Großbritannien

Empörung um „Anne Frankfurter“: Imbiss benennt Hotdog nach Holocaust-Opfer

Der „Viva Veggie Van“ beschreibt den „Anne Frankfurter“ als pflanzlichen Hotdog mit rohen Zwiebeln, Relish, Ketchup und Senf. Auch ein Toast wirft Fragen auf.

Anne Franks (1929–1945) weltberühmtes Tagebuch zeichnet zwei Jahre ihres Lebens von 1942 bis 1944 nach, als sich ihre Familie in Amsterdam vor den deutschen Nazis versteckt hielt.
Anne Franks (1929–1945) weltberühmtes Tagebuch zeichnet zwei Jahre ihres Lebens von 1942 bis 1944 nach, als sich ihre Familie in Amsterdam vor den deutschen Nazis versteckt hielt.imago

Das britische Catering-Unternehmen „Viva Veggie Van“ hat sich für die Speisekarte ein besonders geschmackloses Wortspiel ausgedacht. Die Hotdog-Händlerin benannte den beliebten Snack nach Anne Frank, die Anfang des Jahres 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen starb und im Nachhinein durch ihr Tagebuch weltberühmt wurde. Ein Blick auf die Speisekarte wirft außerdem weitere Fragen auf. Womöglich handelt es sich bei der Bezeichnung eines Toasts um eine Atombomben-Anspielung.

Die Imbiss-Besitzerin wollte bei Kunden auf einer Brauerei-Veranstaltung mit der Kreation „Anne Frankfurter“ den Appetit anregen. Da die Speisekarte allerdings im Vorfeld im Internet veröffentlicht wurde, ging nie auch nur ein solcher Hotdog über die Theke. Empörte Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Auf Twitter kritisierten Nutzer das Wortspiel aufs Schärfste. „Das ist abscheulich“, kommentierte ein Nutzer. 

Veranstalter greift ein: Imbiss wird nicht an Veranstaltung teilnehmen

Kurz darauf meldete sich auch die Brauerei zu Wort und entzog der Hotdog-Händlerin kurzerhand den Auftrag. In einer Stellungnahme heißt es dazu:

„Eine Speisekarte wurde gestern Abend von einem Drittanbieter geteilt, der für dieses Wochenende in unserem Brauerei-Schankraum gebucht war. Wir hatten keine Einsicht in die Speisekarte, bevor sie veröffentlicht wurde, und stimmen zu, dass der Name eines der Gerichte völlig unangemessen ist. Der Gewerbetreibende wird nicht mit uns handeln.“ Bei der kulinarischen Kreation des fleischfreien Imbissstands handelte es sich um einen pflanzlichen Hot Dog mit rohen Zwiebeln, Relish, Ketchup und Senf. 

Inhaberin verrät Details: Das war der Gedankengang

Inhaberin, Maria Finn, erklärte gegenüber der Zeitung Jewish Chronicle, dass es sich „nur um ein Wortspiel“ handelte und dass sie „keine kontroverse Person“ ist. Der New York Post verriet Finn Details, wie es zu der Namensgebung kam: „Anne Frank stammte aus Deutschland, aus Frankfurt, und sie aß kein Fleisch“, sagte Finn. Nach Angaben von Finn wäre das Brauereifest ihre allererste Veranstaltung gewesen. „Wir wollten nur eine kleine Veranstaltung vor Weihnachten machen, jetzt haben wir unser ganzes Essen bestellt und es gibt an diesem Wochenende keine anderen Festivals, auf denen wir verkaufen können. Ich bin sehr enttäuscht“, so Finn. 

Karen Pollock, Geschäftsführerin des Holocaust Educational Trust, gab gegenüber der Zeitung ebenfalls eine Erklärung ab. Demnach sei die Verwendung des Namens eines Holocaust-Opfers als Marketing-Trick niemals angemessen.

Anspielung auf Atombombe? Rätsel um Toast-Bezeichnung

Neben einem pflanzlichen Cheeseburger und dem Hotdog hat der Imbissstand auch noch ein Toast mit dem Namen „Bikini Shroom“ (Bikini Pilz) im Angebot. Womöglich handelt es sich dabei um eine Anspielung auf das Bikini-Atoll im Pazifischen Ozean. Dort testeten die USA in den 1940er- und 1950er-Jahren zahlreiche Kernwaffen. Insgesamt gab es 67 Testserien. Die Bezeichnung Shroom (Pilz) erinnert dabei an die typische Form von Atomexplosionen, die aussieht wie ein Pilz.

Eine Atomexplosion im Bikini-Atoll im 20. Jahrhundert. 
Eine Atomexplosion im Bikini-Atoll im 20. Jahrhundert. imago/United Archives