Die Erde hat laut einem neuen Bericht ihren ersten katastrophalen Kipppunkt infolge von Treibhausgasemissionen erreicht. Warmwasser-Korallenriffe befinden sich einer am Montag veröffentlichten Studie zufolge in einem langfristigen Rückgang, was nach Angaben der Experten die Lebensgrundlage von Hunderten Millionen Menschen gefährden könnte.
Durch die Erderwärmung von derzeit durchschnittlich 1,4 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter „erleiden diese Riffe ein beispielloses Absterben“, erklärten die Wissenschaftler. „Wenn wir die globale Durchschnittstemperatur nicht so schnell wie möglich wieder auf 1,2 Grad Celsius (und langfristig auf mindestens 1 Grad) senken, werden wir auf unserem Planeten keine Warmwasser-Korallenriffe in nennenswertem Umfang erhalten können“, heißt es in dem Bericht.
Für die Untersuchung hat ein internationales Team von rund 160 Forschern sogenannte Kipppunkte untersucht. Kipppunkte werden als Momente verstanden, in denen ein großes Ökosystem einen Zustand erreicht, ab dem eine schwerwiegende Schädigung unumkehrbar wird.
Der aktuelle Bericht von Wissenschaftlern und Umweltschützern warnt zudem, dass die Welt angesichts des Klimawandels kurz davor stehe, weitere Kipppunkte zu erreichen – darunter das Absterben des Amazonas-Regenwaldes, den Zusammenbruch wichtiger Meeresströmungen und den Verlust großer Eisschilde.
Korallenriffe nicht mehr zu retten? Andere Experten äußern Zweifel
Einige Experten stellen jedoch die Aussagen des Berichts über das Schicksal der Korallenriffe infrage. Zwar seien die Riffe tatsächlich stark bedroht, doch gebe es Hinweise darauf, dass sie möglicherweise auch bei höheren Temperaturen überleben könnten als im Bericht angenommen.
So stimmte etwa Peter Mumby, einer der führenden Korallenriff-Forscher an der Universität Queensland in Australien, dem Guardian zufolge dem Bericht insoweit zu, als die Riffe rückläufig seien. Es gebe jedoch neue Hinweise darauf, dass sich Korallen anpassen könnten und einige Riffe selbst bei einer globalen Erwärmung von zwei Grad Celsius überleben könnten.
Zugleich äußerte er die Sorge, dass manche den Bericht so verstehen könnten, als stünden die Korallenriffe unmittelbar vor dem Zusammenbruch – eine Einschätzung, die er nicht teile. Er fürchte demnach, dass die Gesellschaft „die Korallenriffe aufgeben“ könnte, wenn die Menschen glaubten, sie seien nicht mehr zu retten.


