Ukraine-Krieg

US-Geheimdienst: Ukrainische Gegenoffensive wird ihr Ziel verfehlen

Laut einem Bericht der Washington Post gehen die US-Geheimdienste davon aus, dass das Hauptziel der ukrainischen Gegenoffensive nicht erreicht wird.

16.08.2023, Ukraine, Kupjansk: Ukrainische Soldaten nehmen an einer militärischen Ausbildung teil.
16.08.2023, Ukraine, Kupjansk: Ukrainische Soldaten nehmen an einer militärischen Ausbildung teil.Peter Druk/XinHua/dpa

Nach Einschätzung der US-Geheimdienste wird die ukrainische Gegenoffensive ihr Hauptziel, Russlands Landbrücke zur Krim zu kappen, nicht erreichen. Dies berichtet die Washington Post unter Berufung auf Quellen in den USA, aber auch in der Ukraine selbst.

Den Quellen zufolge machen es die von den Russen zur Verteidigung der besetzten Gebiete angelegten Minenfelder und Schützengräben den ukrainischen Truppen besonders schwer, die strategisch wichtige Stadt Melitopol im Südosten des Landes zu erreichen. Sie gehen davon aus, dass es den Truppen nicht gelingen wird, in die Stadt, die als Tor zur Krim gilt, einzudringen.

Selbst die Rückeroberung von Städten in der Nähe von Melitopol, darunter Tokmak in 65 km Entfernung, wird als „extrem schwierig“ angesehen. „Russland verfügt dort über drei Hauptverteidigungslinien und darüber hinaus über befestigte Städte“, sagte der Militäranalyst des Foreign Policy Research Institute, Rob Lee, der Washington Post. „Es ist nicht nur eine Frage, ob die Ukraine eine oder zwei davon durchbrechen kann, sondern ob sie alle drei durchbrechen kann und nach der Zermürbung genügend Kräfte zur Verfügung hat, um etwas Bedeutsameres wie die Einnahme von Tokmak oder etwas darüber hinaus zu erreichen.“

US-Beamter: „Kein Beweis dafür, dass F-16 ein Allheilmittel gewesen wären“

Diese Einschätzung der US-Geheimdienste hat in Washington ein Schuldzuweisungsspiel ausgelöst, schreibt die US-amerikanische Tageszeitung. Einige Republikaner zögern noch mehr bei Bidens Forderung, mehr Geld in die Ukraine zu leiten, andere werfen seiner Regierung vor, dass sie nicht schon früher stärkere Waffen geliefert hat. Ein Regierungsbeamter wird mit den Worten zitiert, dass F-16-Jets oder ATACMS-Raketensysteme keinen Unterschied gemacht hätten. „Das Problem ist nach wie vor, Russlands Hauptverteidigungslinie zu durchdringen, und es gibt keinen Beweis dafür, dass diese Systeme ein Allheilmittel gewesen wären“, sagte er.

Außerdem rechnet selbst die Ukraine für dieses Jahr nicht mehr mit den lange erbetenen US-Mehrzweckkampfflugzeugen F-16. „Es ist offensichtlich, dass wir die Ukraine in diesem Herbst und Winter nicht mit den F-16 verteidigen können“, sagte Luftwaffensprecher Jurij Ihnat im ukrainischen Fernsehen. „Es gab große Hoffnung auf dieses Flugzeug, dass es Teil unserer Flugabwehr wird und uns gegen den Raketen- und Drohnenterror aus Russland schützen kann.“

Kampfjet F-16 für die Ukraine: Außenminister Kuleba optimistisch

Außenminister Dmytro Kuleba bemühte sich später um eine positivere Darstellung. „Ich denke, es wird bald gute Nachrichten geben“, sagte er am Donnerstag im ukrainischen Fernsehen. Die Führung um Präsident Wolodymyr Selenskyj arbeite an einer Beschleunigung des Prozesses. Politisch sei geklärt, dass die Ukraine F-16 bekommen solle; es blieben technische Details, sagte Kuleba. Er rechne damit, dass die Flugzeuge nach der Ausbildung schnell geliefert werden. „Ich denke, dass die ukrainischen Piloten von der Ausbildung zurückkehren und die Flugzeuge mit ihnen eintreffen werden.“

Innerhalb der Nato hat sich im Sommer eine von Dänemark und den Niederlanden geführte Koalition gebildet, um ukrainische Piloten für die F-16 auszubilden. Dem haben auch die USA zugestimmt. Allerdings ist die zugesagte Ausbildung zwischen den Beteiligten noch nicht organisiert. (mit dpa)