Wirtschaft

Ferrari solidarisiert sich mit Jaguar nach Trans-Kampagne: Wird das Pferd auch abgeschafft?

Obwohl der britische Autobauer Jaguar mit seinem Diversity-Konzept als „woke“ verspottet wurde, zieht nun der italienische Sportwagenbauer nach. Das sorgt für Verwunderung im Netz.

Das Foto vom Formel-1-Rennen in Monza zeigt vor allem männliche Ferrari-Fans.
Das Foto vom Formel-1-Rennen in Monza zeigt vor allem männliche Ferrari-Fans.Luca Bruno/AP

Nach Jaguar hat nun auch Ferrari sein Marketingkonzept geändert, um offenbar durch eine Diversity-Agenda jüngere Generationen zu erreichen. Die beiden europäischen Automarken wagen damit trotz eines Shitstorms genau das, was US-Unternehmen, die vor allem Männer als Zielgruppe haben, aufgrund von Kundenkritik und Verkaufseinbrüchen vor kurzem rückgängig gemacht hatten. 

So hatten beispielsweise Bud Light, Harley-Davidson, Jack Daniel's, John Deere und einige andere angekündigt, auf eine DEI-Ausrichtung in Zukunft zu verzichten. DEI steht für „Diversity, Equity & Inclusion“ (auf Deutsch: Diversität, Gleichheit und Inklusion). Die Unternehmen betonten unter anderem, keine Einstellungsquoten für Minderheiten mehr berücksichtigen zu wollen. Auch das Sponsoring und die Unterstützung für LGBTQ+-Pride-Aktionen wurde den Angaben zufolge aufgegeben.

Anders Jaguar: Als der Autobauer vor einigen Tagen mit einem schrillen Werbeclip den Schritt ins „woke“ Universum bekanntgab, wurde der Konzern in den sozialen Medien als „veraltet“ verspottet. Trotzdem zieht nun auch noch Italiens Sportwagenhersteller Ferrari nach und verkündet, sich in Zukunft mehr auf Diversity-Themen zu konzentrieren. Doch gehen sie auch so weit, ihr Logo zu ändern? Bei Jaguar verschwindet die springende Raubkatze, die noch vom Gründer selbst entworfen wurde, von den Kühlergrills der Autos. Über das Ferrari-Pferd ist ähnliches nicht zu hören – jedenfalls noch nicht.

Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton unterstützt Ferraris Diversity-Vorstoß

„Wir bekräftigen stolz unser Engagement für Gleichheit, Gerechtigkeit und Inklusion, indem wir gemeinsam mit @F1 (Formel 1) und @fia (Fédération Internationale de l'Automobile) die neue Charta für Vielfalt und Inklusion unterstützen“, postete das Unternehmen Ferrari am Dienstag an seine 1,2 Millionen Follower auf der Onlineplattform X.

Das neue Konzept, das in Zusammenarbeit mit allen Formel-1-Teams entwickelt worden sei, sei das Ergebnis der Bemühungen von Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton, so das Unternehmen. Hamilton war der erste schwarze F1-Fahrer, der sich mit seiner Wohltätigkeitsorganisation The Hamilton Commission für die Inklusion schwarzer Personen im britischen Motorsport einsetzte. Ein 2021 von der Kommission veröffentlichter Bericht diente als Grundlage für die Umsetzung, hieß es weiter.

X-Nutzer: „DEI ist ein sinkendes Schiff“

Wie bereits bei dem Vorstoß von Jaguar, lösen die Veränderungen bei Ferrari gemischte Reaktionen aus. Mehrere bekannte konservative Social-Media-Accounts schossen gegen Ferrari: End Wokeness, das 3,3 Millionen Follower hat, antwortete auf den Beitrag mit „Oder vielleicht einfach Autos bauen“, was der allgemeine Tenor vieler Nutzer ist.

Der Nutzer Clown World schrieb: „Was für ein erbärmlicher Schachzug.“ Der rechtsgerichtete Internet-Star Paul A. Szypula kommentierte: „Machen Sie sich bereit, Ihr Geschäft aufzugeben.“ Ein anderer, der unter dem Pseudonym James Lindsay auftritt und antikommunistisch ist, schrieb: „Ihre Autos sind einfach nicht mehr cool, was absolut unglaublich ist.“ Und ein User namens Mario Gonzales fügte hinzu: „DEI ist ein sinkendes Schiff. Seien Sie nicht die Musikkapelle auf der Titanic.“

Elon Musk verwundert: „Verkaufen Sie Autos?“

Rückblick: Das Unternehmen Jaguar Land Rover Automotive, das dem indischen multinationalen Unternehmen Tata Group gehört, hatte sein neues Konzept in einem 30-sekündigen Transgender-Clip mit der Überschrift „Kopieren Sie nichts“ in den sozialen Netzwerken angekündigt. Unternehmenssprecher sagten britischen Zeitungen, man wolle dem Gründer damit Tribut zollen. In dem Clip erscheinen Marketingslogans wie „Delete Ordinary“ (lösche Gewöhnliches) und „Live Vivid“ (lebendig leben). Ein klarer Fingerzeig, dass das Alte wegmuss.

Anders als man es von einer der berühmtesten Automarken der Welt erwarten würde, ist in dem gesamten Werbespot aber nicht ein Auto zu sehen. Stattdessen ähneln die Bilder einer bunten Pariser Modenschau. Eine Gruppe geschlechtlich nicht eindeutig identifizierbarer Models stolziert durch abstrakte Kulissen. Techmilliardär Elon Musk kommentierte auf seiner Onlineplattform den Beitrag von Jaguar mit einer verwunderten Frage: „Verkaufen Sie Autos?“. Das Gleiche macht nun Ferrari durch.