Außenpolitik

Donald Trump geht im Weißen Haus auf Selenskyj los: Das sagt Michael Müller (SPD)

Nach dem Eklat im Weißen Haus zwischen Trump und Selenskyj suchen Politiker in Europa nach Lösungen. Berlins früherer Regierender Bürgermeister sprach mit der Berliner Zeitung.

Der frühere Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) nennt Trump und Putin in einem Atemzug.
Der frühere Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) nennt Trump und Putin in einem Atemzug.Emmanuele Contini

Berlins früherer Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat fassungslos auf den Streit zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump und seinem Amtskollegen Selenskyj reagiert. Der Berliner Zeitung sagte Müller am Sonntag: „Als ich das gesehen habe, habe ich das kaum geglaubt. Man denkt, das sind Fake News oder KI-Videos. Trumps Aussagen waren einfach unflätig, da waren Falschinformationen dabei. Ein weltweit einmaliger Vorfall. Trump hält dieses unflätige und unsägliche Auftreten für Politik. Daran müssen wir uns gewöhnen, auch an die Wortwahl.“

Müller glaubt bei der Attacke von Trump gegen Selenskyj nicht an einen Ausrutscher, alles sei mit seinem Vize J.D. Vance abgesprochen gewesen. „Trump will die Ukraine nicht unterstützen, er will sie erpressen“, so Müller weiter.

Michael Müller: Mit einem europäischen Bündnis gegen Trump und Putin

Der frühere Regierende Bürgermeister von Berlin saß bis jetzt im Bundestag und hat zuletzt die Enquete-Kommission zum Afghanistan-Abzug geleitet, ist also in Außenpolitik bewandert. Müller glaubt nicht, dass die Beziehungen zu den USA komplett zerstört sind. „Es gibt noch Demokraten in den USA, mit denen wir reden können. Doch als verlässlicher Partner fallen die USA weg“, glaubt der SPD-Politiker.

Aus Sicht von Michael Müller braucht es jetzt eine europäische Abstimmung ohne die USA. Er schlägt ein Bündnis der Länder Deutschland, Polen, Frankreich und Großbritannien vor. „Boris Pistorius hat dazu schon erste Gespräche geführt. Kommt so ein Bündnis nicht zustande, können wir mit Russland, den USA, China und Indien nicht mehr auf Augenhöhe verhandeln und werden nicht ernst genommen. Man muss Trump und Putin in einen Topf werfen. Und wir müssen in der Lage sein, auf beide zu reagieren.“

Müller weiter: „Schmeichelei, Verhandeln und Hoffen helfen bei Donald Trump nicht mehr. Das möchte er auch nicht. In den letzten Tagen ist etwas kaputtgegangen. Wer das jetzt nicht verstanden hat, dem ist nicht mehr zu helfen.“

Wo findet der Ukraine-Gipfel am Sonntag statt?

Michael Müller war von 2014 bis 2021 Regierender Bürgermeister von Berlin, danach saß er für die SPD im Bundestag. Bei der Wahl am vergangenen Sonntag wurde er nicht wiedergewählt. Wie es genau für ihn weitergeht, weiß er noch nicht: „Ich sitze noch in ein paar Gremien und Kuratorien. Einen genauen Zukunftsplan habe ich aber nicht.“

Am Sonntag beraten westliche Staats- und Regierungschefs in London über die Folgen für die Ukraine, Europa und die ganze Welt. Aus Deutschland reist Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an, Gastgeber im Lancaster House ist der britische Premierminister Keir Starmer.