Bericht

Drogenkartelle aus Mexiko nutzen Ukraine für Kriegstraining

Laut Geheimdienstberichten nutzen Mitglieder mexikanischer Drogenkartelle den Ukrainekrieg, um sich in modernen Drohnentechniken schulen zu lassen. Internationale Ermittlungen laufen.

Zwei Soldaten der Internationalen Legion in der Ukraine
Zwei Soldaten der Internationalen Legion in der UkraineZuma Press Wire/imago

Mexikanische und weitere lateinamerikanische Drogenkartelle sollen laut Geheimdienstinformationen Kämpfer in die Ukraine geschickt haben, um dort Kampfdrohnen-Einsätze zu erlernen. Die mutmaßliche Infiltration betrifft offenbar die Internationale Legion, die aus ausländischen Freiwilligen besteht, die an der Seite der ukrainischen Armee kämpfen.

Wie die Kyiv Post unter Berufung auf die französische Website Intelligence Online berichtet, wurde die Ukraine durch den mexikanischen Geheimdienst Centro Nacional de Inteligencia (CNI) gewarnt. Demnach hätten sich Personen mit Verbindungen zu Drogenkartellen gezielt als Freiwillige für die Internationale Legion gemeldet – mit dem Ziel, den Umgang mit First-Person-View-Drohnen (FPV) zu erlernen. Die in Kriegsgebieten erlangten Fähigkeiten könnten anschließend in Mexiko gegen Sicherheitsbehörden oder rivalisierende Kartelle eingesetzt werden, so die Einschätzung des CNI.

Ukraine ermittelt gegen verdächtige Legionäre

Die ukrainischen Sicherheitsbehörden – darunter der Inlandsgeheimdienst SBU und der Militärgeheimdienst HUR – haben dem Bericht zufolge bereits Ermittlungen gegen mehrere verdächtige Legionäre eingeleitet. Einige von ihnen sollen verdeckte Missionen in russisch besetzten Gebieten in der Ostukraine durchgeführt haben, etwa im Donbas und in der Umgebung von Charkiw.

Besorgniserregend ist laut Intelligence Online, dass mehrere dieser mutmaßlichen Kartellangehörigen offenbar reguläre Hintergrundprüfungen umgehen konnten, indem sie sich über private Militärdienstleister (PMC) einschleusten.

Sind weitere Länder betroffen?

Neben der Ukraine untersuchen laut Kyiv Post auch Polen, Bulgarien und andere europäische Staaten Hinweise auf mögliche Infiltrationen durch organisierte Kriminalität im Kontext des Ukrainekrieges. Dabei geht es um mögliche Verbindungen zu Kartellen sowie die Frage, ob europäische Sicherheitsinteressen tangiert sein könnten.

Auch in anderen Berichten, etwa bei TVP World, wird auf die Brisanz der Entwicklung hingewiesen: Die Fähigkeit, FPV-Drohnen präzise und aggressiv einzusetzen – etwa als Kamikaze-Drohnen – gilt inzwischen als Schlüsseltechnologie auf dem ukrainischen Schlachtfeld. Die Aussicht, dass kriminelle Gruppen diesen Know-how-Transfer gezielt nutzen könnten, löst bei Sicherheitsbehörden wachsendes Unbehagen aus.

Ein globales Risiko

Die Internationale Legion der Ukraine war zu Beginn des russischen Angriffskrieges 2022 gegründet worden. Sie soll internationalen Freiwilligen einen organisierten Zugang zur Verteidigung der Ukraine ermöglichen. Zahlreiche Ausländer haben sich seither gemeldet – einige mit militärischer Vorerfahrung, andere aus ideologischer Überzeugung. Immer wieder gab es jedoch auch Berichte über unklare Strukturen, mangelnde Kontrollen und disziplinarische Probleme in Teilen der Legion.

Die jüngsten Enthüllungen werfen ein neues Licht auf die Schattenseiten transnationaler Kriegsbeteiligung. Ein militärischer Lernort wie die Ukraine könnte – so die Sorge – auch zum Trainingscamp für künftige asymmetrische Konflikte außerhalb Europas werden, wenn geeignete Kontrollmechanismen fehlen.