Berlin

Firma machte Merz zum Millionär: Stadler will Berliner Werk in Pankow jetzt doch erhalten

Nach Protesten und einem Ultimatum der IG Metall lenkt die Geschäftsführung ein. Das Stadler-Werk in Berlin soll bleiben – doch nur unter Vorbehalt.

Züge stehen im Stadler-Werk in Pankow.
Züge stehen im Stadler-Werk in Pankow.Berliner Zeitung/Markus Wächter

Das Stadler-Werk in Pankow soll nun doch erhalten bleiben. Wie die Gewerkschaft IG Metall am Mittwoch mitteilte, sind mindestens für diesen der drei Standorte des Schweizer Schienenfahrzeugherstellers in der Region anders als zuvor befürchtet keine Schließungen zu erwarten. Die Geschäftsführung von Stadler Deutschland habe am Dienstagabend eine Standortzusage für Pankow gemacht – „allerdings unter dem Vorbehalt einer Gesamteinigung mit der Gewerkschaft“, heißt es in der Erklärung.

Wie berichtet, teilte die Geschäftsführung von Stadler Deutschland während einer Belegschaftsversammlung in Pankow am 24. Februar mit, dass harte Einschnitte nötig seien, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern – andernfalls seien Beschäftigungsabbau und Teilstandortschließungen möglich. Vorstandschef Jure Mikolčić und der CEO des Werks Pankow, Jörg Nuttelmann, baten die Beschäftigten um Unterstützung. Sie kündigten ein Struktur- und Effizienzprogramm an, über das verhandelt werden soll. In Reaktion darauf versammelten sich rund 1500 Mitarbeiter bei zwei Kundgebungen.

Gewerkschaft stellt Ultimatum – und Stadler-Geschäftsführung reagiert

Nachdem erste Gespräche zwischen der Gewerkschaft und der Geschäftsführung ohne Einigung verlaufen waren, stellte die Gewerkschaft ein Ultimatum. Sie forderte, dass sich Stadler klar zum Standort Pankow bekennt, eine Standortgarantie gibt sowie eine Beschäftigungssicherung zusagt. Eine Frist wurde gesetzt: Dienstag, 18 Uhr.

Nun kam die Geschäftsführung der Aufforderung mit dem Vorbehalt einer Gesamteinigung nach, wie Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin, am Mittwoch betonte. „Wir sind absolut überzeugt von der Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit dieses hochmodernen Werks und seines hochgradig innovativen Produktportfolios“, so Otto. „Jetzt können wir mit der Tarifverhandlung um einen Zukunftstarifvertrag bei Stadler in Berlin starten. Wir werden den Druck hoch halten, denn klar ist, dass ohne feste Zusagen für eine Zukunft von Stadler in Berlin, auch keine Einigung zustande kommen wird.“ Er sei „guter Dinge“, sagte Otto am Nachmittag.

Die Standortgarantie beziehe sich auf Pankow. Für die Aufteilung der Prozesse auf die Standorte Hennigsdorf und Velten plane Stadler Änderungen, wobei laut Otto absehbar sei, dass Hennigsdorf mehr Aufgaben übertragen bekommt. Klar sei aber, dass die IG Metall an der Forderung, dass es keinen Beschäftigungsabbau und keine Teilstandortschließungen geben dürfe, festhalte, bekräftigte der Gewerkschafter.

Wie hoch die Einsparsumme ausfallen wird, welche Ziele erreicht werden sollen, ließen die Stadler-Manager im Februar offen. Aber ohne einen Beitrag der Beschäftigten gehe es nicht. Und sie klappten schon mal den Werkzeugkasten auf. Eine Variante wäre, dass alle Beschäftigten auf einen Teil ihres Lohns oder Gehalts verzichten, hieß es in Unternehmenskreisen. Arbeitszeit- und Pausenregelungen sowie Zuschläge könnten weitere Stellschrauben sein (was die Gewerkschaft angeblich auch so sieht).

Eine Anfrage der Senatsverwaltung sorgte für Irritationen bei Stadler

Gewerkschafter Jan Otto sieht das Land Berlin und die landeseigene BVG stärker in der Pflicht. „Ganz klar, die BVG muss mehr U-Bahnen abgerufen werden“, sagte er der Berliner Zeitung am Mittwochnachmittag. Zudem müsse alles dafür getan werden, dass das Vergabeverfahren für zwei der drei Teilnetze der S-Bahn endlich vorangetrieben wird. Mehrmals wurde die Abgabefrist für Angebote verschoben, nun könnte eine Debatte über die künftige Fahrspannung das Verfahren weiter in die Länge ziehen.

Stadler zählt mit rund 1700 Beschäftigten in Pankow, Velten und Hennigsdorf zu den größten industriellen Arbeitgebern in der Region. Das aktuell größte Projekt ist der Bau von U-Bahn-Wagen. Der Rahmenvertrag mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) sieht die Lieferung von bis zu 1500 U-Bahn-Wagen bis 2035 vor, ein Volumen von bis zu drei Milliarden Euro. Allerdings hat das Landesunternehmen bekräftigt, zunächst nur 606 Wagen abzunehmen. Eine Anfrage der Senatsverkehrsverwaltung an die BVG, ob ältere U-Bahnen nicht doch länger betrieben werden könnten, sorgte für weitere Irritationen.

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz ist mit dem Unternehmen verbandelt. So saß der Politiker mehrere Jahre im Verwaltungsrat von Stadler Rail und besitzt Aktien.

Unternehmen bestätigt Verhandlungen mit der IG Metall

Das Unternehmen bestätigte, dass sich Stadler, Arbeitnehmervertreter und IG Metall in Verhandlungen befinden. „Der Termin am 11. März 2025 hat gezeigt, dass ein Fortschritt in den Gesprächen zu verzeichnen ist und die Parteien gewillt sind, sich aufeinander zuzubewegen“, teilte Julia Bülow, Sprecherin von Stadler Deutschland, am Mittwoch mit. „Stadler zeigt generelle Bereitschaft zu einer Standortsicherung, vorbehaltlich einer gesamtheitlichen Einigung. Ein Termin für weitere Verhandlungen wurde bereits zwischen den Parteien vereinbart.“

Dem Vernehmen nach kommen beide Seiten an diesem Donnerstag (13. März) zusammen. Einen zweiten Termin soll es am Dienstag (18. März) geben.