Ukraine-Krieg

„Terroralarm“ in Belgorod: Russische Freiheitskämpfer greifen offenbar Putins Armee an

Berichten zufolge soll der Anti-Putin-Verband „Legion Freiheit für Russland“ eine Mission zur Schaffung eines Sicherheitsstreifens zum Schutz der Ukraine gestartet haben.

Russische Soldaten sichern nahe Belgorod die Grenze zur Ukraine. 
Russische Soldaten sichern nahe Belgorod die Grenze zur Ukraine. Anton Vergun/Sputnik/dpa

Russische Kämpfer sollen Medienberichten zufolge in der Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine russische Truppen angegriffen haben. Der Sprecher des ukrainischen Geheimdienstes, Andrej Jusow, sagte gegenüber der Zeitung Suspilne, dass die „Legion Freiheit für Russland“ und das „Russische Freiwilligenkorps“ eine „Mission zur Schaffung eines Sicherheitsstreifens zum Schutz der ukrainischen Zivilisten“ gestartet hätten.

Nach dem Beschuss in der russischen Grenzregion Belgorod nahe der Ukraine haben die Behörden „Terroralarm“ in dem Gebiet verhängt. Die Maßnahme diene der Sicherheit der Bevölkerung, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. 

In der Region sollen Anti-Putin-Kämpfer unter anderem Grenzposten in der Ortschaft Graiworon attackiert haben. Gladkow bezeichnete den Angriff als „Überfall von Saboteuren“. Insgesamt seien drei Ortschaften Ziel von Angriffen einer „Sabotage-Gruppe“ geworden. Sechs der Verletzten hätten ins Krankenhaus gebracht werden müssen.

Gouverneur verhängt Terroralarm in Belgorod

Gladkov sagte, die russische Luftabwehr sei aktiviert worden und ein Raketensplitter in den Garten eines Hauses im Dorf Antonovka gefallen. Außerdem sei das Dorf Kozinka mit Mörsergranaten angegriffen worden. Im Dorf Gora-Podol sei ein Heulager in Brand geraten, und in Graiworon hätten Granaten das Gelände eines Autotransportunternehmens getroffen.

In der Region verhängten die Behörden Terroralarm. Wie Gladkow auf Telegram mitteilte, diene dies der Sicherheit der Bevölkerung. Das Anti-Terror-Regime sieht Personenkontrollen oder die Schließung von Fabriken vor, die gefährliche Güter wie Sprengstoff, radioaktive oder chemische und biologische Gefahrenstoffe produzieren.

Anti-Putin-Kämpfer richten Appell an russische Bevölkerung

Die „Legion Freiheit für Russland“ veröffentlichte einen Appell an die Bewohner der grenznahen russischen Gebiete: „Bleiben Sie zu Hause, leisten Sie keinen Widerstand und haben Sie keine Angst, wir sind nicht Ihre Feinde. Im Gegensatz zu Putins Zombies fügen wir Zivilisten keinen Schaden zu und nutzen sie nicht für unsere Zwecke“, zitiert Pravda den Kampfverband. Außerdem veröffentlichten die Kämpfer ein Video, auf dem im Hintergrund Straßenschilder in der Nähe der Siedlungen Ljubimowka (Gebiet Brjansk), Bezljudowka (Gebiet Belgorod) und Tschurowitschi (Gebiet Brjansk) zu sehen sind.

Der Kreml reagierte mit einer Stellungnahme. Wie der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow erklärte, sei Wladimir Putin über einen „versuchten Durchbruch“ in der Region Belgorod durch „ukrainische Saboteure“ informiert worden. Dem Kreml zufolge versuche Kiew so, von der Niederlage in Bachmut abzulenken.

Kampfeinheiten sollen nun auch im Besitz von Militärfahrzeugen sein

Bereits vor zwei Monaten war es zu einem Angriff russischer Widerstandskämpfer auf russische Grenzdörfer gekommen. Dabei waren Einheiten in die westrussische Region Brjansk eingedrungen und hatten ihre Flagge an einem Grenzposten gehisst. Diesmal sollen jedoch nicht nur Infanterieeinheiten an der Attacke beteiligt sein. Der russischsprachige Twitter-Account „wartranslated“, der täglich Kriegsberichte veröffentlicht, schrieb: „Der Angriff ist sehr viel größer, es wird eine größere Anzahl von Kampffahrzeugen eingesetzt und die Unterstützung durch Artillerie und Mörser ist sehr viel stärker. Außerdem findet er am helllichten Tag statt, und Drohnenaufnahmen werden sofort im Internet veröffentlicht, um eine maximale psychologische Wirkung zu erzielen.“

Wie die Bild-Zeitung zudem berichtet, erklärte der frühere russische FSB-Offizier Igor Girkin auf Telegram, dass die Anti-Putin-Truppen „mit Unterstützung von Panzern und Artillerie“ der ukrainischen Armee die Grenze überschritten hätten. „Dabei gelang es ihnen, mehrere Hundert Meter in das Gebiet der ‚alten‘ Russischen Föderation vorzudringen.“ Auf beiden Seiten habe es mehrere Tote gegeben.

Weiter Spekulationen über Gegenoffensive

Russland hatte am 24. Februar vergangenen Jahres einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen und beschießt immer wieder ukrainische Städte und Ortschaften. In den vergangenen Monaten klagten aber auch russische Regionen über zunehmenden Beschuss von ukrainischer Seite aus. Militärexperten erwarten seit längerem eine ukrainische Gegenoffensive. Da die Stoßrichtung einer solchen Gegenoffensive noch unbekannt ist, spekulieren Experten über Vorstöße auf russisches Gebiet, um dort Kräfte zu binden.


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