Energiekrise

Gazprom senkt Lieferung durch Nord Stream 1 auf 20 Prozent

Russland drosselt ab Mittwochmorgen erneut die Gaslieferungen über Nord Stream 1. Die Ostseepipeline war gerade erst wieder in Betrieb gegangen.

Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 in Lubmin bei Greifswald
Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1 in Lubmin bei Greifswalddpa/Jens Büttner

Der russische Gaskonzern Gazprom senkt die Lieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 weiter. Vom 27. Juli (Mittwoch) an, um 6 Uhr MESZ, würden noch 20 Prozent oder 33 Millionen Kubikmeter Gas täglich durch die wichtigste Versorgungsleitung nach Deutschland fließen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Grund sei die Reparatur einer weiteren Turbine, hieß es.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte in der vergangenen Woche angekündigt, dass es um den 26. Juli zu einer weiteren Drosselung der Gaslieferungen über Nord Stream 1 kommen könnte. Er hatte dabei auf vom russischen Energieunternehmen verwendete Turbinen verwiesen. Grund für die neuerliche Reduktion des Gasflusses sei die Reparatur einer weiteren Turbine, hieß es laut mehreren Agenturmeldungen. Eine Turbine sollte demnach um den 26. Juli herum für Reparaturen ausgebaut werden, berichtet der ORF.

Erst Donnerstag waren Gaslieferungen wieder aufgenommen worden

Bezüglich der in Kanada gewarteten Turbine sah Gazprom unterdessen trotz der erhaltenen Begleitdokumente bei der zurückgelieferten Turbine Risiken für den Einbau in die Pipeline Nord Stream 1. „Gazprom hat die betreffenden Dokumente studiert, muss aber konstatieren, dass sie die vorher genannten Risiken nicht lösen und zusätzliche Fragen hervorrufen“, teilte das Unternehmen auf seinem Telegram-Kanal mit. Demnach sei eine Drosselung möglich, wenn die in Kanada reparierte Turbine nicht rechtzeitig wieder zur Verfügung stehe.

Erst am Donnerstag waren die Gaslieferungen über die derzeit wichtigste Verbindung nach Deutschland für russisches Erdgas nach einer zehntägigen Routinewartung wieder aufgenommen worden. Bereits im Juni hatte Gazprom die Lieferungen über die Pipeline auf 40 Prozent der Maximalkapazität gedrosselt und auf die zur Reparatur nach Kanada verschickte Turbine verwiesen. Die Bundesregierung hält dies für einen Vorwand und gibt an, Russland schiebe die Begründung vor, um die EU zu erpressen. Im Süden Deutschlands werden bei einem Gasnotstand besonders harte Folgen für die Wirtschaft befürchtet.

Bundesregierung: Es gibt keinen technischen Grund für Reduzierung

Die Industrie wolle wissen, ob der Süden bei einer Notfallverteilung von Gas gegenüber dem Norden benachteiligt werde, es seien „große Ängste“ im Spiel, warnte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Montag in Stuttgart. Der Grünen-Politiker will für den Fall vorbeugen, dass Russland seine Gaslieferungen an Deutschland weiter drosselt. Der Chef der Netzagentur versicherte, man wolle dafür sorgen, eine Gasmangellage in Deutschland zu verhindern. Der Süden solle nicht benachteiligt werden. Man arbeite daran, Gas aus Frankreich über das Saarland in den Süden zu transportieren.

Die Bundesregierung reagierte mit Unverständnis auf die angekündigte weitere Reduzierung der Gasliefermengen über die Pipeline Nord Stream 1. „Es gibt nach unseren Informationen keinen technischen Grund für eine Reduktion der Lieferungen“, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums am Montag.