Ukrainekrieg

„Wolodymyr, kannst du Moskau treffen?“: Trump soll Selenskyj zu Angriffen auf Russland ermutigt haben

Trumps Ärger über Putin spitzt sich weiter zu. In einem Vieraugengespräch erörterte der US-Präsident offenbar kürzlich mit Selenskyj Angriffe auf russische Großstädte.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (r) und US-Präsident Donald Trump bei einem Treffen im April. In einem Telefonat soll Trump mit Selenskyj Angriffe aufs russische Landesinnere besprochen haben.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (r) und US-Präsident Donald Trump bei einem Treffen im April. In einem Telefonat soll Trump mit Selenskyj Angriffe aufs russische Landesinnere besprochen haben.Ukrainian Presidential Press Service/AP/

US-Präsident Donald Trump soll den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Seleskyj in einem vertraulichen Gespräch dazu „ermutigt haben, Russland verstärkt im tiefen Landesinneren anzugreifen“. Das schreibt die Financial Times am Dienstag unter Berufung auf Beamte, die mit dem Gespräch vom 4. Juli vertraut sein sollen. „Wolodymyr, kannst du Moskau treffen? ... Kannst du auch St. Petersburg angreifen?“ fragte Trump demnach in dem Telefonat, wie die Quellen berichten. Selenskyj habe geantwortet: „Auf jeden Fall. Das können wir, wenn du uns die Waffen gibst“. Dabei ging es offenbar um die Lieferung von US-Langstreckenwaffen.

Das Gespräch stellt dem Bericht zufolge eine deutliche Abkehr von Trumps früherer Haltung zu Russlands Krieg und seinem Wahlversprechen dar, die Einmischung der USA in ausländische Konflikte zu beenden. Zwar bleibt unklar, ob Washington solche Waffen liefern wird, doch unterstreicht das Gespräch Trumps zunehmende Frustration über die Weigerung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sich auf die vom US-Präsidenten vorgeschlagenen Waffenstillstandsgespräche einzulassen.

Trump äußerte sich erst am Dienstag in einem Interview mit der BBC über sein bröckelndes Verhältnis zum russischen Präsidenten. Dabei sagte er, er sei zwar „enttäuscht, aber nicht fertig“ mit seimem russischen Amtskollegen.

Trump kündigt „massive“ US-Waffenlieferungen an Ukraine an

„Wir sind sehr, sehr unzufrieden“ mit Russland, sagte Trump bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte im Weißen Haus am Montag, bei dem er „massive“ US-Waffenlieferungen an die Ukraine ankündigte – unter anderem die von Kiew geforderten Patriot-Abwehrsysteme. Wenn es in 50 Tagen keinen „Deal“ über einen Frieden in der Ukraine gebe, würden die USA „Zölle in Höhe von etwa 100 Prozent“ verhängen. Laut Trump handelt es sich um sogenannte Sekundärsanktionen. Sie sollen sich gegen Länder wie China, Indien und Brasilien richten, die weiter billiges Öl und Gas von Russland kaufen.

Trump und Rutte stellten außerdem eine Vereinbarung vor, wonach europäische Nato-Länder Waffen von den USA kaufen, darunter die Patriot-Systeme, und diese dann an die Ukraine weitergeben. Es handele sich um Militärgüter in Milliardenhöhe, die schnell auf dem Schlachtfeld verteilt werden sollen, sagte Trump. Nach Ruttes Angaben sind neben Deutschland auch Finnland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Großbritannien und die Niederlande dabei. Neben Patriot-Raketen sollten auch Raketen und Munition an Kiew gehen. (mit AFP)