Ein 63-Jähriger soll für homosexuellenfeindliche und antisemitisch motivierte Brandstiftungen in Berlin verantwortlich sein. Olaf J. wurde am Dienstagnachmittag in Baumschulenweg in seiner Wohnung festgenommen.
Am Mittwochnachmittag verkündete ein Richter ihm den Haftbefehl, der bereits am Montag erlassen worden war. Der Beschuldigte habe die Taten vom vergangenen Wochenende in vollem Umfang eingeräumt, teilten Staatsanwalt und Polizei mit.
Der Mann soll unter anderem das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen nahe der Ebert- Ecke Hannah-Arendt-Straße angegriffen haben. Den Ermittlungen zufolge brachte er dort Zettel mit einem Bibelzitat an, das Homosexuelle verunglimpft. Zudem habe er versucht, einen brennenden Gegenstand auf das Denkmal zu werfen, was ihm aber nicht gelungen sei.
Haftbefehl wegen versuchter gefährlicher Brandstiftung
Kurz darauf soll Olaf J. eine Bücherbox nahe des Holocaust-Mahnmals „Gleis 17“ am Bahnhof Grunewald angezündet haben. Die umgebaute Telefonzelle enthielt Literatur über jüdisches Leben in Berlin und die Verfolgung der Berliner Juden während der NS-Zeit. Vom Bahnhof Grunewald aus waren mehr als 50.000 Juden deportiert worden. Auch hier hinterließ der Täter ein antisemitisches Bekennerschreiben.
Ein weiteres Ziel seiner Attacken soll die Offene Initiative lesbischer Frauen in Neukölln gewesen sein. An der Schillerpromenade soll Olaf J. das Schaufenster beschädigt haben. Dort versuchte er, einen größeren Brand zu verursachen. Nach Informationen der Berliner Zeitung verschüttete er Lampenöl und zündete es an. Polizisten stellten im Innenraum verbrannte Flugblätter und Broschüren fest. Auch hier hinterließ der Täter das gleiche Bibelzitat wie am Mahnmal für Homosexuelle. Das Vereinsschild überklebte er mit einem Zettel, auf dem er sein Pseudonym hinterließ.
Weil sich der Neuköllner Verein in einem Wohngebäude befindet, bekam Olaf J. den Haftbefehl wegen versuchter schwerer Brandstiftung. Ein Bekannter des Mannes beschrieb Olaf J. am Mittwoch als „religiösen Spinner und Fanatiker“.
Bereits Anklage wegen beschädigter Wahlplakate
„Nach dem, was wir bisher mit ihm erlebt haben, können wir eine psychiatrische Beeinträchtigung bei ihm nicht ausschließen“, sagte auch ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Zu den Ermittlungen gehöre eine psychiatrische Begutachtung.
Nach Angaben des Sprechers war der Mann wegen früherer Taten ins Visier der Ermittler geraten. Am 8. Mai wurde am Amtsgericht Tiergarten gegen ihn Anklage erhoben, weil er in sieben Fällen Wahlplakate beschädigt und dabei volksverhetzende und homophobe Parolen hinterlassen hatte. Weil er jeweils sein Pseudonym auf den Plakaten hinterließ, führten die Ermittlungen in den aktuellen Fällen zu dem 63-Jährigen.


