Eine besonders detailreiche neue Aufnahme des Universums hat Forscherinnen und Forscher vor ein Rätsel gestellt. In dem Bild entdeckten die Astronomen laut einem kürzlich erschienenen Artikel im Fachmagazin The Astrophysical Journey eine bisher unbekannte Radioquelle in unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße. Sie vermuten, dass es sich um ein mittelschweres Schwarzes Loch handeln könnte. Doch auch eine andere Erklärung ist möglich.
Bei der Aufnahme handelt es sich um das tiefste, detaillierteste Bild eines australischen Radioteleskops, das jemals von einem Kugelsternhaufen gemacht wurde. Darin ist der dichte Kugelsternhaufen 47 Tucanae zu sehen. Kugelsternhaufen sind runde Ansammlungen von Sternen, die durch Schwerkraft miteinander verbunden sind, aber in der Regel viel kleiner und weniger komplex aufgebaut sind als eine typische Galaxie. 47 Tucanae ist mit über einer Million Sternen der zweithellste Sternhaufen in der Milchstraße und im Sternbild Tukan zu finden.

Das internationale Forscherteam am australischen Radioteleskop ATCA schoss das hochauflösende Bild, für das ihren Angaben zufolge 450 Beobachtungsstunden nötig waren. In einer Mitteilung zu ihrer Entdeckung zeigen sich die Forscher verblüfft. Der Fund der bislang unbekannten Radioquelle sei eine „aufregende“ Beobachtung, so Hauptautor Alessandro Paduano von der ICRAR’s Curtin University. Ihm zufolge gibt es zwei mögliche Erklärungen für das Radiosignal.
Möglicherweise neues Schwarzes Loch in der Milchstraße entdeckt
„Die erste ist, dass 47 Tucanae ein Schwarzes Loch mit einer Masse enthalten könnte, die irgendwo zwischen den supermassereichen Schwarzen Löchern in den Zentren von Galaxien und den stellaren Schwarzen Löchern liegt, die durch kollabierte Sterne entstehen“, sagte er. Bisher sei noch nie ein solches Schwarzes Loch in einem Kugelsternhaufen eindeutig nachgewiesen worden. „Sollte sich das Signal als schwarzes Loch herausstellen, wäre dies eine sehr bedeutende Entdeckung“, so der Wissenschaftler.
Ein schwarzes Loch ist ein Bereich im Weltraum, in dem die Gravitation so stark ist, dass nicht einmal Licht entkommen kann. Es entsteht, wenn ein massiver Stern kollabiert.
Auch ein Pulsar könnte Erklärung für unbekannte Radioquelle sein
Die zweite mögliche Quelle des mysteriösen Signals ist Paduano zufolge ein Pulsar – ein rotierender Neutronenstern, der regelmäßig Radiowellen aussendet. „Ein Pulsar, der sich so nahe am Zentrum eines Sternhaufens befindet, ist auch aus wissenschaftlicher Sicht eine interessante Entdeckung, da er für die künftige Suche nach einem Schwarzen Loch genutzt werden könnte“ so Paduano.
Wenn ein Pulsar in der Nähe eines Schwarzen Lochs ist, kann die Veränderung in seiner Signalregelmäßigkeit auf die Anwesenheit des Schwarzen Lochs hinweisen. Das ermöglicht es Wissenschaftlern, Schwarze Löcher indirekt zu identifizieren und zu untersuchen.
Gefährlich für die Menschen auf der Erde ist die Entdeckung der neuen Radioquelle eher nicht. Der Kugelsternhaufen 47 Tucanae liegt etwa 15.000 Lichtjahre von unserem Planeten entfernt.
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