Geschlagen, getreten, gewürgt: 298 Betroffene von körperlicher Gewalt haben im ersten Halbjahr ihre Verletzungen bei der Gewaltschutzambulanz der Charité vertraulich und kostenlos dokumentieren lassen. Das teilte die Senatsjustizverwaltung auf Anfrage mit. Von den Betroffenen waren 197 Frauen und Mädchen, aber auch 100 Männer und Jungen suchten Hilfe. Insgesamt wandten sich bis Ende Juni 749 Menschen an die Einrichtung. Damit zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung wie in den Vorjahren ab: 2024 wurden 643 Opfer untersucht, 2023 waren es 605.
„Das ist natürlich nur das Hellfeld“, sagte Rechtsmedizinerin Larissa Amadasi der Deutschen Presse-Agentur. Besonders schwer Betroffene könnten unentdeckt bleiben, weil sie keine Möglichkeit hätten, sich zu melden. Auffällig sei zudem die zunehmende Aggression in der Gesellschaft. Viele berichteten, von Unbekannten massiv attackiert worden zu sein. „Die Gewalt auf offener Straße nimmt zu. Man hat das Gefühl, dass die Hemmschwelle niedriger ist“, so Amadasi.
Weniger Terminabsagen, mehr Schulungen
Positiv sei, dass immer weniger Termine storniert würden: Im ersten Halbjahr 2025 verpassten 47 Menschen ein Gespräch, 2024 waren es noch 137. Zudem habe sich die Zusammenarbeit mit Ärzten und Kinderschutzeinrichtungen verbessert. Fachkräfte seien sicherer in der Einschätzung von Fällen geworden. Ein Grund dafür sei die verstärkte Schulung durch die Ambulanz: 2024 nahmen knapp 1.600 Menschen an 74 Veranstaltungen teil, Schwerpunkte waren häusliche Gewalt und Kindesmisshandlung.
Die Ambulanz wurde 2014 gegründet und wird vom Land finanziell unterstützt. Sie dokumentiert Verletzungen vertraulich und kostenlos, eine Behandlung erfolgt dort nicht. Für Betroffene ist die Dokumentation oft entscheidend: Sie zählt in einem möglichen Gerichtsverfahren als Beweismittel. Die Einrichtung vermittelt außerdem Kontakte zu Beratungsstellen, Ärzten und Polizei. Ziel sei, den Opfern so viel Unterstützung wie möglich zu bieten.


