Verfassungsschutzbericht

AfD muss „aus der Mitte heraus wegregiert“ werden: Dobrindt zu Verfassungsschutzbericht

Zuletzt haben sich Rufe nach einem AfD-Verbotsverfahren gemehrt. Laut Bundesinnenminister Dobrindt reicht der jüngste Verfassungsschutzbericht nicht als Grundlage aus.

Zuletzt waren Rufe nach einem Verbotsverfahren gegen die AfD laut geworden.
Zuletzt waren Rufe nach einem Verbotsverfahren gegen die AfD laut geworden.Daniel Karmann/dpa

Nach der Veröffentlichung des Verfassungsschutzberichts sieht Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) in den Erkenntnissen keine ausreichende Grundlage für ein Verbotsverfahren gegen die AfD. Er sprach sich bei der Vorstellung des Berichts dafür aus, die Auseinandersetzung mit der Partei politisch zu führen. Die AfD müsse „aus der Mitte heraus wegregiert“ werden.

Das Gutachten des Verfassungsschutzes zur AfD betrachte vor allem die Frage, ob die Partei gegen das Prinzip der Menschenwürde verstoße, erläuterte Dobrindt. Für ein Verbotsverfahren müssten jedoch noch weitere Elemente geprüft werden, etwa ob ein Angriff auf den Rechtsstaat oder die Demokratie vorliege.

Mehr als 15.000 gewaltorientierte Rechtsextremisten in Deutschland

Anfang Mai hatte der Verfassungsschutz die AfD zunächst als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung“ eingestuft, setzte die Bewertung aber nach einem Eilantrag der AfD aus. Seitdem sind verstärkt Forderungen nach einem Verbotsverfahren gegen die AfD laut geworden.

Bis das Verwaltungsgericht Köln eine Entscheidung mitteilt, wird die AfD weiter als Verdachtsfall geführt. Diese „Stillhaltezusage“ gegenüber dem Gericht bedeute auch, dass der AfD-Bericht des Verfassungsschutzes nicht veröffentlicht werden dürfe, sagte Dobrindt. Wie sein Ministerium zu einem späteren Zeitpunkt damit umgehen werde, ließ er offen.

Eindeutige Zusammenhänge zwischen dem Anstieg des Rechtsextremismus und der politischen Arbeit der AfD sieht der Minister nicht. Dennoch sei deutlich, dass auch durch die AfD „eine Situation erzeugt wird, die der Polarisierung unserer Gesellschaft Vorschub leistet“. Der Vizepräsident des Verfassungsschutzes, Sinan Selen, ergänzte, die AfD habe eine Scharnierfunktion inne: Sie greife Themen auf und überführe sie dadurch ins „Sagbare“. Das Personenpotenzial in der rechtsextremistischen Szene stieg dem Verfassungsschutzbericht zufolge um fast ein Viertel von 40.600 auf 50.250. Die Zahl gewaltorientierter Rechtsextremisten beziffert der Verfassungsschutz auf 15.300.