Russische Republik

Dagestan: Antisemitische Tumulte bei Landung einer Passagiermaschine aus Tel Aviv

Auf einem Flughafen in der russischen Republik hat sich eine Menschenmenge versammelt, um die Ankunft eines Flugzeugs aus Israel aufzuhalten. Autos sollen nach Juden durchsucht worden sein.

Menschenmenge vor dem Flughafen von Machatschkala in der russischen Republik Dagestan
Menschenmenge vor dem Flughafen von Machatschkala in der russischen Republik DagestanITAR-TASS/imago

Wie russische oppositionelle Medien wie Meduza und Baza mit Bezug auf verschiedene Telegram-Kanäle berichten, kam es am Flughafen von Machatschkala in der russischen Republik Dagestan im Nordkaukasus am Sonntagabend nach der Ankunft eines Flugzeugs aus Tel Aviv zu tumultartigen Zuständen und antisemitischen Protesten.

Vor Landung der Red-Wings-Maschine aus Israel verbreiteten sich demnach über Telegram Nachrichten, dass ein „Direktflug aus Israel“ ankomme, verbunden mit der Aufforderung, zum Flughafen zu kommen und die Landung zu verhindern. Die Evakuierungsflüge für russische Staatsbürger aus Tel Aviv landen auf drei Flughäfen im Nordkaukasus. In Dagestan sind über 90 Prozent der Bevölkerung ethnische Muslime.

Laut der Website des Flughafens landete das Flugzeug aus Tel Aviv um 19.17 Uhr Ortszeit (17.17 Uhr MET). Danach seien Dutzende Demonstranten in das Terminalgebäude eingedrungen und hätten versucht, den Zaun um das Flugfeld zu durchbrechen.

In dem Messengerdienst wie auch auf anderen Plattformen wie X verbreiteten sich Videos, die eine Menschenmenge am betroffenen Flughafen zeigen sollen. Einige scheinen sich mit Polizisten zu streiten, andere halten Plakate in den Händen. Zahlreiche Menschen liefen auch auf das Flugfeld. Dem Telegram-Kanal „Emergency Dagestan“ zufolge suchten einige Autos, die den Flughafen verlassen, nach Juden ab. Der Kanal „Here is Dagestan“ behauptet wie auch Baza, dass auf der Suche nach israelischen Staatsbürgern die Dokumente der Insassen der Fahrzeuge überprüft worden seien.

Der Telegram-Kanal „Achtung, News“ berichtet, dass die Straßen zum Flughafen schließlich gesperrt worden seien. Ankommende Flugzeuge wurden auf andere Flughäfen umgeleitet, wie die staatliche Flugaufsicht Rosawiazija der Agentur Tass zufolge mitteilte.

Sergey Lagodinsky, deutscher Politiker jüdisch-russischer Herkunft und Abgeordneter des Europäischen Parlaments, postete auf X ein Video des Vorfalls.

Dagestan: Am Tag zuvor antisemitischer Vorfall in Hotel

Es ist nicht der erste antisemitische Vorfall in Dagestan seit dem Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober. In Chasawjurt versammelten sich am 28. Oktober während pro-palästinensischer Proteste mehrere Dutzend Anwohner in einem Hotel, nachdem Gerüchte die Runde gemacht hatten, dass sich angeblich israelische Flüchtlinge dort niedergelassen hätten. Die staatliche Agentur Ria bestätigte den Vorfall. Nach örtlichen Berichten drangen mehrere Dutzend Männer in das Hotel ein, um angeblich die Pässe der Hotelgäste zu kontrollieren. Die Polizei riegelte das Hotel ab. 

Der Republikchef von Dagestan, Sergej Melikow, bestätigte gegenüber Zona, es hätten aufgrund „von Feinden verbreiteter Fälschungen“ antisemitische Proteste in Chasawjurtn stattgefunden. Die islamische Geistlichkeit der Region stellte klar: „Der Antisemitismus hat keinen Platz im multiethnischen Nordkaukasus.“

Die jüdische Gemeinde in Dagestan schloss derweil die Evakuierung von Juden nicht aus, berichtet News.ru. Ovadya Isakov, einem Vertreter des Oberrabbinats Russlands in der Republik, zufolge hingen antijüdische Aktionen mit einem „von Israel verlorenen Informationskrieg“ zusammen. Er macht eine Desinformationskampagne in den sozialen Netzwerken für die Vorkommnisse verantwortlich.