Prozesse

Cohen: Donald Trump wollte Schweigegeldzahlung an Pornostar

Donald Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen ist der zentrale Zeuge in dessen Schweigegeld-Prozess. In New York kommt es zum Showdown.

Der Ex-Anwalt von Donald Trump, Michael Cohen, hat im Strafprozess gegen den ehemaligen US-Präsidenten vor Gericht ausgesagt. 
Der Ex-Anwalt von Donald Trump, Michael Cohen, hat im Strafprozess gegen den ehemaligen US-Präsidenten vor Gericht ausgesagt. Stefan Jeremiah/AP

Im New Yorker Strafprozess gegen Ex-US-Präsident Donald Trump hat dessen Ex-Anwalt Michael Cohen dem Angeklagten eine zentrale Rolle bei der Schweigegeldzahlung an den Pornostar Stormy Daniels zugewiesen. Der vom Trump-Intimus zum Trump-Feind gewandelte Schlüsselzeuge der Anklage berichtete am Montag, dass er das Schweigegeld kurz vor der Wahl 2016 mit dem Einverständnis seines damaligen Chefs gezahlt habe.

Trump habe ihm die Zahlung an Erotikstar Stormy Daniels aufgetragen und eine Erstattung des Gelds versprochen, sagte Cohen. Trumps Ex-Anwalt wird seine Aussage am Dienstag fortsetzen.

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Im ersten Strafprozess der Geschichte gegen einen früheren US-Präsidenten wird Trump beschuldigt, das Schweigegeld für Stormy Daniels per Fälschung von Geschäftsdokumenten vertuscht und damit in verdeckter Weise in die Präsidentschaftswahl eingegriffen zu haben. Trump droht eine mehrjährige Freiheitsstrafe, die auch zur Bewährung ausgesetzt werden könnte, oder eine Geldstrafe. Das Verfahren könnte sich auf den Wahlkampf in den USA auswirken. Trump, der im November erneut US-Präsident werden will, hat auf nicht schuldig plädiert.

Daniels wollte damals ihre Geschichte von einer angeblichen Affäre mit Trump an Medien verkaufen. Trump habe seinen Anwalt Cohen dessen eigenen Angaben zufolge daraufhin angewiesen, 130.000 Dollar zu überweisen, um ihr Schweigen zu kaufen. „Mach es einfach“, habe Trump zu Cohen gesagt.

Donald Trump soll seinen Anwalt Cohen angewiesen haben, Daniels 130.000 Dollar zu überweisen, um ihr Schweigen zu kaufen.
Donald Trump soll seinen Anwalt Cohen angewiesen haben, Daniels 130.000 Dollar zu überweisen, um ihr Schweigen zu kaufen.UPI Photo/Imago

Trump-Prozess: E-Mails, Telefonanrufe und andere Dokumente

Um die Aussage Cohens, der wegen Lügen in der Vergangenheit als problematischer Zeuge gesehen wird, zu stützen, zeigte Staatsanwältin Susan Hoffinger den zwölf Geschworenen eine große Zahl an E-Mails, Daten zu Telefonanrufen und andere Dokumente. Dabei ging es der Anklage auch darum, zu zeigen, dass Trump stets informiert war über die jüngsten Ereignisse um die Zahlung des Schweigegeldes war.

Cohen beschrieb zudem, wie er vor der US-Wahl 2016 systematisch negative Berichte über den damaligen Präsidentschaftskandidaten unterdrückt hätte. Er habe dafür mit dem ehemaligen Herausgeber eines Boulevardblattes, David Pecker, zusammengearbeitet. Dabei sei es einerseits darum gegangen, „positive Geschichten über Herrn Trump, die von Vorteil“ für die anstehende Präsidentenwahl waren, im Trump-nahen National Enquirer zu verbreiten.

Andererseits habe er mit Pecker daran gearbeitet, negative Berichte, die Trump außereheliche Affären vorwarfen, zu verhindern. Dazu seien unter anderem die Rechte an diesen Geschichten gekauft worden, ohne diese jemals veröffentlichen zu wollen. Cohen bestätigte damit Peckers Aussage von Ende April.

Trump meist stoisch – außer einmal

Trump schien den Berichten zufolge die meiste Zeit ungerührt, hatte teilweise die Augen geschlossen, was einige Medien mutmaßen ließ, er sei eingeschlafen. Der Angeklagte hatte seine bislang größte Entourage mit zum Prozess gebracht. 

Der Anklage geht es auch darum, ihre Behauptung stützen, dass es Trumps Ziel gewesen war, seinen Wahlkampf vor negativen Berichten zu schützen, um bessere Chancen bei der Abstimmung im November 2016 zu haben. Dies soll einer möglichen Argumentation der Verteidigung entgegenwirken, dass es Trump bei der Zahlung an Pornostar Daniels lediglich darum gegangen sei, Schaden von seiner Familie abzuwenden.

Cohen wurde in Bezug auf die mögliche Veröffentlichung von Daniels' Geschichte deutlich: Diese wäre „katastrophal“ gewesen, das sei auch Trump bewusst gewesen. „Er dachte nicht an (Ehefrau) Melania. Hier drehte sich alles um den Wahlkampf“, sagte Cohen. Bei dieser Beschreibung habe Trump energisch mit dem Kopf geschüttelt, hieß es in den Medienberichten.

Cohen hat wegen Falschaussage Strafe abgesessen

Der heute 57-jährige Cohen hatte schon 2018 auch wegen seiner Rolle bei eben jenen Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels auf schuldig plädiert – und unter anderem wegen Falschaussage eine Haftstrafe abgesessen. 2018 war Trump noch US-Präsident und wurde von der Staatsanwaltschaft nicht strafrechtlich verfolgt.

Bei dem Prozess in New York hatte zunächst der Zeuge Pecker ausgesagt. Der ehemalige Herausgeber des National Enquirer bestätigte dabei ebenfalls die Vorwürfe der Anklage, dass Cohen und er im Auftrag Trumps vor der US-Wahl 2016 negative Berichte unterdrücken sollten, indem sie die Rechte an ihnen kauften. Vergangene Woche war Pornostar Daniels selbst in den Zeugenstand getreten und hatte eine wenig schmeichelhafte und detaillierte Aussage zum Geschlechtsverkehr mit Trump gemacht.

Die Staatsanwaltschaft hatte angekündigt, dass sie die Vernehmung ihrer Zeugen in dieser Woche beenden könnte. Danach wäre es an der Verteidigung, entlastende Zeugen aufzurufen, bevor es zu den Schlussplädoyers kommt. Die zwölf Geschworenen müssen in der Folge eine einstimmige Entscheidung treffen. Richter Juan Merchan würde bei einer Verurteilung das Strafmaß festlegen.