeitung Neues Deutschland. In seiner Freizeit spielt er gerne Volleyball und Skat.
Bodo Ramelow: Der einzige Ministerpräsident der Linken
Der 68-jährige Einzelhandelskaufmann Bodo Ramelow hat Geschichte geschrieben: Er ist der bislang einzige Ministerpräsident der Linken – nach der Landtagswahl in Thüringen Anfang September allerdings nur noch geschäftsführend. Sollte ihm nun der Sprung in den Bundestag gelingen, wäre es eine Rückkehr nach knapp 16 Jahren.
Ramelow stammt aus Niedersachsen. Seine Arbeit für die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) verschlug ihn nach der Wiedervereinigung nach Thüringen. Ende der 90er trat er in die PDS ein und wurde bald Chef der Landtagsfraktion. Nach einem Zwischenspiel im Bundestag gelang Ramelow 2014 in Thüringen die Sensation: Er wurde Regierungschef. Trotz heftiger landespolitischer Turbulenzen hat er das Amt noch heute inne.

