Filmfestival

„From the River to the Sea“ auf Berlinale-Bühne skandiert: Staatsschutz ermittelt jetzt

Ein Regisseur las aus der Rede eines Schauspielers und skandierte die bekannte Parole. Dies sorgte für Kritik, nun ermittelt auch der Staatsschutz.

Die Berlinale findet noch bis Sonntag statt.
Die Berlinale findet noch bis Sonntag statt.Stefanie Loos/AFP

Nachdem der Regisseur Jun Li bei einer Rede auf der Berlinale die Parole „From the River to the Sea“ skandierte, ermittelt nun der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts. Der Vorgang werde geprüft, sagte ein Sprecher der Berliner Polizei. Der Staatsschutz ist für politische Straftaten zuständig.

Der Regisseur hatte am Samstagabend in der Bildungseinrichtung Urania eine Rede des Schauspielers Erfan Shekarriz vorgelesen, der in seinem Film „Queerpanorama“ mitspielt. Der Film wurde am Samstag im Rahmen des Festivalprogramms gezeigt, wie eine Berlinale-Sprecherin sagte. Er läuft nicht im Wettbewerb, sondern in der Sektion „Panorama“.

Rede bei der Berlinale: Vorwürfe an deutsche Regierung

Ein Videomitschnitt mit Teilen der Rede war in den sozialen Medien zu sehen. In dem Redebeitrag hieß es, Millionen von Palästinensern erstickten unter Israels brutalem Siedlerkolonialstaat. Die deutsche Regierung und ihre Kulturinstitutionen, einschließlich der Berlinale, leisteten ihren Beitrag zur Apartheid, zum Völkermord und dem brutalen Auslöschen des palästinensischen Volkes. Als Reaktion aus dem Publikum gab es zustimmende, aber auch deutlich kritische Zwischenrufe.

Als Reaktion auf die Rede ertönten Rufe aus dem Publikum. Wie etwa, dass es keinen Genozid geben würde oder dass Palästina von der Hamas befreit werden sollte. Davon ließ sich der Redner allerdings nicht weiter beirren und rief dazu auf, die „unschuldigen Kinder, Mütter, Väter und Geschwister zu ehren“, die ihr Leben gelassen haben. Kurz darauf schloss er mit „From the River to the Sea“ unter Jubel und Buhrufen ab.

Dabei handelt es sich um eine politische Parole im Israel-Palästina-Konflikt. Sie bezieht sich auf das Gebiet zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer, das Israel, das Westjordanland und den Gazastreifen umfasst.  Die Interpretationen reichen von einer Forderung nach Freiheit der Palästinenser von der israelischen Besatzung über den Wunsch nach einem gemeinsamen Staat für Juden und Palästinenser bis hin zu einem Aufruf zur Zerstörung Israels.

Berlinale-Intendantin bedauert Vorfall

Die Intendantin der Berlinale, Tricia Tuttle, teilte mit, die Berlinale bedaure den Vorfall außerordentlich. „Wir haben unsere Gäste im Vorfeld darauf hingewiesen, welche politischen Äußerungen besonders sensibel und welche möglicherweise strafbar sind.“

Der Zentralrat der Juden in Deutschland schrieb auf der Plattform X mit Blick auf den Berlinale-Vorfall und die islamistische Terrororganisation Hamas: „Dass zu Hamas-Parolen Beifall aufbraust, macht fassungslos. (...) Wir gehen davon aus, dass ein solches Verhalten entsprechend sanktioniert wird.“