Kriminalität

Sprengstoff-Bande erbeutete eine halbe Million Euro – jetzt hat die Polizei die Geldautomaten-Knacker geschnappt

Polizei durchsucht Wohnung in Fennpfuhl. Eine Bande soll Geldautomaten in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt aufgesprengt haben. Zwei Männer sitzen in U-Haft.

Die Polizei ist an der Elli-Voigt-Straße in Berlin-Lichtenberg im Einsatz.
Die Polizei ist an der Elli-Voigt-Straße in Berlin-Lichtenberg im Einsatz.Carola Tunk/Berliner Zeitung

Seit Monaten sprengen Unbekannte in Berlin Geldautomaten in die Luft und stehlen das Geld. Am Freitag gelang der Berliner Polizei ein empfindlicher Schlag gegen eine solche Bande.

Wie die Berliner Staatsanwaltschaft am Freitagabend mitteilte, nahm die Polizei im Lichtenberger Ortsteil Fennpfuhl zwei Männer im Alter von 30 und 37 Jahren fest. Nach Informationen der Berliner Zeitung erfolgte die Festnahme auf einem Fußweg. Gegen die Männer hatte ein Richter zuvor Haftbefehl erlassen. Ermittler des Landeskriminalamtes durchsuchten unter anderem eine Wohnung in der Elli-Voigt-Straße. Die Haftbefehle erfolgten laut Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der gewerbs- und bandenmäßigen Diebstähle, des Herbeiführens von Sprengstoffexplosionen und Sachbeschädigungen. Im Anschluss wurden Durchsuchungsbeschlüsse in den Berliner Ortsteilen Fennpfuhl, Hellersdorf und Marzahn sowie im Brandenburger Ort Ahrensfelde vollstreckt.

Die Verhafteten sollen für zahlreiche Angriffe auf Geldautomaten verantwortlich sein, etwa in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Hessen. Vor allem in den östlichen Bundesländern und in Berlin hatte sich in den vergangenen Monaten die Zahl der Sprengungen gehäuft. Laut Staatsanwaltschaft sind die beiden Männer für mindestens 20 Geldautomatenexplosionen verantwortlich. Dabei soll die mutmaßliche Bande rund 500.000 Euro erbeutet und einen Sachschaden in Höhe von etwa 5 Millionen Euro verursacht haben.

Nach Angaben einer Polizeisprecherin wird derzeit geprüft, ob die Verhafteten auch etwas mit der Sprengung in der vergangenen Nacht in Lichtenberg zu tun haben. Gegen zwei Uhr hatte es eine Explosion in einem Einkaufszentrum in der Landsberger Allee gegeben. Dabei wurde ein Geldautomat zerstört. Die Täter konnten daraus Geld in unbekannter Höhe entwenden.

In der Nacht zum Freitag wurde in der Judith-Auer-Straße dieser Geldautomat in die Luft gesprengt. Die mutmaßlichen Täter wurden Stunden später festgenommen.
In der Nacht zum Freitag wurde in der Judith-Auer-Straße dieser Geldautomat in die Luft gesprengt. Die mutmaßlichen Täter wurden Stunden später festgenommen.Morris Pudwell

In Deutschland sind derzeit mehrere Banden unterwegs, die reihenweise Geldautomaten sprengen. Die Täter verwenden unterschiedliche Methoden: Manche bohren ein Loch in die Automaten, leiten dann per Schlauch Propangas ein und betätigen eine Fernzündung.

Andere Banden benutzen Sprengstoff wie TATP (Triaceton-Triperoxid). Dabei handelt es sich um ein hochgefährliches Selbstlaborat, das schon bei Schlägen oder Druckveränderungen detonieren kann. Damit hatte auch ein 30-Jähriger hantiert, der im Oktober vergangenen Jahres auf dem Bahnhof Neukölln vor der Bundespolizei geflohen war. Dabei hatte er eine Tasche mit TATP zurückgelassen, die von Entschärfern gesprengt werden musste. Wie berichtet, hatte er sich später selbst in einer Wohnung versehentlich in die Luft gesprengt.

Berlins Innensenatorin hatte danach die schwachen Sicherungsmaßnahmen der Banken kritisiert: Es dürfe nicht allein Aufgabe der Sicherheitsbehörden sein, auf die Bedrohung zu reagieren. Bislang verzichten viele Banken aus Kostengründen auf Sicherungstechnologien wie verstärkte Gehäuse oder Farbpatronen, die Geldscheine unbrauchbar machen.