Gesundheit

Bericht: Aspartam krebserregend? WHO-Agentur stuft Süßstoff neu ein

Einem Bericht zufolge wird die Weltgesundheitsorganisation Aspartam im Juli als „möglicherweise krebserregend“ einstufen. Was bedeutet das konkret für Verbraucher?

Null Kalorien - aber „möglicherweise“ Krebs? Aspartam ist ein beliebter Süßstoff, der in den meisten zuckerfreien Limonaden verwendet wird.
Null Kalorien - aber „möglicherweise“ Krebs? Aspartam ist ein beliebter Süßstoff, der in den meisten zuckerfreien Limonaden verwendet wird.Jordan Strauss/AP Images for The Coca-Cola Company

Aspartam soll im kommenden Monat von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört, erstmals als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft werden. Das haben zwei mit dem Verfahren vertrauten Quellen der Nachrichtenagentur Reuters bestätigt.

Bei Aspartam handelt es sich um einen der weltweit gebräuchlichsten künstlichen Süßstoffe, der wenig Kalorien enthält, aber 200-mal süßer als Zucker ist, und wird in Produkten wie zuckerfreien Limonaden und einigen Kaugummis verwendet. Die Verwendung von Aspartam gilt weltweit von verschiedenen Gesundheitsbehörden innerhalb vernünftiger Grenzen, die die aufgenommene Menge und das Gewicht der Person berücksichtigen, als unbedenklich und ist zugelassen – bisher.

Möglicherweise krebserregender Aspartam

Die IARC habe die Einstufung nach Expertentreffen und der Analyse von 1.300 Studien zu diesem Thema beschlossen, so die Quellen Reuters gegenüber. Die Ergebnisse der Studien und die daraus folgende Einschätzung werde die Agentur am 14. Juli offiziell bekannt geben.

Wie ein Sprecher der IARC erklärte, stellen die Überlegungen der Agentur den ersten wichtigen Schritt zur Erforschung der Karzinogenität von Aspartam dar. Das bedeutet im Klartext, dass die IARC nicht berücksichtigt, wie viel von einem Produkt eine Person gefahrlos zu sich nehmen kann. Diese Ratschläge für Einzelpersonen stammen von einem separaten Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe der WHO, dem Ausschuss für Zusatzstoff (JECFA). Diese Behörde führt eine Risikobewertung durch, bei der die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von bestimmten Schäden wie Krebs unter bestimmten Bedingungen erforscht wird. Auch der JECFA wird am 14. Juli seine Ergebnisse zu dem Süßstoff präsentieren.

Seit 1981 gilt Aspartam als „sicher“

Seit 1981 erklärt der JECFA, dass Aspartam innerhalb der akzeptierten täglichen Höchstmengen sicher konsumiert werden kann. Ein Erwachsener mit einem Gewicht von 60 kg müsste beispielsweise täglich zwischen 12 und 36 Dosen Diätlimonade trinken, je nachdem, wie viel Aspartam ein Getränk enthält, um ein Risiko einzugehen. Diese Ansicht wird bisher von nationalen Regulierungsbehörden, auch in den USA und Europa, weitgehend geteilt.

Welche Folgen die Einstufung durch die IARC haben wird, und ob aus ihr die JECFA konkrete Empfehlungen für die Verbraucher aussprechen wird, bleibt zunächst offen.

Fest steht, dass die Entscheidungen der IARC große Auswirkungen haben können. Im Jahr 2015 kam der Ausschuss zu dem Schluss, dass Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend“ ist. Auch Jahre später, obwohl andere Gremien wie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) diese Bewertung infrage gestellt haben, bekommen die Unternehmen die Auswirkungen der Entscheidung weiterhin zu spüren.

Im Jahr 2021 hatte das deutsche Unternehmen Bayer in den USA gerichtlich gegen Kläger verloren, die ihre Krebserkrankungen auf den Einsatz glyphosatbasierter Herbizide zurückführten und denen zunächst Schadenersatz zugesprochen worden war.