Berlin

„Kriminelle Abzocke“: Vonovia nimmt Mieterhöhungen zurück – doch der Streit dauert an

Der Wohnungskonzern verlangte zu hohe Mieten wegen „erfundenen“ Wohnwerten. Nun will Vonovia Konsequenzen ziehen. Den Mietern reicht das nicht.

Vonovia gibt in einem Streit mit Mietern nach.
Vonovia gibt in einem Streit mit Mietern nach.Annette Riedl/dpa

Der Wohnungskonzern Vonovia hat offenbar angekündigt, zahlreiche Mieterhöhungen zurückzunehmen. Dies geht wohl aus einem Rundschreiben hervor, das dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) vorliegt. Die Rücknahme soll auch für Mieter gelten, die der Erhöhung bereits zugestimmt haben.

Als Begründung führt der Konzern laut dem Schreiben „viele Rückmeldungen zu zwei Merkmalen unserer Mietanpassungen“ in den vergangenen Wochen an. Zuletzt erlitt der Konzern vor dem Landgericht Berlin eine Niederlage.

Bündnis gegen Vonovia: „Millionen Euro illegal kassiert“

Vonovia hatte die Wohnwerte „überdurchschnittliche ÖPNV-Anbindung“ und „überdurchschnittliche Nahversorgung“ angeführt, um Mietsteigerungen von bis zu 15 Prozent zu begründen. Die Richter wiesen das als „erfunden“ zurück. Die Merkmale seien bereits vom Mietspiegel gedeckt, Vonovia dürfe diese nicht doppelt geltend machen und deswegen die Miete erhöhen. Vonovia gab an, diesbezüglich einzulenken und die Entscheidung des Gerichts nicht erneut überprüfen zu lassen.

Wie die Initiative Deutsche Wohnen & Co. enteignen am Dienstag mitteilte, fordern Mieter, die von den unerlaubten Erhöhungen betroffen sind, nun Rückerstattungen in Millionenhöhe. „Wir fordern die Rücknahme aller Mieterhöhungen, die auf Basis falscher Angaben erfolgt sind, und die Rückerstattung aller zu Unrecht gezahlten Beträge. Millionen Euro wurden illegal kassiert von Menschen, die kaum noch wissen, wie sie bis ans Ende des Monats kommen sollen. Diese kriminelle Abzocke muss endlich aufhören“, so Jasmina Rühl, Sprecherin des Berliner Bündnis gegen Vonovia & Co. Das Bündnis fordert von Vonovia zudem, das Ausmaß der illegalen Mieterhöhungen offenzulegen und alle betroffenen Mieter zu informieren.

Nicht das erste Mal wenden sich Mieter gegen Vonovia. Seit Monaten gibt es einen Streit zwischen Mietern und dem Konzern aufgrund von überhöhten Nebenkostennachzahlungen. Im Oktober gaben 220 Mieter eine Erklärung an Vonovia ab. Darin gaben sie an, von einer Einigung gegen einmalige Geldzahlung abzusehen. Stattdessen wollen die Mieter sich weiter gemeinsam gegen das sogenannte Wärmecontracting von Vonovia wehren.