Im Süden Spaniens sind am Wochenende mehrere Menschen bei Zusammenstößen zwischen rechten Jugendlichen und Menschen mit Migrationshintergrund verletzt worden. Zuvor hatten rechte Gruppen in den sozialen Medien zu einer „Jagd auf Migranten“ aufgerufen, wie aus spanischen Medienberichten hervorgeht. Videos im Netz zeigten, wie Männer mit rechtsextremen Symbolen auf ihrer Kleidung und Männer mit marokkanischen Flaggen einander etwa mit Gegenständen bewarfen.
Die Aktion im südspanischen Torre-Pacheco war in entsprechenden Beiträgen eigentlich für Mittwoch oder Donnerstag angekündigt worden. Nun sei es bereits früher dazu gekommen, teilte die Delegierte der spanischen Zentralregierung in der Region, Mariola Guevara, laut der spanischen Zeitung El Pais mit.
Vorausgegangen war demnach der Fall eines 68-jährigen Spaniers, der nach eigener Aussage von marokkanischen Einwanderern geschlagen worden war. Der Mann, dessen Name nur mit Domingo angegeben wurde, schilderte gegenüber spanischen Medien, dass er am frühen Mittwochmorgen wohl ohne Grund vor drei nordafrikanischen Jugendlichen attackiert worden sei. Ein Video machte die Runde im Netz, das zeigen soll, wie er von einem jungen Mann mit ausländischem Akzent angegriffen wird. Die mutmaßlichen Täter wurden noch nicht gefasst. Die Polizei ermittelt laut der spanischen Zeitung El Pais noch in dem Fall, die Untersuchung sei noch nicht abgeschlossen.
Für die rechtsgesinnten Angreifer war der Fall jedoch bereits klar. Unter der Überschrift „Schiebt sie jetzt ab“ wurde im Online-Netzwerk Telegram zur „Jagd“ auf nordafrikanischstämmige Menschen aufgerufen. „Wenn die anderen Maghrebiner in der Gemeinde nicht kooperieren bei der Identifikation der Schuldigen, sind sie automatisch schuldig und müssen dafür bezahlen“, hieß es in dem Gewaltaufruf. In sozialen Medien kursierten seit Tagen Drohungen auch gegen in Torre-Pacheco wohnende Familien aus Marokko, so die Zeitung El Pais weiter.
Spanische Jugendministerin verurteilt „rassistische Verfolgung“
Die Regierung der Region Murcia rief am Sonntag zur Ruhe auf. „Torre Pacheco muss zur Normalität zurückfinden“, erklärte der konservative Regierungschef Fernando López Miras im Onlinedienst X. Zwar verstehe er „die Frustration, aber nichts rechtfertigt Gewalt“. Zugleich sagte López Miras zu, dass der Angriff auf den 68-Jährigen „nicht ungestraft“ bleibe. Den örtlichen Behörden zufolge ist die Polizei seither verstärkt im Einsatz, um weitere Ausschreitungen zu verhindern.
Der ebenfalls der konservativen Volkspartei (PP) angehörende Bürgermeister von Torre Pacheco, Pedro Angel Roca Ternel, rief die Bewohner der Stadt zu „Ruhe“ und „Friedlichkeit“ auf. Es müsse unterschieden werden zwischen den „Straftätern“ und dem Rest der Einwanderer, die nach Spanien gekommen seien, „um zu arbeiten“.
Die spanische Jugendministerin Sira Rego, die dem Linksaußen-Bündnis Sumar angehört, verurteilte „entschieden die rassistische Verfolgung migrantischer Menschen in Torre Pacheco“. In ihrer Erklärung im Onlinedienst Bluesky schrieb sie außerdem, dass „die Ultrarechte“ für die Krawalle verantwortlich sei.
In der Region Murcia, in der Torre-Pacheco liegt, arbeiten viele Migranten als Tagelöhner in der Landwirtschaft. Fast ein Drittel der Bevölkerung des Ortes ist ausländisch – etwa doppelt so viel wie im spanischen Durchschnitt.


