Filmfestival Cannes

Vergewaltigungsszene: Donald Trump will gegen Film über ihn vorgehen

Im Film „The Apprentice“ wird Trump als eine Art skrupelloses Monster dargestellt. In einer Szene vergewaltigt der Protagonist seine frühere Frau. Dagegen will Trump vorgehen.

Der frühere US-Präsident Donald Trump droht damit, juristisch gegen den Filmemacher von „The Apprentice“ vorzugehen. 
Der frühere US-Präsident Donald Trump droht damit, juristisch gegen den Filmemacher von „The Apprentice“ vorzugehen. Michael M. Santiago/AP

Ein Film über den Aufstieg des jungen Donald Trump hat auf dem Filmfestival in Cannes Aufsehen erregt und eine Klageandrohung des ehemaligen US-Präsidenten zur Folge. „Dieser ‚Film‘ ist böswillige Verleumdung und (...) verdient nicht einmal einen Platz auf dem DVD-Wühltisch einer Videothek“, erklärte ein Sprecher von Trumps Wahlkampfteam in der Nacht zum Dienstag.

„Wir werden Klage einreichen, um den offensichtlich falschen Behauptungen dieser Pseudo-Filmemacher entgegenzuwirken“, hieß es weiter. Der dänisch-iranische Filmemacher Ali Abbasi, der im Film „The Apprentice“ (Der Lehrling) den Aufstieg des späteren US-Präsidenten schildert, zeigte sich unbeeindruckt. „Alle reden darüber, dass er viele Leute verklagt hat, aber sie reden nicht über seine Erfolgsquote“, sagte Abbasi, am Dienstag in Cannes.

Das Werk ist eine Filmbiografie von Trump in seinen jungen Jahren und spielt in den 1970er und 1980er Jahren, als er sein Immobiliengeschäft in New York ausbaute. Der Film porträtiert Trump als eine Art skrupelloses Monster.

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„The Apprentice“: Trump vergewaltigt seine erste Ehefrau Ivana

In einer Szene vergewaltigt Trump als Figur in „The Apprentice“ seine frühere Frau Ivana Trump. „Das ist bekannt, dazu hat sie sich unter Eid geäußert“, sagte Abbasi. Tatsächlich hatten die Vergewaltigungsvorwürfe im wirklichen Leben Trumps im Scheidungsprozess eine Rolle gespielt; Ivana Trump hatte diese allerdings später zurückgenommen. In einer anderen Szene ist zu sehen, wie er eine Fettabsaugung durchführen lässt. Der rumänisch-US-amerikanische Schauspieler Sebastian Stan verkörpert den heute 77-Jährigen.

„Donalds Leute sollten sich den Film erstmal ansehen, bevor sie mit Klagen drohen“, sagte er nach der Premiere, die am Montagabend in Cannes stattfand. Er denke, dass sein Film bei Trump nicht unbedingt auf Missfallen stoßen würde. „Vielleicht würde er ihm auch nicht gefallen ... aber zumindest würde er ihn überraschen“, sagte er. „Ich würde ihm den Film gerne zeigen und nachher mit ihm drüber reden“, fügte er mir einem Lachen hinzu.

Gabriel Sherman, Maria Bakalova, Regisseur Ali Abbasi, Sebastian Stan und Martin Donovan (v. li. nach re.) nach der Premiere des Films „The Apprentice“ in Cannes. 
Gabriel Sherman, Maria Bakalova, Regisseur Ali Abbasi, Sebastian Stan und Martin Donovan (v. li. nach re.) nach der Premiere des Films „The Apprentice“ in Cannes. Scott A Garfitt/dpa

Trumps Motto? „Alles leugnen und immer angreifen“

Der Film sei eigentlich auch gar nicht über Trump, sondern „über ein System und wie dieses funktioniert“, sagte Abbasi. Zu sehen ist unter anderem, wie Trump als junger Immobilienmakler von einem Mentor gefördert wird, dessen Motto er sich zu eigen macht: „Alles leugnen und immer angreifen“.

Trump tritt zur Präsidentschaftswahl im November erneut als Kandidat an und muss sich aktuell wegen eines Schweigegeldprozesses vor Gericht verantworten. In dem Prozess geht es um den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, Trump habe seine Aussichten auf einen Erfolg bei der Präsidentschaftswahl 2016 durch die Zahlung von 130.000 Dollar an die Porno-Filmemacherin Stormy Daniels verbessern wollen und den Geldfluss danach falsch verbucht.

In Cannes ist auch eine Dokumentation über Daniels mit dem Titel „Stormy“ Thema. Das Werk, an dem Daniels beteiligt ist, wird auf dem „Marché de Film“, dem geschäftlichen Pendant der Filmfestspiele, vermarktet. Die Doku schildert Medienberichten zufolge aus Daniels Sicht, wie sie sich mit den Nachwirkungen der angeblichen sexuellen Beziehung zu Trump auseinandersetzte.

In Hollywood gab es keine Finanzierung für den Film

„The Apprentice“ erzählt auch von der Freundschaft von Trump und dem Rechtsanwalt Roy Cohn (Jeremy Strong). Im Film wird es so dargestellt, als habe Cohn Trump maßgeblich zu seiner Karriere verholfen - Trump ihn aber später fallen gelassen, als er ihm nicht mehr dienlich war. Cohn starb 1986 an Aids. Im Film distanziert sich Trump auch angesichts dieser Krankheit von Cohn.

Der US-amerikanische Drehbuchautor Gabriel Sherman sagte in Cannes, dass er sich bei seiner Darstellung Trumps auf reale Begebenheiten gestützt habe. Viele Produzenten hätten nichts von der Filmidee gehalten. In Hollywood wäre es aus seiner Sicht nicht möglich gewesen, den Film zu realisieren. „The Apprentice“ ist eine kanadische, dänische und irische Koproduktion.

Abbasi ergänzte: „In den letzten Jahren hat sich mein Optimismus für die Welt verabschiedet.“ Es wäre bequemer zu hoffen, dass die Zeiten wieder besser würden, sagte er. Es fühle sich besser an, zu sagen: „Diese Kriege und politischen Debatten und so weiter kommen und gehen, und die korrupten Politiker kommen und gehen, und sie betreffen mich nicht – aber sie betreffen uns.“

Gleichzeitig betonte er: „Das ist wirklich kein Film über Donald Trump. Das ist ein Film über ein System. Es ist ein Film über ein System und die Art und Weise, wie das System funktioniert und wie das System aufgebaut ist, und wie Macht sich in diesem System äußert.“