Spanien hat Deutschland als wichtigstes Zielland für Asylsuchende in der EU überholt. Das berichtet die Financial Times am Donnerstag unter Berufung auf einen bislang unveröffentlichten Bericht der EU-Asylagentur (EUAA). Als Hauptgrund für den Rückgang der Bewerbungen auf Asyl in Deutschland wird der Sturz des syrischen Ex-Präsidenten Baschar al-Assad im Dezember angeführt. Das EU-Asylsystem erfahre derzeit einen „signifikanten Wandel“, so die Agentur. Besonders viele Syrer hatten zuvor Schutz in Deutschland gesucht.
Die in Malta ansässige Agentur verzeichnete im Mai, dem letzten verfügbaren Zeitraum, 64.000 Asylanträge in der EU, was einen Rückgang um fast ein Viertel im Vergleich zum gleichen Monat des Jahres 2024 bedeutet. Dabei gebe es einen „extrem abrupten“ Rückgang der syrischen Anträge, die von etwa 16.000 im Oktober letzten Jahres auf nur 3100 im Mai fielen, so die EUAA.
In Deutschland sank die Zahl der Asylanträge im Mai um etwa die Hälfte auf 9900, verglichen mit 18.700 im Vorjahresmonat. „Seit Februar ist Deutschland nicht mehr das wichtigste Zielland für die EU+ (einschließlich Norwegen und der Schweiz); Spanien, Italien und Frankreich haben im Mai 2025 mehr Anträge erhalten“, schreibt die Agentur.
Warum ist Spanien bei Asylsuchenden so beliebt?
Spitzenreiter bei den Asylanträgen ist nun Spanien. Im Mai wurden demnach 12.800 Asylanträge verzeichnetet, gegenüber 16.300 im gleichen Monat des Vorjahres. Obwohl die Gesamtzahl damit rückläufig war, verzeichnete Spanien laut EUAA einen Anstieg von Asylanträgen durch Menschen, die vor der „schweren wirtschaftlichen und politischen Krise“ in Venezuela geflohen sind. Auch das Vorgehen der USA einschließlich der Abschiebung von Venezolanern könnnte dem Bericht zufolge zu dem Trend beitragen.
Der Bericht kommt zu einem Zeitpunkt, an dem eine wachsende Zahl europäischer Länder härtere Maßnahmen zur Eindämmung der irregulären Migration einführt. Auch in Deutschland trat die neue Regierung unter der Prämisse an, die Migrationspolitik zu verschärfen und kündigte unter anderem eine radikale Migrationswende an.
Die EUAA wies laut der Financial Times jedoch darauf hin, dass der jüngste Rückgang der Asylzahlen durch Syrer „wahrscheinlich nicht auf eine Änderung der Asylpolitik“ der europäischen Regierungen zurückzuführen sei, sondern dass „die Verschiebung wahrscheinlich die veränderten Umstände in Syrien widerspiegelt“.
Seit dem Beginn des syrischen Bürgerkriegs waren Millionen Menschen aus dem Land geflohen. Der Bürgerkrieg hatte 2011 begonnen, als Machthaber Assad einen landesweiten Aufstand gegen seine Regierung brutal niederschlagen ließ. Im Dezember 2024 stürmten Kämpfer unter Führung der islamistischen HTS-Miliz Damaskus und stürzten Assad, der daraufhin nach Russland floh. Eine Übergangsregierung wurde eingerichtet.


