Gesundheit

Lungenentzündungen bei Kindern: Ausbruch schon in zwei europäischen Ländern

Erst China, dann Frankreich, jetzt die Niederlande. Auch in Europa ist derzeit ein Anstieg von Lungenentzündungen zu verzeichnen – besonders bei Kindern. Das steckt dahinter.

Mycoplasma pneumoniae: Ein bekanntes Bakterium ist zurück.
Mycoplasma pneumoniae: Ein bekanntes Bakterium ist zurück.Pond5 Images/imago images

In den Niederlanden ist ein deutlicher Anstieg von Lungenentzündungen bei Kindern zu verzeichnen. Damit ist dies das zweite europäische Land nach Frankreich, das in dieser Woche einen Ausbruch dieser Art meldet.

Das Netherlands Institute for Health Services Research (NIVEL) in Utrecht berichtet, dass 80 von 100.000 Kindern zwischen fünf und 14 Jahren in der vergangenen Woche an einer Lungenentzündung erkrankt seien. Dies sei der größte Ausbruch von Lungenentzündung, den das NIVEL in den letzten Jahren verzeichnet hat. Auf dem Höhepunkt der Grippesaison 2022, als Lungenentzündungen am häufigsten auftraten, seien 60 Fälle pro 100.000 Kinder in dieser Altersgruppe registriert worden, meldet das Institut.

Die in Holland und Frankreich gemeldeten Symptome ähneln sich: Abgeschlagenheit, Fieber, hartnäckiger und starker Husten. Die ersten von den französischen und holländischen Gesundheitsbehörden gesammelten Informationen deuten auf Mycoplasma pneumoniae hin, ein Bakterium, das Ärzten wohlbekannt ist. Der Erreger zirkulierte in den vergangenen Jahren während der Corona-Pandemie nur sehr wenig aufgrund der Corona-Maßnahmen, die zu einem Rückgang der Verbreitung zahlreicher anderer Atemwegserkrankungen geführt hatten. Wissenschaftler warnten in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet, dass die Rückkehr zur Normalität nun für die Weltbevölkerung nicht nur dazu führen könnte, dass sich Menschen wieder mit altbekannten Viren und Bakterien anstecken, sondern auch, dass schwere Formen von bestimmten Infektionen zunehmen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte mit, dass sie in jedem Fall die Situation genau beobachte und dass sie zusätzliche epidemiologische und klinische Informationen sowie Laborergebnisse zu den gemeldeten Ausbrüchen bei Kindern angefordert habe.
Man habe auch zusätzliche Informationen über die jüngsten Trends bei der Verbreitung bekannter Krankheitserreger wie Influenza, SARS-CoV-2, RSV und Mykoplasma pneumoniae sowie über die aktuelle Belastung der Gesundheitssysteme angefordert, sagte ein Sprecher der Behörde mit Sitz in Genf.

In den vergangenen Wochen hatte die WHO bereits China um Informationen zu einer Häufung von Lungenentzündungen bei Kindern gebeten. Im Norden des Landes hatten dort seit Mitte Oktober Fälle „grippeähnlicher Erkrankungen“ im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen. Die WHO gab jedoch teilweise Entwarnung: Keine neuen Erreger seien entdeckt worden, so die Behörde.