Baltikum

Estland schließt Straße im Saatse-Stiefel dauerhaft - Russische Soldaten lösen Grenzzwischenfall aus

Estland schließt letzte Straße durch Russland nach Soldaten-Zwischenfall. Baltikum baut Verteidigungslinie gegen Putin. Doch reicht das gegen das „Narva-Szenario“?

Die Straße an der Grenze zwischen Estland und Russland Mitte Oktober 2025.
Die Straße an der Grenze zwischen Estland und Russland Mitte Oktober 2025.IMAGO/Arvo Meeks

Die estnischen Behörden haben die letzte verbliebene Straße, die durch russisches Territorium führt, dauerhaft geschlossen. Grund dafür war offenbar das Auftauchen einer größeren Gruppe russischer Soldaten im sogenannten „Saatse-Stiefel“, einem Abschnitt der Grenze, an dem die Straße 178 für etwa einen Kilometer durch Russland verläuft. Das berichtet das US-Fachportal Defense News auf Basis eigener Recherchen.

Renet Merdikes, Hauptmann der estnischen Grenzpolizei in der Region, berichtete laut dem US-Portal, dass am 10. Oktober elf russische Soldaten in der Gegend gesichtet wurden, die nicht wie üblich als Grenzschutzbeamte, sondern wie reguläres Militär ausgerüstet waren. „So eine Einheit haben wir hier vorher noch nicht gesehen“, sagte Merdikes. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

Estland sperrt binationale Straße dauerhaft

Die estnischen Behörden sperrten die Straße umgehend, um ernsthafte Zwischenfälle zu vermeiden. Zunächst wurde die Route mit Schildern und Betonbarrieren blockiert, inzwischen wurde ein permanenter Zaun errichtet. Die Soldaten verließen das Gebiet kurz darauf wieder. Eine Erklärung für den Vorfall aus Moskau gab es nicht.

Die 1940 in Sowjetzeiten gebaute Straße 178 war bisher aufgrund einer informellen Vereinbarung zwischen den örtlichen Grenzbeamten beider Seiten ohne Kontrollen passierbar, solange die Fahrzeuge nicht anhielten. Seit Russlands Invasion in der Ukraine 2022 nutzten jedoch selbst die estnischen Grenzschützer die Straße nicht mehr.

Baltikum baut „Verteidigungslinie“ gegen Russland

Estland, Lettland und Litauen errichten derzeit eine „Baltische Verteidigungslinie“ entlang der Grenze zu Russland und Belarus. Das im Januar 2024 angekündigte Projekt soll bis Ende 2027 fertiggestellt werden und umfasst Panzerabwehrhindernisse, Stacheldraht, Bunker und Zonen für die Verlegung von Minen. Allein Estland plant den Bau von 600 Bunkern und will dafür rund 60 Millionen Euro aufwenden.

Ziel der Verteidigungslinie ist es laut dem estnischen Verteidigungsinvestitionszentrum ECDI, eine russische Invasion abzuschrecken und zu verlangsamen. „Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, dass die Rückeroberung besetzter Gebiete extrem schwierig ist und enorme Opfer an Menschenleben, Zeit und Ressourcen erfordert“, so das ECDI.