Berlin

Berliner Obdachlosen-Ärztin Jenny De la Torre ist tot

Jahrzehntelang half sie Menschen am Rande der Gesellschaft. Jetzt ist die vielfach ausgezeichnete Ärztin Jenny De la Torre gestorben.

Die Medizinerin Jenny De la Torre ist verstorben.
Die Medizinerin Jenny De la Torre ist verstorben.DELATORRE-STIFTUNG

Die bekannte Berliner Ärztin Jenny De la Torre ist tot. Die Medizinerin starb am Dienstag nach langer, schwerer Krankheit in Berlin, wie die von ihr gegründete Jenny-De-la-Torre-Stiftung auf ihrer Webseite mitteilte. Bundesweit bekannt wurde De la Torre wegen ihres Einsatzes als Ärztin für obdachlose Menschen in den 1990er-Jahren.

De la Torre wurde 1954 in Nasca Ica in Peru geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. 1976 kam sie mit einem Stipendium in die DDR, wurde Fachärztin für Kinderchirurgie und promovierte an der Charité. Ab 1994 behandelte sie am Berliner Ostbahnhof kostenlos obdachlose Menschen, in ihrer ersten Praxis. Für ihr Engagement wurde sie mehrfach ausgezeichnet, auch mit dem Bundesverdienstkreuz. Mit ihrer Stiftung und einem Gesundheitszentrum bot sie demnach Hilfe für diejenigen an, die sonst oft durchs Raster fallen oder nicht ohne Weiteres Zugang zu medizinischer Versorgung haben.

De la Torre: Nur Spenden statt staatliche Förderung

Vor Jahren erklärte die Ärztin, dass viele Behandlungen, die sie vornehme, nicht über die Krankenkassen abgerechnet werden können. Staatliche Förderung gibt es nicht. „Wir leben von Spenden“, so De la Torre.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) erklärte, mit Jenny De la Torre verliere Berlin „eine wichtige Stimme im Kampf gegen die Obdachlosigkeit“. Als Ärztin habe sie sich mit großem Einsatz für Menschen in Not eingesetzt.

Im Nachruf der Stiftung heißt es, „mit ihrem Tod verlieren wir eine Frau, deren Leben und Wirken untrennbar mit der Idee von gelebter Solidarität verbunden sind“. Jenny De la Torre sei mehr als eine Ärztin gewesen: „Sie war eine mutige Wegbereiterin medizinischer Hilfe, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt – unabhängig von Herkunft, sozialem Status oder Lebenslage.“