Gesundheit

„Sehr enttäuschend“: So viele Deutsche wollten bisher den angepassten Corona-Impfstoff

Nur rund drei Millionen Menschen haben sich laut Karl Lauterbach den angepassten Corona-Impfstoff verabreichen lassen. Der Minister warnt: Die Covid-Gefahr werde unterschätzt.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei einem Runden Tisch für die bessere Versorgung von Menschen, die nach einer Corona-Infektion langwierige Komplikationen haben.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei einem Runden Tisch für die bessere Versorgung von Menschen, die nach einer Corona-Infektion langwierige Komplikationen haben.Christophe Gateau/dpa

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) empfindet die derzeitige Impfbereitschaft „sehr enttäuschend“, sich mit dem angepassten Corona-Impfstoff impfen zu lassen. „Im Moment wird die Gefahr, die von Covid ausgeht, tatsächlich unterschätzt“, sagte Lauterbach am Montag in Berlin nach dem zweiten Runden Tisch zu Long Covid. Bislang sind es Deutschland nur rund drei Millionen Menschen, die mit dem angepassten Impfstoff geimpft wurden.

Der aktualisierte Corona-Impfstoff ist speziell an die Subvariante Omikron XBB.1.5 angepasst. Er unterscheidet sich damit von den Impfstoffen, die zu Beginn der Corona-Impfkampagne eingesetzt wurden. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine jährliche Covid-19-Auffrischimpfung für Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.

Lauterbach: Risiko für Long Covid ohne Impfung höher

Bei dem Treffen von rund 30 Vertretern aus Wissenschaft, Medizin und Versorgung stand die Versorgung für Long-Covid-Erkrankte und die Forschung im Mittelpunkt. „Das Problem Long Covid ist noch nicht gelöst“, sagte Lauterbach. Für diejenigen, die sich neu infizieren, liege das Long-Covid-Risiko bei geschätzt drei Prozent. Das seien zehntausende Betroffene. Allerdings sinke das Risiko nach einer Impfung.

Lauterbach zufolge sollen zusätzlich insgesamt 150 Millionen Euro in die Long-Covid-Forschung fließen. Es gebe immer mehr Wissen um die Mechanismen im Gehirn. Long Covid könne das Gefäßsystem und auch Gewebe im Gehirn betreffen. Doch nach wie vor gebe es „keine Heilung“. Zu den vielen Symptomen von Long Covid zählen unter anderem Erschöpfung, Gedächtnisprobleme und Organschäden.

Covid-19 und Grippe: Impfung zum gleichen Termin möglich

Carmen Scheibenbogen, Leiterin der Immundefekt-Ambulanz an der Berliner Charité, sagte, viele Betroffene seien nicht gut versorgt. Nötig seien ein „Netzwerk von Spezialambulanzen“ und auch Rehakliniken. Zwar seien Post-Covid-Ambulanzen entstanden, die Wartezeiten lägen aber oftmals bei einem halben Jahr. Als weiteren Schwerpunkt nannte sie den Einsatz von bisher nicht für die Behandlung von Long Covid zugelassenen Medikamenten. Dieser sogenannte Off-Label Use werde geprüft.

Nach Angaben des Präsidenten des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lars Schaade, ist aktuell allgemein eine „sehr hohe Aktivität an Atemwegsinfektionen“ zu beobachten. Ursache seien meist Covid-19 oder andere Erreger wie Rhinoviren. Es gebe noch keinen Hinweis auf eine beginnende Grippewelle, es sei aber mit ansteigenden Fallzahlen zu rechnen. Wichtig sei daher weiterhin eine Impfung für Risikogruppen.

Dazu zählt die ständige Impfkommission Menschen ab 60 Jahre, Personen mit Grunderkrankungen, Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie medizinisches und pflegerisches Personal, die ein erhöhtes Infektionsrisiko haben. Diesen Gruppen empfiehlt die Stiko auch die jährliche Grippeschutzimpfung. Covid-19- und Influenza-Impfung sind Experten zufolge zum gleichen Impftermin möglich