Gesundheitssystem

Bundesgesundheitsministerin erwägt Praxisgebühr – „Will niemanden davon abhalten, zum Arzt zu gehen“

Um die Wartezeiten bei Fachärzten zu verkürzen, muss es nach Ansicht der Gesundheitsministerin ein Steuerungselement geben. Eine Praxisgebühr für gesetzlich Versicherte schließt sie nicht aus.

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU)
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU)Chris Emil Janssen/Imago

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) zieht in Erwägung, die Praxisgebühr für gesetzlich Versicherte wieder einzuführen. „Ohne irgendein Steuerungselement geht es nicht“, sagte Warken der Rheinischen Post mit Blick auf die Pläne, die Wartezeiten bei Fachärzten zu verkürzen. Eine mögliche Praxisgebühr soll nach Ansicht Warkens mit der Einführung eines Primärarztsystems verknüpft werden. Ein solches System, wonach Fachärztinnen und Fachärzte nur auf ärztliche Überweisung hin aufgesucht werden sollten, könne Wartezeiten verkürzen, so Warken.

Statt einer Praxisgebühr sei aber auch ein Bonus für Patientinnen und Patienten möglich, die vor einem Facharztbesuch zunächst ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt konsultieren. Warken sagte der Rheinischen Post weiter, sie wolle keine Zwei-Klassen-Medizin schaffen und keine Ungerechtigkeiten für Patientinnen und Patienten erzeugen. Daher sehe sie auch Vorschläge skeptisch, bei jedem Arztbesuch eine Gebühr zu nehmen, erläuterte die Ministerin. Sie wolle „niemanden davon abhalten, dass er zum Arzt geht“.

Eine generelle Praxisgebühr für Arztbesuche gab es für gesetzlich Versicherte von 2004 bis Ende 2012 in Höhe von pauschal zehn Euro pro Quartal. Diese führte jedoch zu einem erheblichen Verwaltungsaufwand, die Einsparungen blieben hinter den Erwartungen zurück. Zugleich ging die Zahl der Arztbesuche zurück, was Befürchtungen auslöste, dass auch medizinisch sinnvolle Vorsorgetermine oder Behandlungen ausblieben.