Ukrainekrieg

US-Militär erhält Vorrang: Für Ukraine vorgesehene Waffenteile umgeleitet

Der Schritt verdeutlicht die Neuausrichtung der US-Verteidigungspolitik unter Präsident Donald Trump – mit einem stärkeren Fokus auf den Nahen Osten und den Indopazifik.

US-Präsident Donald Trump und sein Verteidigungsminister Pete Hegseth während einer Kabinettssitzung im Weißen Haus in Washington.
US-Präsident Donald Trump und sein Verteidigungsminister Pete Hegseth während einer Kabinettssitzung im Weißen Haus in Washington.Jim Watson/AFP

Die US-Regierung hat eine für die Ukraine vorgesehene Antidrohnentechnologie an eigene Streitkräfte im Nahen Osten umgeleitet. Nach Informationen des Wall Street Journal wurden Spezialzünder für das sogenannte Advanced Precision Kill Weapon System (APKWS), das von der Ukraine zur Abwehr russischer Drohnen eingesetzt wird, stattdessen an Einheiten der US-Luftwaffe verteilt.

Der Schritt verdeutlicht dem Bericht zufolge die Neuausrichtung der US-Verteidigungspolitik unter Präsident Donald Trump – mit einem stärkeren Fokus auf den Nahen Osten und den Indopazifik – sowie die wachsenden Engpässe bei bestimmten Rüstungsgütern in den US-Beständen.

Das Pentagon informierte demnach den Kongress vergangene Woche in einer internen Mitteilung über die Entscheidung. Als Begründung wurde ein „dringender Bedarf“ der US-Streitkräfte genannt. Die Umverteilung erfolgte offenbar auf Anweisung von Verteidigungsminister Pete Hegseth, der den Westpazifik als strategischen Schwerpunkt der US-Verteidigungspolitik bezeichnete. In einem vertraulichen Memo soll der Pentagon-Chef zuvor bereits die Joint Rapid Acquisition Cell beauftragt haben, die Zünder an die US-Luftwaffe zu liefern – trotz ursprünglich vorgesehener Lieferung an Kiew.

US-Technik ist für „ukrainische Luftabwehr von entscheidender Bedeutung“

Kritiker im US-Kongress warnen vor negativen Auswirkungen auf die ukrainische Verteidigungsfähigkeit. „Diese Fähigkeit ist für die mehrschichtige Luftverteidigung der Ukraine von entscheidender Bedeutung“, sagte Celeste Wallander, ehemalige hochrangige Pentagon-Beamtin in der Biden-Regierung dem Wall Street Journal. Zwar sei auch der Schutz von US-Personal im Nahen Osten wichtig, doch mangele es an Transparenz hinsichtlich der Dringlichkeit, so Wallander weiter. 

Während einige Abgeordnete im US-Kongress das Vorgehen als taktisch notwendig verteidigten, äußerten andere den Verdacht, es könne sich um ein politisches Signal gegenüber Kiew handeln. „Die fehlende Begründung lässt Raum für die Vermutung, dass es sich um eine Strafmaßnahme handelt“, sagte ein demokratischer Mitarbeiter des Streitkräfteausschusses dem Wall Street Journal.

Was kann die US-amerikanische Drohnenabwehr?

Bei den nun umgeleiteten Zündern handelt es sich um zentrale Komponenten des APKWS. Die USA stellen dieses System der Ukraine bereits seit mehreren Jahren zur Verfügung. Dort kommt es in bodengestützten Raketenanlagen zur Abwehr russischer Drohnen zum Einsatz. Das Pentagon bewertet die Wirksamkeit des Systems als hoch – insbesondere dank spezieller Annäherungszünder, die den Sprengkopf automatisch auslösen, sobald sich eine Drohne nähert.

Inzwischen nutzt auch die US-Luftwaffe die Technologie: Die Raketen wurden so umgebaut, dass sie von F-16- und F-15E-Kampfjets gegen Drohnen abgefeuert werden können. Das System gilt als kostengünstige Alternative zu klassischen Luft-Luft-Raketen wie Sidewinder oder AMRAAM. Eine mit entsprechenden Raketenkapseln ausgestattete F-15E wurde kürzlich vom US Central Command vorgestellt.