Angeregt sitzen sich Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump im Vatikan gegenüber und sprechen miteinander. Das Bild ihres Treffens ging um die Welt. Das US-Medienunternehmen Axios hat nun erfahren, worum es in dem Gespräch ging und wie es zustande kam. Demnach soll der ukrainische Präsident die 15 Minuten genutzt haben, um den US-Präsidenten zu einem härteren Kurs gegenüber Kremlchef Wladimir Putin zu drängen.
Bevor sich die Staats- und Regierungschefs der Welt zur Beerdigung des Papstes in den Vatikan aufmachten, habe die ukrainische Seite Signale erhalten, dass Trump für ein Treffen offen sei. Selenskyjs Berater seien zunächst äußerst nervös und skeptisch gewesen, da sie sich nach dem Eklat im Weißen Haus Ende Februar nicht sicher waren, ob dies eine gute Idee sei. Nichts sei im Voraus festgelegt gewesen, alles sei ziemlich spontan passiert. Ursprünglich war dem Bericht zufolge geplant, dass sich beide Staatsmänner nach der Beerdigung von Franziskus zu treffen. Doch dann hätten sie sich zufällig bei ihrer Ankunft getroffen und nach einem ruhigen Platz im Petersdom gesucht.
Selenskyj sagte Trump: Putin wird nicht nachgeben
Den Quellen von Axios zufolge teilte Selenskyj Trump mit, Putin werde „nicht nachgeben“, solange der US-Präsident nicht mehr Druck auf ihn ausübe. Trump habe dann geantwortet, er müsse seinen Umgang mit Putin möglicherweise ändern. Auf dem Rückweg in die USA veröffentlichte Trump einen Beitrag in den sozialen Medien, der nicht nur eine Reaktion auf den massiven Luftangriff auf Kiew war, sondern auch eine Drohung an Putin enthielt: „Ich denke, er will den Krieg vielleicht gar nicht beenden, sondern nur trösten und muss anders behandelt werden – durch Bank- oder Sekundärsanktionen?“, postete Trump auf Truth Social.
Trump stellt klar: Ukraine muss Krim nicht als russisches Territorium anerkennen
Selenskyj habe Trump außerdem gebeten, zu seinem ursprünglichen Vorschlag eines bedingungslosen Waffenstillstands als Ausgangspunkt für Friedensgespräche zurückzukehren. Diesen hatte die Ukraine akzeptiert, Russland jedoch abgelehnt. Daraufhin drängte die Trump-Regierung auf einen „finalen Friedensplan“, das Selenskyj unter anderem deshalb ablehnte, weil es die rechtliche Anerkennung der Krim als russisches Territorium beinhaltet. Selenskyj habe bei dem Treffen erneut betont, dass er die Krim nicht als russisches Territorium anerkennen werde. Trump habe daraufhin deutlich gemacht, dass er ihn nicht darum bittet.
Denn der Vorschlag sieht die Anerkennung durch die USA vor, nicht durch die Ukraine. Nach Informationen von Axios sagte Selenskyj Trump, er habe keine Angst vor Zugeständnissen, um den Krieg zu beenden, brauche dafür aber ausreichend starke Sicherheitsgarantien. Trump drängte Selenskyj während des Gesprächs, den Rohstoffhandel zwischen den USA und der Ukraine so schnell wie möglich zu unterzeichnen. Berichten zufolge ist die ukrainische Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko zur Unterzeichnung auf dem Weg nach Washington. Es werde damit gerechnet, dass der Mineralien-Deal noch heute zustande kommt.
Die anonymen Quellen behaupteten gegenüber Axios, das Treffen zwischen Trump und Selenskyj sei so positiv verlaufen, weil Vizepräsident J.D. Vance und der Gesandte des Weißen Hauses, Steve Witkoff, nicht dabei waren. Die Ukrainer sehen sie eher als Unterstützer der russischen Position an, hieß es weiter.


