Verteidigung

Zur „Abschreckung gegen Russland“: Berlin will Raketenwerfer Typhon von USA kaufen

Die Typhon-Raketenwerfer könnten von Deutschland aus Ziele in Russland erreichen. Noch hat die Bundeswehr keine entsprechenden Waffen, Pistorius stellt eine Kaufanfrage in Washington.

USA, Washington: Boris Pistorius (SPD, l), Bundesminister der Verteidigung, wird von seinem US-amerikanischen Amtskollegen Pete Hegseth mit militärischen Ehren empfangen.
USA, Washington: Boris Pistorius (SPD, l), Bundesminister der Verteidigung, wird von seinem US-amerikanischen Amtskollegen Pete Hegseth mit militärischen Ehren empfangen.Kay Nietfeld/dpa

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat bei einem Treffen mit seinem US-amerikanischen Amtskollegen Pete Hegseth am Montag angekündigt, dass Deutschland Raketenwerfer von den USA kaufen werde. Berlin habe demnach eine offizielle Anfrage zum Kauf von weitreichenden Waffensystemen vom Typ Typhon an die USA gestellt, so Pistorius. Das System mit einer Reichweite von rund 2000 Kilometern könnte es auch Ziele in Russland erreichen, soll laut Pistorius aber zur Abschreckung dienen.

„Vereinfacht ausgedrückt sind das landbasierte Abschussrampen, mit denen unterschiedliche Lenkflugkörper auf verschiedene Distanzen verschossen werden könne“, sagte der Verteidigungsminister bei seinem Besuch in Washington vor Journalisten. Mit der Mittelstreckenwaffe Typhon können so auch weitreichende Raketen wie Tomahawk abgefeuert werden.

Über Waffen mit einer Reichweite von 2000 Kilometern verfügt die Bundeswehr bisher noch nicht. Entsprechende europäische Systeme sind noch in der Entwicklung und nach Angaben von Pistorius frühestens in sieben bis zehn Jahre verfügbar. Die Typhon-Raktenwerfer sollen für die Übergangszeit angeschafft werden.

Noch davor hofft Pistorius darauf, dass die USA wie im vergangenen Jahr vom damaligen US-Präsidenten Joe Biden versprochen ab 2026 eigene Mittelstreckenwaffen in Deutschland stationieren werden. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass es bei der Ankündigung vom Washingtoner Jubiläums-Gipfel letztes Jahr bleibt“, sagte Pistorius. Eine Bestätigung der Trump-Regierung gibt es dafür bisher aber nicht.

Kauf von Mittelstreckenwaffen dürfte auch in der SPD auf Widerstand stoßen

In der SPD ist die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland hochumstritten. Zuletzt wurde sie in dem sogenannten „Manifest“ zur Außenpolitik von Politikern des linken Flügels kritisiert, darunter der Ex-Fraktionschef Rolf Mützenich. Auch die Anschaffung eigener Mittelstreckenwaffen dürfte in diesem Teil der Partei auf Widerstand stoßen.

Die USA prüfen nun, ob sie bereit sind, die Typhon-Raketenwerfer zu liefern. Hegseth habe die Anfrage aber wohlwollend zur Kenntnis genommen, sagte Pistorius.

Pistorius bekräftigte bei dem Treffen außerdem, dass die Bundesregierung zwei Patriot-Systeme im Wert von insgesamt zwei Milliarden Euro von den USA kaufen will, um sie an die Ukraine weiterzugeben. Letzte Details würden noch auf Arbeitsebene zwischen Berlin und Washington geklärt, sagte Pistorius. Es gehe nur noch „um Tage, vielleicht Wochen, bis eine Entscheidung fällt“. (mit AFP/dpa)