Bei dem ersten Gipfeltreffen zwischen Russland und den USA seit mehreren Jahren soll US-Präsident Donald Trump dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einen Brief seiner Frau Melania übergeben haben. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zwei Vertreter des Weißen Hauses. Den genauen Inhalt des Schreibens nannten sie nicht, aber erklärten, dass es um das Schicksal von Kindern gehe, die während des Ukrainekrieges entführt worden seien.
Melania Trump wurde in der Vergangenheit eine gewisse Rolle dabei zugesprochen, ihren Ehemann in Fragen des Ukrainekrieges kritisch zu beeinflussen. Bei einem Treffen im Weißen Haus im Juli mit dem Nato-Generalsekretär Mark Rutte sagte Trump selbst, seine Frau habe eine wichtige Rolle dabei gespielt, auf die „Doppelzüngigkeit“ Wladimir Putins hinzuweisen.
„Ich gehe nach Hause und sage zur First Lady: Ich habe heute mit Wladimir gesprochen. Wir hatten ein wunderbares Gespräch. Sie sagte: Wirklich? Eine weitere Stadt wurde gerade getroffen“, so Trump. Die in Slowenien geborene Melania Trump, die im ehemaligen Jugoslawien aufgewachsen ist, schien in der Vergangenheit eine größere Unterstützerin der Ukraine zu sein als US-Präsident Trump, der noch im Februar dieses Jahres den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als Diktator bezeichnete. Inzwischen hat sich Trumps Ton gegenüber der Ukraine gemäßigt.

Auch UN und IStGH prangern Entführungen von ukrainischen Kindern an
Die Ukraine bezeichnet die Entführung von nach Kiewer Angaben Zehntausenden ukrainischen Kindern als Kriegsverbrechen, das der Definition von Völkermord im Sinne des UN-Vertrags entspricht. Die Kinder seien ohne Zustimmung ihrer Familien oder Erziehungsberechtigten nach Russland oder in von Russland besetzte Gebiete gebracht wurden.
Moskau erklärte dazu in der Vergangenheit, es schütze schutzbedürftige Kinder vor einem Kriegsgebiet. Nach Angaben des Menschenrechtsbüros der Vereinten Nationen hat Russland seit Kriegsbeginn im Jahr 2022 inzwischen Millionen ukrainischer Kinder Leid zugefügt und ihre Rechte verletzt.
Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag hatte einem Bericht der New York Times zufolge bereits im März 2023 ein Verfahren gegen Vertreter Russlands wegen des Vorwurfs der Entführung ukrainischer Kinder eingeleitet. Der damalige IStGH-Chefankläger Karim Khan hatte zuvor nach einem Besuch in der Ukraine gesagt, den Vorwürfen zu Kindesentführungen im Land gehe sein Büro mit besonderer Priorität nach.
Der IStGH mit Sitz in Den Haag verfolgt seit 2002 besonders schwerwiegende Vergehen wie Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Weder Russland noch die Ukraine sind Mitglieder des IStGH.


