Suche nach U-Boot

Titanic-Tauchfahrt: Zwei Milliardäre und der Chef der Betreiberfirma an Bord

Die Suche nach dem verschwundenen U-Boot auf Expedition zur gesunkenen Titanic dauert an. Mittlerweile ist die Identität von allen fünf Passagieren bekannt.

Im verschwundenen U-Boot haben die Insassen noch Luft bis Mittwoch oder Donnerstag. 
Im verschwundenen U-Boot haben die Insassen noch Luft bis Mittwoch oder Donnerstag. OceanGate Expeditions/AP

In dem verschollenen U-Boot, das auf eine Tauchfahrt zur Titanic aufgebrochen war, befinden sich zwei Milliardäre. Das haben die Familien der beiden Männer bestätigt. Einer ist der britische Milliardär und Pilot Hamish Harding. Der andere ist der pakistanische Geschäftsmann Shahzada Dawood, laut der Zeitung Daily Mail einer der reichsten Männer Pakistans. Außerdem befindet sich, wie die Familie bestätigte, der Sohn Dawoods an Bord.

Der vierte Passagier ist laut britischen Medienberichten der französische Tiefsee-Forscher Paul-Henry Nargeolet. Beim fünften Vermissten handelt es sich US-Medienberichten zufolge um den Chef der Betreiberfirma Oceangate. Stockton Rush nahm laut Angaben der TV-Sender NBC und CNN und unter Berufung auf Oceangate und eine nicht namentlich genannte Quelle an der Expedition zum Wrack der weltberühmten „Titanic“ teil. 

Das U-Boot war am frühen Sonntagmorgen von der Ostküste Nordamerikas aufgebrochen. Die Küstenwachen der USA und Kanadas suchen seit Sonntagnachmittag nach ihm. Die US-Küstenwache teilte am Montag mit, sie habe eine umfassende Suche rund 1450 Kilometer östlich von Cape Cod im Atlantik eingeleitet. Die kanadische Küstenwache entsandte nach eigenen Angaben ein Flugzeug und ein Schiff in das Suchgebiet.

„Eine Suche in dem entlegenen Gebiet ist eine Herausforderung, aber wir schicken alles, was wir haben, um sicherzustellen, dass wir das Boot lokalisieren und die Menschen an Bord retten können“, sagte der US-Koordinator des Einsatzes, John Mauger, vor Journalisten in Boston im US-Bundesstaat Massachusetts. Das von dem Unternehmen OceanGate Expeditions betriebene U-Boot hatte den Tauchgang am frühen Sonntagmorgen begonnen. Knapp zwei Stunden später brach der Kontakt zum Boot ab. 

Harding hatte „bemannte Mission zur Titanic“ angekündigt

„Unser Sohn Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman hatten sich auf eine Reise begeben, um die Überreste der Titanic im Atlantischen Ozean zu besichtigen“, zitierten britische Medien am Dienstagmorgen aus einer Mitteilung der Familie Dawoods. „Bis jetzt ist der Kontakt zu ihrem Tauchboot unterbrochen, und es stehen nur begrenzte Informationen zur Verfügung.“ Dawood lebt demnach in Großbritannien und arbeitet als Unternehmensberater.

Hamish Harding wiederum hatte am Samstag bei Instagram mitgeteilt, er sei „stolz endlich ankündigen zu können“, dass er sich der Mission zum Wrack der Titanic anschließen werde. „Es hat sich ein Wetterfenster geöffnet und wir werden morgen einen Tauchgang versuchen“, schrieb Harding weiter. „Wegen des schlimmsten Winters seit 40 Jahren in Neufundland ist diese Mission wahrscheinlich die erste und einzige bemannte Mission zur ‚Titanic‘ 2023“, fügte der 58-Jährige hinzu.

Vermisstes U-Boot: Sauerstoff für insgesamt 96 Stunden; Zeit läuft

Küstenwachen-Koordinator Mauger wollte die Identität der Menschen an Bord am Montag noch nicht bestätigen. Laut Mauger wurde die US-Küstenwache am Sonntagnachmittag über das Verschwinden des U-Boots informiert. Sie schickte zwei C-130-Flugzeuge, um die Meeresoberfläche abzusuchen. Das kanadische Flugzeug nutze Sonar-Technologie mit Bojen, erklärte Oberbootsmann Robert Simpson der Nachrichtenagentur AFP.

Zeit ist ein kritischer Faktor bei der Rettungsaktion. Das 6,5 Meter lange U-Boot hat bei einer fünfköpfigen Besatzung genug Sauerstoff für 96 Stunden. Mauger sagte am Montagnachmittag Ortszeit, er gehe davon aus, dass noch Sauerstoff für 70 oder mehr Stunden zur Verfügung stehe.

Das Unternehmen OceanGate Expeditions, dem das touristisch genutzte U-Boot gehört, schrieb auf seiner Website, derzeit laufe eine Expedition zum Wrack der Titanic. Das U-Boot Titan kann maximal 4000 Meter tief tauchen.

Bemühungen, Kontakt zum U-Boot wiederherzustellen

Laut dem US-Sender CBS News und anderen Medien erklärte die Firma, ihr ganzes Augenmerk „liegt auf den Besatzungsmitgliedern des Tauchbootes und ihren Angehörigen“. Das Unternehmen sei „zutiefst dankbar für die umfangreiche Hilfe, die wir von mehreren Regierungsbehörden und Tiefsee-Unternehmen erhalten haben bei unseren Bemühungen, den Kontakt zu dem Tauchboot wieder herzustellen“.

Der Ozean-Forscher Robert Blasiak vom Stockholm Resilience Centre wies auf die schwierigen Bedingungen im Suchgebiet hin. „Der Ozean ist im Durchschnitt vier Kilometer tief, dieses U-Boot befindet sich also in großer Tiefe“, sagte Blasiak der BBC. Licht dringe höchstens einen Kilometer weit in die Meeresoberfläche ein, es sei also stockfinster bei gleichzeitig erheblichem Wasserdruck. „Wir wissen, wo die Titanic ist, aber wir wissen nicht, wo das Tauchboot ist. Es könnte also sein, dass es bei weitem nicht so tief ist, und darauf sollten wir alle zum jetzigen Zeitpunkt hoffen.“

Rettungsaussichten sind schlecht, wenn Rumpf beschädigt wurde

Der U-Boot-Experte Alistair Greig vom University College London nannte im BBC-Gespräch mehrere mögliche Szenarien des Vorfalls. Bei einem Strom- oder Kommunikationsausfall könne es sein, dass das Tauchboot zur Oberfläche getrieben würde. Deutlich schlechter wäre die Lage, sollte der Rumpf beschädigt worden sein und es ein Leck geben. „Dann ist die Prognose nicht gut“, sagte Greig.

Schwierig wäre es auch, wenn das Tauchboot nicht mehr aus eigener Kraft vom Meeresboden aufsteigen könne. „Auch wenn das Tauchboot möglicherweise noch intakt ist, gibt es, wenn es tiefer als 200 Meter ist, nur sehr wenige Schiffe, die so tief vordringen können, und schon gar keine Taucher“, sagte der Experte. „Die für die U-Boot-Rettung der Marine konzipierten Fahrzeuge können sicherlich nicht annähernd in die Tiefe der Titanic vordringen. Und selbst wenn sie es könnten, bezweifle ich sehr, dass sie an der Luke des Touristentauchboots fest machen könnten.“

Titanic liegt in 4000 Metern Tiefe

Die Titanic, die als unsinkbar galt, war am 10. April 1912 vom englischen Hafen Southampton zu ihrer Jungfernfahrt über den Atlantik aufgebrochen. Fünf Tage später ging das damals größte Kreuzfahrtschiff der Welt unter, nachdem es einen Eisberg gerammt hatte. Fast 1500 der 2224 Menschen an Bord kamen ums Leben.

Das Wrack des in zwei Teile gebrochenen britischen Schiffes wurde erst 1985 etwa 650 Kilometer vor der kanadischen Küste gefunden. Es liegt in internationalen Gewässern im Atlantik in etwa 4000 Metern Tiefe. Die Titanic übt immer noch eine große Faszination aus. Seit seiner Entdeckung besichtigen regelmäßig Forscher, aber auch Touristen das Wrack.