US-Präsidentschaft

„Schwächung des Westens“: Europa laut internationaler Studie allein bei Angst vor Trump

Die Welt ist angesichts der Amtsübernahme von Donald Trump in den USA gespalten. Die Autoren einer aktuellen Studie sehen darin eine sich verändernde Weltordnung.

Der künftige US-Präsident Donald Trump ist vorallem bei den traditionellen Verbündeten der USA unbeliebt.
Der künftige US-Präsident Donald Trump ist vorallem bei den traditionellen Verbündeten der USA unbeliebt.Jim Watson/AFP

Eine aktuelle Erhebung des Thinktanks European Council on Foreign Relations hat ergeben, dass die Besorgnis der Europäer über die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus in weiten Teilen der Welt nicht geteilt wird. In nicht-westlichen Ländern wie China, Russland, Indien und Brasilien begrüßen mehr Menschen seine zweite Amtszeit als dass sie sie ablehnen.

„In Europa ist die Angst weit verbreitet, aber in vielen anderen Ländern sehen die Menschen Trumps zweiter Amtszeit entweder gelassen oder aktiv positiv entgegen“, schreiben die Autoren der Studie, die in Kooperation mit einem Projekt der Oxford University durchgeführt wurde. Auch der britische Historiker Timothy Garton Ash ist als Autor geführt.

Für die Studie wurden den Angaben zufolge 28.000 Menschen in 24 Ländern befragt. Trump-Befürwortern gab es demnach vor allem in Indien (75 Prozent), Russland (38 Prozent), Südafrika (35 Prozent), China (34 Prozent) und Brasilien (33 Prozent). Der Optimismus über Trumps zweite Amtszeit war besonders ausgeprägt in Indien – wo 82 Prozent ihn als gut für den Frieden in der Welt, 84 Prozent als gut für ihr Land und 85 Prozent als gut für die US-Bürger ansahen. Auch in Saudi-Arabien fielen die Werte in diesen Fragen besonders positiv für den künftigen US-Präsidenten aus.

Trump-Gegner fanden sich hingegen hauptsächlich im Vereinigten Königreich (50 Prozent), in der Schweiz und in der EU (28 Prozent) und damit vor allem in Ländern, die sich zuvor stets als enge Partner der USA verstanden haben.

Studienautoren sehen allgemeine „Schwächung des Westens“

Die Autoren des Berichts argumentieren, dass ihre Ergebnisse eine allgemeine „Schwächung des Westens“ und die Entstehung einer weitaus transaktionsorientierteren Welt zeigen, in der es komplexe wechselseitige Beziehungen zwischen den Ländern gibt. Dabei suchen sich Groß- und Mittelmächte ihre Partnerländer jeweils einzeln nach Fragen und Bereichen zur Verfolgung ihrer eigenen nationalen Interessen. Das spiegelt sich nach Ansicht der Autoren auch in einer starken Akzeptanz Russlands als Verbündeter oder als notwendiger Partner in vielen Ländern wider.

„Die Europäer müssen das Aufkommen einer stärker transaktionalen Welt erkennen. Anstatt zu versuchen, eine globale liberale Opposition gegen Trump anzuführen, sollten sie ihre eigenen Stärken erkennen und mit der Welt umgehen, wie sie sie vorfinden“, schreiben die Autoren.

Das European Council on Foreign Relations ist ein pan-europäischer Thinktank mit Büros in verschiedenen Städten Europas und einer Außenstelle in Washington. Es betreibt nach eigenen Angaben Forschung in den Bereichen europäischer Außen- und Sicherheitspolitik. Seinem Stiftungsrat gehören unter anderem verschiedene namhafte Politikerinnen und Politiker an, wie auch etwa Norbert Röttgen (CDU) oder Franziska Brantner (Grüne).

Befragte Länder zur Amtsübernahme von Donald Trump in den USA
  • Bulgarien
  • Dänemark
  • Deutschland
  • Estland
  • Frankreich
  • Italien
  • Polen
  • Portugal
  • Rumänien
  • Spanien
  • Russland
  • Schweiz
  • Türkei
  • Ukraine
  • Ungarn
  • Vereinigtes Königreich
  • Brasilien
  • China
  • Indien
  • Indonesien
  • Saudi-Arabien
  • Südafrika
  • Südkorea
  • USA