Journalismus der DDR

Victor Grossman: Trauer um prominenten Journalisten und USA-Experten der DDR

Der US-Amerikaner Victor Grossman ist tot. Der linke Aktivist prägte als Experte für US-Politik die internationale Sicht. Er blieb bis zuletzt aktiv.

Victor Grossmann bei der VVN-BdA-Veranstaltung zum 80. Jahrestags des Überfalls auf die Sowjetunion.
Victor Grossmann bei der VVN-BdA-Veranstaltung zum 80. Jahrestags des Überfalls auf die Sowjetunion.IMAGO / Matthias Reichelt

Der US-amerikanische Journalist und Publizist Stephen Wechsler ist tot. Er war den meisten unter seinem Tarnnamen Victor Grossmann bekannt. Der linke Journalist und Aktivist prägte die Sicht auf die USA in der DDR. Er starb im Alter von 97 Jahren, wie das Neue Deutschland aus dem Familienkreis erfuhr.

Grossmann wurde 1928 in New York geboren und engagierte sich bereits als Jugendlicher in der Kommunistischen Partei der USA. Nach dem Studium der Ökonomie an der Harvard University musste er zum Militärdienstes nach Deutschland. Dort wurde Anfang der 1950er-Jahre seine Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei bekannt. Um einer Haftstrafe zu entgehen, desertierte Wechsler und floh in die DDR. Dort nannte er sich zum Schutz Victor Grossman.

Ein Leben als politisch Aktiver

In der DDR studierte Grossman Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Anschließend arbeitete er jahrzehntelang als Journalist, unter anderem für das Radio Berlin International und für Tageszeitungen wie nd und Junge Welt. Schwerpunkt seiner Tätigkeit waren Analysen und Texte über die politische Entwicklung in den USA. Als Leiter des Paul-Robeson-Archivs prägte er wesentlich die Rezeption des schwarzen Schauspielers und Bürgerrechtlers in der DDR.

Auch nach der Wiedervereinigung blieb der Experte für US-Politik publizistisch tätig. Grossman engagierte sich bis ins hohe Alter politisch. Er setzte sich für Frieden in Nahost sowie für die Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern ein und war bis zuletzt beim VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) aktiv.